NÖ-Bau:Talk über Ostöffnung
Im Rahmen des NÖ Baugewerbetages Anfang November zog die Bauwirtschaft eine Bilanz nach 18 Monaten Ostöffnung der EU. Gratuliert wurde Landesinnungsmeister Robert Jägersberger zu seinem 50er.
Die niederösterreichische Bauwirtschaft hat im Rahmen des NÖ Baugewerbetages Anfang November eine Bilanz nach 18 Monaten EU-Ostöffnung gezogen. Landesinnungsmeister Robert Jägersberger begrüßte bei einer hochkarätigen Podiumsdiskussion zahlreiche Mitglieder und Ehrengäste.
Die Präsidentin der NÖ Wirtschaftskammer, Bundesrätin Sonja Zwazl, betonte die Vorteile des EU-Beitritts für die heimische Wirtschaft, Niederösterreich profitiere durch konstantes Wirtschaftswachstum. Gleichzeitig seien aber auch weiterhin Kontrollen erforderlich, um illegale Machenschaften zu verhindern und Chancengleichheit im Wettbewerb zu gewährleisten. Landtagsabgeordnete Michaela Hinterholzer, Landesinnungsmeisterin der Bauhilfsgewerbe, ergänzte, dass laut einer internen Erhebung grenznahe Gebiete und Bezirke rund um Wien stärker von den Auswirkungen der Ostöffnung und dem damit einhergehenden Lohn- und Sozialdumping betroffen seien.
Franz Kurz, Leiter der Stabsstelle Finanzpolizei (ehem. KIAB) im Bundesministerium für Finanzen, führte mit seinem Team österreichweit im Vorjahr 30.000 Kontrollen in den verschiedensten Branchen durch. Die größten Problemherde sieht er aufgrund seiner Erfahrungen in Wien und Umgebung. Der Direktor der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse, Gerhard Stoiber, stellte der heimischen Wirtschaft ein hervorragendes Zeugnis aus. Die 40.000 niederösterreichischen Betriebe melden im Gegensatz zu den ausländischen Firmen deren Arbeitnehmer alle ordnungsgemäß an. Nationalratsabgeordneter Josef Muchitsch, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Bau-Holz, wies darauf hin, dass trotz höherer Beschäftigtenrate gleichzeitig auch ein Anstieg der Arbeitslosenquote um zehn Prozent zu verzeichnen sei, da durch die Grenzöffnung mehr Anbieter am Markt sind. Er forderte vor allem die öffentliche Hand dazu auf, Aufträge im Sinne regionaler Wertschöpfung an heimische Betriebe zu vergeben. Manfred Katzenschlager, Geschäftsführer der Bundesinnung Bau, betonte die Wichtigkeit von Kontrollen, diese sollten sich jedoch keinesfalls nur auf die einfacher zu kontrollierenden heimischen Betriebe konzentrieren.
50er-Geburtstagskind und Landesinnungsmeister BM Robert Jägersberger berichtete über die Probleme vieler Mitgliedsbetriebe aufgrund illegalen Preisdumpings von ausländischen Firmen und ersuchte die Kontrollbehörden, Meldungen und Verdachtsfällen jeder Größenordnung nachzugehen. Dazu sei es aber auch unbedingt erforderlich, endlich die Möglichkeit zur Strafverfolgung im Ausland zu schaffen: "Unsere Betriebe nehmen ihre soziale Verantwortung für deren Arbeitnehmer wahr und entlohnen korrekt. Damit unsere Betriebe durch illegale Konkurrenz nicht noch mehr unter Druck geraten, ist eine verstärkte Unterstützung durch Politik und Verwaltung zur Eindämmung illegaler Machenschaften notwendig."