© 51N4E

Tirana: Grünes Zentrum

Nachdem Albaniens Hauptstadt dank ihrem Bürgermeister in den letzten Jahren ein buntes face-lifing erfahren hatte, soll nun auch die Substanz der alten Stadt rundum erneuert werden. Der spektakuläre Umbau des Skanderbeg-Platzes im Zentrum setzt Zeichen.

Vor wenigen Jahren war Tirana, Albaniens Hauptstadt, auf der mentalen Landkarte Europas einfach inexistent: Sie war bestenfalls ein lexikalischer Begriff, eine mögliche Antwort im "Millionenspiel", aber niemand kannte die Stadt wirklich. Bestenfalls als Ort politischer Wirren, Aufruhr, Armut und der Blutrache.

Seither ist das Land aus den Spitzennachrichten der Fernsehtagesschauen verschwunden - ein gutes Zeichen, heißt es doch einfach, dass es aus dem kleinen Balkanland nichts mehr wirklich Markantes oder Aufregendes zu berichten gibt. Tatsächlich hat das Land in den letzten Jahren eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht, allen voran die Hauptstadt Tirana, die von einer verschlafenen Kleinstadt zu einer der dynamischesten und buntesten Metropole des Balkans geworden ist.

Zuerst nur eine bunte Verjüngungskur mit dem Farbtopf...
Bunt im wahrsten Sinne des Wortes, hat doch der 2000 zum Bürgermeister der Stadt gewählte Edi Rama - selbst Künstler - den grauen und verwahrlosten Gebäuden der Stadt eine radikale Verjüngungs- und Reparaturkur verordnet, deren sichtbarstes Zeichen die farbliche Ausgestaltung der Fassaden der einst grau und monoton daherkommenden Häuser war. "Als wir das erste Gebäude bemalten - violett und orange - bekam ich einen Anruf: da sind Hunderte Leute auf der Straße, es gibt ein Verkehrschaos. Und alle begannen, von Farben zu sprechen - es war das erste Mal, dass Menschen über etwas diskutierten, was existierte, und nicht darüber sprachen, welcher der schnellstmögliche Weg war, das Land zu verlassen", erzählte er auf der Rotterdamer Architektur-Biennale.

Rama, der zum Weltbürgermeister des Jahres 2004 gewählt wurde, ließ Tiranas Straßen in der Nacht beleuchten, ließ illegal errichtete Gebäude und Kioske abreißen und erweiterte Tiranas Park- und Grünanlagen im Rahmen seines "Sauber und Grün"-Projektes.

...dann tiefergreifende konzeptionelle Erneuerung
Nun soll der Hauptplatz der Stadt - der nach dem albanischen Nationalhelden Skanderbeg benannt ist - eine Neugestaltung erfahren. Beauftragt wurde damit nach einer internationalen Ausschreibung und von einer internationalen Jury das Brüsseler Architekturstudio 51N4E, das mit dem albanischen Künstler Anri Sala kooperierte. Die Belgier konnten mit ihrem Entwurf so renommierte Architekten wie den New Yorker Daniel Libeskind, Josep Lluis Mateo aus Spanien und das niederländische MVRDV-Büro hinter sich lassen.

Der Umbau des Platzes, wo sich die Oper, das Nationalmuseum und die Nationalbank befindet, war nötig geworden, weil der Verkehr der aus allen Nähten platzenden Metropole hier besonders überhand genommen hatte und weil in den Jahren nach 1990 auch hier mehrere Gebäude ohne baupolizeiliche Genehmigung errichtet worden waren, die das gewachsene und geplante Ensemble visuell und gestalterisch entstellten.

Der Entwurf für den 170x170 Meter großen Platz sieht nun eine totale Verkehrsberuhigung vor. Die zentralen Teile des Platzes werden um drei Meter angehoben. "In der Mitte einer Linie von neugepflanzten Bäumen wird eine kleine Pyramide von drei Meter Höhe errichtet werden. Bauten werden in Tirana zur Zeit mit einer fast furchterregenden Geschwindigkeit errichtet und wir wollten einen Raum schaffen, wo man diesem Chaos einer überbeanspruchten, im Autoverkehr versinkenden Stadt entkommen kann", erklärte einer der Architekten von 51N4E, Johan Anrys.

Der Bürgermeister der Stadt zeigt sich begeistert über das neue Projekt: "Das Design des neuen Platzes zeugt von Respekt vor der Geschichte der Stadt, zeigt aber auch eine neue Perspektive und Entwicklungslinie auf."

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Datum: 16.01.2009

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