Leitzins in Eurozone steigt auf 4,5 Prozent
Die Inflation geht weiter zurück, der Zielwert der EZB liegt aber noch in weiter Ferne. Deshalb heben die Währungshüter den Leitzins zum zehnten Mal in Folge um 0,25 Prozentpunkte an. Er steigt damit auf 4,5 Prozent. Für Kreditnehmer bedeutet das: Geld leihen bleibt teuer.
Die Teuerung macht vielen Menschen seit Monaten massiv zu schaffen. In Österreich lag die Inflationsrate im August 2023 laut Schnellschätzung der Statistik Austria bei 7,5 Prozent und ist damit im Vergleich zum Vormonat wieder leicht gestiegen. Im EU-Durchschnitt beträgt sie 5,3 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind Treibstoffe und Heizöl deutlich günstiger, die anhaltend hohen Preissteigerungen in der Gastronomie, bei Haushaltsenergie und bei Nahrungsmitteln haben sich laut Statistik Austria zudem weiter abgeschwächt. Die Sparten Energie und Gastronomie sind in Österreich dennoch nach wie vor starke Preistreiber.
Höhere Zinsen gegen Teuerung
Nun stemmt sich die EZB einmal mehr gegen die Rekordinflation im Euro-Raum. Aktuell steht der Leitzins somit bei 4,5 Prozent. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der Notenbank leihen können, steigt auf 4 Prozent - das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999.
Was bedeutet die Leitzins-Erhöhung für Kreditnehmer?
Die Folgen der vergangenen Leitzinserhöhungen sind für Verbraucher bereits spürbar. Kredite, besonders Immobilienkredite, sind im Laufe des letzten Jahres immer teurer geworden, immer weniger Menschen können sich etwa die Finanzierung von Wohnraum leisten - zumal im Sommer 2022 auch die Vergabekriterien für Wohnbaukredite verschärft worden sind. Für Kreditnehmer, die aktuell eine Finanzierung mit einem variablen Zinssatz haben, wird es mit der erneuten Leitzinserhöhung auf 4,5 Prozent jetzt noch teurer.
Ist ein Ende der Zinserhöhung in Sicht?
Eine baldige Trendwende nach unten wird es in absehbarer Zeit nicht geben, denn das Ziel der EZB, eine Teuerungsrate von 2 Prozent, ist noch lange nicht erreicht. Die Entwicklungen deuten darauf hin, dass die Inflation im restlichen Jahresverlauf weiter sinken, aber über einen längeren Zeitraum hinweg über dem Zielwert bleiben wird.
Warum erhöht die EZB den Leitzins?
Mit der Zinserhöhung will die EZB Kredite verteuern, um die Nachfrage zu bremsen und so hohen Teuerungsraten entgegenzuwirken. Zuletzt ist die Nachfrage nach Krediten wie erwartet bereits zurückgegangen. Die Währungshüter wandeln dabei auf einem schmalen Grat: Ökonomen halten ein deutlich höheres Zinsniveau zwar für notwendig, um die Inflation wirksam zu bekämpfen, es gibt allerdings auch Sorgen, dass mit einer zu schnellen Normalisierung der zuvor jahrelang ultralockeren Geldpolitik die Konjunktur gebremst werde.
Die Sparer freut's
Zur Freude von Millionen Sparern endete bereits mit der ersten Zinserhöhung im Juli 2022 die Phase der Negativzinsen. Seither müssen Geschäftsbanken nicht mehr 0,5 Prozent Zinsen für einen Teil des Geldes zahlen, das sie bei der Notenbank lagern. Viele Finanzinstitute haben diese Belastung (ab bestimmten Summen) als Verwahrentgelt auf die Privatkunden übertragen. Damit ist Schluss: die meisten Institute schaffen Negativzinsen für Privatkunden ab und tasten sich bei den Sparzinsen nach oben.