Studie: Die Österreicher träumen vom Leben am Land
Der heimische Stadtmensch will eigentlich aufs Land – die Landbevölkerung von dort nicht weg. So der Tenor einer Market-Studie im Auftrag des Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie, BAU!MASSIV!, die gestern präsentiert wurde. Der globale Trend, der die städtischen Verdichtungsräume als große „Wunschorte“ ausweise, würde sich den Autoren zufolge hierzulande nicht bestätigen.
Ausschlaggebend für das Land seien die flächendeckend verfügbare Infrastrukturausstattung, der Faktor Lebensqualität und die vergleichsweise leistbarere Wohnwirklichkeit – im Idealfall in einem Massivbau. Was für die Stadt spricht sind Ausbildungschancen und Jobs, so die zusammengefassten Studienergebnisse.
In der Market-Meinungsumfrage im Auftrag von BAU!MASSIV! wurden auch Motive für die Wahl oder Veränderung der Wohnsituation abgefragt. In diesem Sinne erscheint das Land als idealer Ort. 92 Prozent der Bevölkerung am Land sind mit ihrem aktuellen Wohnort zufrieden oder sehr zufrieden. Die städtischen Werte liegen generell darunter.
Studienautor Werner Beutelmeyer, Geschäftsführer des Market Instituts Linz (links im Bild). „Eigentum in Form eines Hauses am Land erscheint als Idealzustand, zwei Drittel der Bevölkerung schätzen diesen auch als leistbar ein.“ Nur ein knappes Viertel der Menschen am Land könne den Zahlen zufolge dem Gedanken an einen Umzug in die Stadt etwas abgewinnen. „Umgekehrt zieht es die Großstädter aufs Land, in Wien die Hälfte und sogar zwei Drittel der anderen Stadtbevölkerungen.“ Was sie hält, sei das Ausbildungs- und Jobangebot, heißt es in der Studie.
Wunsch nach Massivbau
Den eigenen Wohntraum wollen die Österreicher laut Umfrage auch heute noch mehrheitlich im Massivbau verwirklichen: Mehr als die Hälfte der Bevölkerung sieht darin die Idealform, Leichtbau liegt mit 19 Prozent deutlich im Hintertreffen. Bauen will man, so das Ergebnis der Befragung, mit regionalen Partnern. Zur Freude von Andreas Pfeiler, Geschäftsführer des Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie (Bildmitte). „Das bestätigt unsere Studie aus dem Vorjahr, unsere Branche wirkt aus der Region für die Region. Und Massivbau entspricht den Wünschen der Bevölkerung.“
Bausektor als regionaler Wirtschaftsmotor
Auch Wolfgang Amann, Direktor des Instituts für Immobilien, Bauen und Wohnen (rechts im Bild), betont den regionalen Faktor des Bausektors. Dieser sei wichtiges „Rückgrat der ländlichen Wirtschaft“. Dazu kämen innovative Betriebe mit hoher Exportquote, die ebenfalls am Land operieren. Diese Kombination schaffe einkommensstarke Regionen und "eine Art urbanisierten ländlichen Raum".
"Strukturen langfristig sichern"
Seine Branche würde oft gerade da Strukturen erhalten, wo sonst nur wenig zu finden sei, sagt Pfeiler. Nun gehe es darum, diese zu erhalten und die Abwanderungsquote möglchst gering zu halten. „Dem können wir mit guter Infrastruktur und leistbaren Wohnungen entgegen wirken“, folgert Pfeiler. Hier sieht er aber auch die Politik in der Pflicht, die seiner Meinung nach ausreichende Finanzmittel für bedarfsgerechten und nachhaltigen Wohnungsneubau in den Regionen bereitstellen müsste.