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Studie: Konsumenten wollen nachhaltige Immobilien

Erstmals wurden statt Experten Konsumenten nach nachhaltigen Immobilien gefragt - mit klarem Ergebnis: Gerne würde gar mehr bezahlt werden. Jetzt gelte es, so das Fazit der Studie, das Thema Nachhaltigkeit zu besetzen, um langfristig erfolgreich zu bleiben.

Jetzt liegt es erstmals schwarz auf weiß vor. Eine Studie im Auftrag der wiko Wirtschaftskommunikation belegt, was viele Experten zumindest erhofften: Dass auch die Konsumenten regelrecht nach Nachhaltigkeit im Wohnbau schreien. Anders als bisher wurden nun endlich einmal statt Expertenmeinungen, die Wünsche der Kunden erfragt.

Nachhaltigkeit: Zwei Drittel würden mehr zahlen

Die wichtigsten Details aus der repräsentativen Umfrage von Karmasin Motivforschung: 83 Prozent der Österreicher glauben, dass nachhaltige Gebäude in Zukunft mehr nachgefragt werden. Zwei Drittel würden für einen nachhaltigen Wohnsitz sogar etwas tiefer ins Börserl greifen. Botschaften, die die Immobilien- wie Baubranche zum Grübeln bringen wird.

Nachhaltigkeit als langfristiger Erfolgsgarant

"Es gibt keinen Bereich, wo Nachhaltigkeit kein Thema ist. Und es ist nicht nur ein Schlagwort: An Immobilien werden ganz konkrete Anforderungen gestellt", erklärt Meinungsforscherin Sophie Karmasin den nun bestätigten Stellenwert von Begriffen wie Energieeffizienz, Gesundem Wohnen und anderen. Philipp Kaufmann, Gründungspräsident des Co-Auftraggebers Österreichische Gesellschaft für nachhaltige Immobilienwirtschaft ÖGNI, sieht sich bestätigt: "Nachhaltigkeit ist wirklich das Zukunftsthema. Spannend ist, dass der Konsument Energieeffizienz nicht alleine als wichtig ansieht. Es wird nicht eindimensional gedacht. Die Branche ist aufgerufen diese Themen umzusetzen." Wer nun mitzieht, könne sich entsprechend positionieren und vor allem langfristig im Geschäft bleiben. Und, so die wesentliche Botschaft der Konsumenten, sogar etwas mehr daran verdienen.

Diskrepanz zwischen Erwartung und Angebot

Kaufmann zieht aber noch weitere Schlüsse aus der aktuellen Studie. Befragt wurden schließlich "normale" Konsumenten und tatsächliche Wohnungssuchende. Kaufmann: "Die Branche wird von Konsumenten besser gesehen, als von jenen, die sich bei der Suche mit Immobilien konkret auseindersetzen. Es herrscht eine Diskrepanz zwischen Erwartung und Angebot. Es geht nicht mehr nur um die Lage. Wer das ignoriert, wird nicht erfolgreich sein."

Förderwesen zu komplex

Ebenfalls überraschend: Der Energieausweis wird nicht so wahrgenommen, wie vielleicht vermutet. Und auch Förderungen gehen in der Masse und Komplexität unter. Der ÖGNI-Chef: "Politisch ist das kein Erfolg. Es ist eine einfachere Förderlandschaft notwendig."

Aufgerufen ist die Immobilienbranche auch in Sachen (thermischer) Sanierung. Hier werde zuwenig getan. Und dort wo saniert wird, scheitert der Erfolg an fehlender Kommunikation zum Konsumenten.

Die Studie im Detail:

Gefragt wurden insgesamt 950 Konsumenten und 482 Wohnungssuchende ab 18 Jahren. Über-30-Jährige sind tendenziell stärker an Nachhaltigkeit interessiert.

Für 72 Prozent ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema.

Zwei Drittel der Befragten sehen das Thema Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche nicht gut umgesetzt.

Für 83 Prozent werden nachhaltige Gebäude in Zukunft stärker nachgefragt.

Nach der finanziellen Gesamtbelastung (38 Prozent) sind die wesentlichsten Aspekte des Wohnens: Gesundes Wohnen (35 Prozent), Lage (31 Prozent), Freiraum wie Garten (19 Prozent), Helligkeit, Lärmfreiheit, Verkehrsanbindung und Parkplätze.

84 Prozent meinen, keinen Energieausweis zu haben.

53 Prozent kennen keine Förderungen zu Sanierung und Wohnbau.

Bei Fenstern sind vor allem wichtig: Wärmedämmung, Langlebigkeit, Schalldämmung, Werthaltigkeit und Kosten über den Nutzungszeitraum.

Stolze 51 Prozent wäre die Nutzung von natürlichen Ressourcen wie Sonne, Erdwärme und Co wichtig.

Und ganz wesentlich: Über zwei Drittel der Befragten würden für eine nachhaltige Immobilie mehr Miete bzw. einen höheren Kaufpreis berappen - zwischen zwei und zehn Prozent mehr.

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Datum: 14.05.2012

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