Stadtentwicklung - Quartiermanagement und Kurzzeitwohnen
Bei den „St. Wolfganger Tagen“ der ARGE Eigenheim sprachen hochkarätige Vortragende über Probleme und Lösungen des Wohnens der Zukunft, infrastrukturelle Anforderungen, sowie über Trends wie Kurzzeitwohnen und Quartiermanagement.
Der Zuzug in Großstädte nimmt kein Ende und wird in Zukunft noch stärker werden. Darüber waren sich die Experten bei dem Event der ARGE Eigenheim, einem Zusammenschluss von mehr als 100 Wohnbauunternehmen in Österreich, einig. So ist etwa der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl überzeugt: „In rund 20 Jahren werden rund 70 Prozent der Menschen in urbanen Lebensräumen wohnen. Das wird einen enormen Druck auf die Bautätigkeit bewirken“.
Bürgerinitiativen "oft hinderlich"
Über Probleme und Lösungen am Beispiel von realisierten Wohnbauprojekten in Wien berichtete Architekt Michael Pech, Vorstand der ÖSW AG, der anführte, dass in der Bundeshauptstadt Wien bereits in 45 Prozent der Wohnungen Singles leben. In München sei sogar schon mehr als jede zweite Wohnung ein Ein-Personen-Haushalt (52%). Pech: „Diesen Herausforderungen müssen wir uns stellen und rechtzeitig die Weichen stellen, um die notwendigen Strukturen zu schaffen." Bürgerinitiativen jedoch befürwortet er weniger. Diese seien "oft hinderlich, da sie zukunftsträchtige Projekte nicht verhindern können, aber bewusst verzögern," meint Pech. Eine neue Herausforderung an die gemeinnützige Bauwirtschaft sieht Pech vor allem auch im Bereich des Kurzzeitwohnens: eine möblierte Wohnform für Einpendler, die während der Woche in Wien arbeiten, für saisonale Arbeitskräfte oder für Wohnungssuchende, die aus privaten Gründen übergangsmäßig rasch ein Dach über dem Kopf brauchen. So konnten in Wien bereits 300 solcher Wohnungen umgesetzt werden, weitere 400 sollen noch folgen, berichtete Pech.
Quartiermanagement für gutes Klima
Für Sozialwissenschafterin Rosemarie Fuchshofer vom Institut StadtLandBerg ist ein professionelles Quartiermanagement unumgänglich, um ein gutes Klima in einer Hausgemeinschaft schaffen zu können. „Das beginnt bereits in der Besiedlungsphase“, so Fuchshofer. Sozialbegleitung könne dabei die Einstellungen und Erwartungen der Bewohner rechtzeitig in die richtigen Bahnen lenken und so potentiellen Eskalationen erfolgreich entgegenwirken. Fuchshofer: „Wenn die soziale Betreuung der Bewohner bereits rund um den Einzug startet, kann eine 95-prozentige Zufriedenheit erzielt werden. Das hebt natürlich die Lebensqualität jedes einzelnen Bewohners enorm.“ Als Beispiel nennt sie die Wohnanlage „Freiraum Maxglan“, die um 65 Millionen Euro am ehemaligen Struberkasernen-Gelände in der Stadt Salzburg unter anderem von der Salzburg Wohnbau errichtet wurde und einen Kindergarten, Spielplätze, ein Lebensmittelgeschäft einen Sport-Parcours, Fahrradwege und einen neuen Stadtteilpark umfasst.