ÖFV: „Handbremse bei Finanzierung muss rasch gelöst werden“
Der Österreichische Fertighausverband fordert wie weitere Vertreter aus der Immobilien- und Maklerbranche schon länger eine Enschärfung der Vergaberichtlinien für Baukredite. Ab 1. April gibt es erste Erleichterungen.
Auf den ersten Blick haben Österreichs Fertighausunternehmen wenig zu klagen, noch sind die Auftragsbücher voll und auch das Interesse der Österreicher am eigenen Einfamilienhaus scheint ungebrochen zu sein. Doch bei näherer Betrachtung wird das Problem offenkundig. Mag. Christian Murhammer, Geschäftsführer des Österreichischen Fertighausverbandes: „Wir haben zwar noch keine genauen Zahlen, aber die ersten Hochrechnungen zeigen, dass die heimische Fertighausindustrie im vergangenen Jahr wieder Ein- und Zweifamilienhäuser weit jenseits der 3.000 Stück produziert hat. Doch seit der Einführung der rigorosen Kreditvergaberichtlinien geht die Zahl der Aufträge stark zurück – und das wird sich spätestens im Sommer 2023 massiv in den Betrieben auswirken.“
Nachdem Faktoren wie die hohe Inflation, steigende Zinsen und hohe Grundstückspreise ohnehin bereits für eine starke Verunsicherung bei Österreichs Baufamilien gesorgt hatten, brachten die seit August 2022 geltenden strengen Vergabestandards das Fass zum Überlaufen: viele Projekte wurden auf unbestimmte Zeit verschoben oder überhaupt aufgegeben.
Massive Auswirkungen befürchtet
Zahlen untermauern, dass die Sorgen der Unternehmen wohl begründet sind: Einige Banken vermelden bereits einen Rückgang bei den Immo-Krediten um ein Drittel, bei renommierten Fertighausproduzenten bewegt sich der Neuverkauf auf dem niedrigsten Niveau seit Jahrzehnten. „Wenn sich nicht rasch etwas ändert, dann müssen die Unternehmen ihre Kapazitäten stark anpassen – und das würde nicht nur auf die Beschäftigungszahlen in der Branche starke Auswirkungen haben, sondern die gesamte Wertschöpfungskette bis hin zu Handwerkern und Baustoffhändlern massiv betreffen“, warnt Mag. Christian Murhammer.
Dass die Kreditvergaberichtlinien in Österreich noch dazu strenger als in Nachbarländern ausgefallen sind, macht es auch für Familien mit prinzipiell guter Bonität immer schwieriger, das Eigenheim zu finanzieren. Murhammer: „So kann es nicht weitergehen, daher fordert der Österreichische Fertighausverband, dass die Handbremse bei der Finanzierung im Sinne aller Betroffenen so rasch wie möglich wieder gelockert wird!“
Minimale Erleichterungen ab 1. April 2023 beschlossen
Nicht zuletzt auf Empfehlung des FMSG kann jetzt aber mit ersten, wenn auch kleinen Lockerungen gerechnet werden. Diese betreffen jedoch nicht alle Kreditnehmer, sondern nur jene, die bereits Eigentümer einer Immobilie sind und sich eine neue, größere zulegen möchten. Betroffen sind hier die Zwischen- bzw. Vorfinanzierung, die aus der Anwendung der KIM-VO ausgenommen werden. Das bedeutet erstens: der Wert der vorhandenen Immobilie darf bis zu 80 Prozent als Verwertungsrisiko in die Zwischenfinanzierung (Eigenmittel) eingerechtet und mit einer Laufzeit von maximal 2 Jahren belegt werden. Zweitens: Vorfinanzierungen nicht rückzahlbarer Zuschüsse durch Gebietskörperschaften in Höhe dieser Zuschüsse werden für maximal 2 Jahre ausgenommen. Im Angesicht der immer noch horrenden Inflationsraten und der Zinshöhe werden diese Lockerungen aber wohl nicht den großen Umschwung am Immomarkt bringen. Und die viel beschworene "Handbremse" lässt weiter auf sich warten.