Vom Renovieren, Sanieren & Revitalisieren
Defekte Leitungen, alte Holzfenster, bröckelnde Fassade, abgewetzter Fußboden. Was fällt eigentlich unter den Begriff Sanierung, was ist noch als Renovierung zu bewerten und was ist mit einer Revitalisierung gemeint? Wir haben mit einem erfahrenen Profi gesprochen - hier die Antworten.
Sanierung, Renovierung und Revitalisierung: Diese Begriffe werden immer wieder synonym verwendet. Können Sie unseren Lesern die drei Begriffe kurz erklären? Wo würden Sie besonders zwischen Sanierung und Revitalisierung die Grenze ziehen?
Gerhard Feldgrill: In der Tat werden diese Teilbereiche der Instandsetzung oder auch der Modernisierung von Gebäuden oft gleichgesetzt. Dabei gibt es hier aber durchaus wichtige Unterschiede. Die Sanierung ist immer die Verbesserung der Bausubstanz, sowie das auf den aktuellen Stand bringen von Gebäudetechnik – entsprechend der Bedürfnisse der Bewohner bzw. Nutzer. Als Renovierung bezeichnet man die Wiederinstandsetzung und Verschönerung von Gebäuden. Als Revitalisierung bezeichnet man hingegen ausschließlich die Sanierung von alten, erhaltenswürdigen Gebäuden nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten.
Nach welchen Kriterien wird entschieden, ob ein Wohngebäude saniert oder revitalisiert wird? Anders gefragt: Warum und wann wird saniert?
GF: Mehrere Faktoren sind dafür ausschlaggebend, ob saniert oder revitalisiert wird, oder das Gebäude besser abgetragen werden sollte. Neben dem Bauzustand des Gebäudes und der Lage zählen hierzu die baurechtlichen Vorschriften – also ob überhaupt ein neues Gebäude an dieser Stelle errichtet werden darf, wo das alte abgetragen wurde – sowie Fragen nach der Ressourcenschonung und der (unnötigen) Versiegelung von Grundflächen im Fall eines Neubaus.
Ob sich eine Gebäudesanierung lohnt, kann nur durch eine Vor-Ort-Begutachtung durch den Profi eruiert werden. Je besser die Bausubstanz um so leichter und kostengünstiger ist sie.
Sie haben große Erfahrung im Bereich Gebäudesanierung und Gebäuderevitalisierung. Was sanieren Sie?
GF: Wir arbeiten zum größten Teil an Wohnhäusern, an Geschäfts- und Betriebsgebäuden, öffentlichen Gebäuden und – im Falle von Revitalisierungen – natürlich vor allem an erhaltungswürdigen Bauten.
GS: Haben Sie als Experte schon einmal eine Revitalisierung abgelehnt?
Ganz klar, es gibt eine Grenze des Machbaren. Wenn unsere professionelle Begutachtung ergibt, dass eine Sanierung oder eine Revitalisierung einfach nicht – oder nur mit hohem Aufwand umsetzbar ist, werden wir das auch kommunizieren.
GS: Was ist im Zuge einer professionellen Sanierungsplanung besonders wichtig?
Basis für eine professionelle Planung ist natürlich die Feststellung des Gebäudezustandes mit seinen tragenden Bauteilen (Wände, Decken, Dachstuhl, Feuchtigkeit des Mauerwerkes, …. ). Der rote Faden in der Planungsphase: Wie kann mit möglichst geringen Eingriffen in die Bausubstanz ein möglichst gutes Gesamtprojekt verwirklicht werden. Erfahrung und Einfühlungsvermögen sind hier essenziell.
GS: Können Sie uns kurz zusammenfassen, welche typischen Arbeiten zu einer Sanierung gehören?
Jedes Sanierungsprojekt muss individuell bewertet und durchdacht werden. Kein Auftrag gleicht dem anderen. Wir beziehen sämtliche Probleme und damit einhergehende Lösungen (Trockenlegung, Statik, Energieverbrauch, Heizung, Lüftung, Sanitär- und Elektroinstallationen, Fenster, Türen, Böden, Dachstuhl, Dachdeckung, Spengler, Wärmedämmung, ….) in die Bewertung mit ein und planen auf dieser Basis.
Warum spielen Sanierung, Renovierung und Revitalisierung im Bauwesen heute eine so große Rolle? Wie sehen Sie persönlich diese Maßnahmen im Vergleich zum Neubau?
GF: Die oben genannten Bereiche sind so essenziell, weil es heute wichtiger denn je ist, Bausubstanz zu erhalten. Nur so können Material eingespart und Ressourcen geschont werden, und es wird nicht noch mehr Grünfläche verbaut und noch mehr Oberfläche versiegelt.
Welche Gewichtung hat der Einsatz von nachhaltigem Arbeiten und der Einsatz von natürlichen Materialien bei der Sanierung und Revitalisierung von Gebäuden?
GF: Nachhaltiges Arbeiten und der Einsatz von natürlichen Baustoffen ist enorm wichtig! Man sollte sich im Sinne des Umweltschutzes bei der Wahl der Baustoffe und Bauweisen Gedanken über deren Entsorgung und Entsorgungskosten machen, aber auch den Energieverbrauch für die Produktion der Baustoffe bedenken.
GS: Vielen Dank für das Gespräch!