Dicke Bretter bohren? Initiative Edelfurnier am Start
Geburtsstunde für eine Plattform jenseits allen Konkurrenzdenkens: Ein Konsortium aus Tischlern, Industrie und Fachhandel will das Image des Echtholzfurniers über die Branche wieder beim Kunden aufmöbeln.
Die ersten Schritte sind getan. „Unsere Mission ist startklar“, meinte Erich Gaffal (Zweiter von links) vom Möbel- & Holzbau-Cluster Business Upper Austria, der als zuständiger Projektmanager beim Wiener Kick-off die bundesweite Initiative vorgestellt hat.
Versammelt sind darin genauso der Kopf der Bundesinnungsmeister der Tischler, Gerhard Spitzbart, wie auch Furnierhändler und –hersteller Alexander Flatischler, der für Mitteleuropa zuständige Verkaufsdirektor Georg Himmelstoß des Türenspezialisten Jeld-Wen und Tischlermeisterin Claudia Hindinger. Ihre gemeinsame Strategie und Stossrichtung: zurück zum handwerklich hochwertigen Produkt in seinen mannigfaltigen Ausführungen. Angesichts des anhaltenden Siegeszuges der Dekoroberflächen wollen sie Stellenwert, nachhaltige Wirkung und Wertigkeit des Werkstoffs Furnier neu herausstreichen und in wieder steigende Verkaufsanteile investieren.

Tischler mit 200 Euro als Edelfurniertischler dabei
In einem ersten Schritt werden die Initiatoren die heimischen Tischlerbetriebe eingebunden. Dass noch vor dem eigentlichen Kampagnenauftakt bereits 117 Betriebe an Bord sind, lässt die frisch zusammengefundenen Partner sehr hoffnungsvoll starten. Gaffal sprach von einem „starken Vertrauensvorschuss“ und setzt weiter auf viele Nachahmer. Sein erstes Ziel? „200 Teilnehmer.“
Diese möglichen Multiplikatoren und Weiterempfehler in Sachen Holzfurnier werden für 200 Euro mit einem Kommunikationspaket ausgerüstet. Darin enthalten sind das aufgelegte Buch „Erlesenes vom Holz“, Give-aways in Holzfurnier und der Eintrag als Initiativpartner auf der zum Kampagenstart neu gelaunchten Edelfurnier-Infowebsite.
Meinungsbild: Echtholzfurnier als hochwertiges Handwerksprodukt
Dass der zuallererst über die heimischen Tischlerbetriebe gespielte Imageaufbau auf fruchtbaren Boden fallen dürfte, zeigt eine aktuelle Umfrage im Auftrag der Neo-Campaigner. Wie das auf digitale Markt- und Meinungsforschung spezialisierte Institut Marketagent.com herausgefunden hat, definieren grundsätzlich knapp 72 Prozent der befragten Teilnehmer (mehr als 500 Österreicher zwischen 14 und 69 Jahren) Furnier als ihr bevorzugtes Material für Möbel, Wandverkleidungen und Türen. Gut 47 Prozent assoziierten mit Echtholzfurnier Natürlichkeit, ungefähr gleich viele mit Qualität, so Gaffal vor Journalisten. Ein hoher Prozentsatz (knapp 45 Prozent) attestiert Hochwertigkeit. Kunststoffbeschichtungen würden hingegen mehrheitlich mit industrieller Produktionsweise in Zusammenhang gebracht werden. Warum in vielen Fällen dennoch zu diesen Interieur-Lösungen gegriffen wird, wurde allerdings nicht erhoben. „Nicht immer ist das Preis das Thema“, sagte Spitzbart. „In vielen Fällen fehlte es einfach an Aufklärung. Was wir Männer und Frauen vom Fach können, werden wir jetzt gebündelt kommuniziert. Wir fragen: Was willst du? Wir erklären, wie es umgesetzt werden kann.“
Im nächsten Jahr will die Initiative daher die Endkunden direkt erreichen. Auch die Innenarchitekten sollen verstärkt ins Visier genommen werden. Geplant ist unter anderem eine Online-Kampagne. Auch auf Fach- und Publikumsmessen will man die Botschaft unters Volk bringen. Finanzieller Aufwand dafür: ein niedriger sechsstelliger Betrag, wie die Initiatoren bekunden.
Furnier als Filetstück
„Furnier ist das ´Filetstück des Holzes´, ein Traditionswerkstoff, dessen Chancen mit dem Einzug der modernen Rustikalität in unseren Wohnbereiche wieder steigen können“, so Himmelstoß (Bild: Erster von links). Er wolle diese Welle nutzen und in seinem Bereich die vorhandenen Nischenmärkte wieder erweitern. Was beim Massivholz gelungen sei, könne auch im Furnierbereich gelingen, legte Hidinger (Bildmitte) im Rahmen der Auftaktveranstaltung nach. Es gelte, die zuletzt rückläufigen Marktanteile, die landesweit geschätzt zwischen zwölf und vierzehn Prozent liegen, wieder zu stabilisieren. „Mehr noch: Die Trendumkehr ist möglich“, sagt die Tischlermeisterin.
Flatischler (Erster von rechts) argumentiert ähnlich – und macht gleichzeitig neue, auch finanziell interessante, Rohstoffquellen aus. „Natürlich gewachsene Merkmale, etwa natürliche Risse im Holz, ließen sich lange nicht verkaufen. Durch das sich ändernde Nachfragemuster könne man jetzt allerdings auch auf Rohmaterialien vieler Baumarten zurückgreifen, die vorher nicht in Frage gekommen wären.“ Mit Auswirkungen auf Produktdesign, Produktionszeit und den Preis.
Dass nicht etwa ein fehlendes Können in den Handwerksbetrieben, sondern die bis dato unkoordinierte bis kaum vorhandene Vermarktung schuld an der zuletzt schlechten Performance am Furniersektor sei, stellt der Innungsmeister klar. Festzustellen und erklären ist laut Spitzbart (Zweiter von rechts): „Furnier ist mitentscheidend für die Wohlfühlatmosphäre in einem Raum. Wir produzieren keine Wegwerfartikel, sondern Möbel mit Charakter, die mit technischen Materialien so nicht zu herzustellen sind.“