Immo-Fonds-Tief findet ohne Schweiz statt
Warum die Schweizer bei Offenen Immo-Fonds die Nase vorn haben, ist schnell erklärt: Sie haben die Anlagemöglichkeit 1938 erfunden und mit einem Regulativ ausgestattet, das Panikreaktionen ausschließt. Konservativ, fantasielos - aber wertbeständig
Drastische Rücknahmebeschränkungen - das ist die geradezu magische Zutat, die unseren geschätzten und beneideten Nachbarn bislang vor einer Fondskrise bewahrt hat. Anleger, die in der Schweiz Geld aus ihrem Immobilienfonds abziehen wollen, müssen diese Absicht ein ganzes Jahr im Voraus melden. Was sich angesichts der momentan herrschenden Finanzmarkt-Lage wie Däumchen drehen unterm Damokles-Schwert anhört, verschafft in der Praxis dem jeweiligen Fondsmanagement ausreichend Spielraum, die Liquiditätslage exakt zu steuern.
Anders als sonstwo können die Fonds in der Schweiz auch nicht beliebig weitere Anteile ausgeben und dürfen nur in dem Umfang Kapital aufnehmen, der tatsächlich für den Kauf neuer Immobilien oder die Befriedigung von Rücknahme-Ansprüchen benötigt wird. Dieses Regulativ ist aber beileibe nicht als Daumenschraube konzipiert. Anleger, die in Schweizer Offene Immobilienfonds investiert haben, dürfen jederzeit Fondsanteile liquidieren.
Die momentan etwas gespannte Lage am Fonds-Markt ist bekanntlich keine Premiere. Zuletzt krachte es 2006 - Stichwort damals wie heute: unkontrollierbare Mittelrückflüsse. Damals wurde beispielsweise in Deutschland heftig über eine Reform der deutschen Offenen Fonds nach Schweizer Vorbild diskutiert. Das Vorhaben scheiterte letztlich aber am Widerstand der Banken, die ihre Felle - sprich: ihre Provisionen bei der Fondsvermittlung - davonschwimmen sahen. Wie war das doch gleich mit der Taube am Dach?