Elektrosmog messen - geht das überhaupt?
Wissenschaftlich ist der Nachweis schädlicher Elektro-Strahlung schwierig. Selbst das Auftreten eines Effektes gilt noch nicht als Beweis. Grundsätzlich wird aber zur Vorsicht geraten, etwa bei der vieldiskutierten Handystrahlung.
Die Annahme, Elektrosmog sei schädlich, wird von den Vertretern dieser These, Handymastgegnern u. a., damit begründet, dass elektrische und magnetische Felder das vegetative und zentrale Nervensystem, Hormone, Chromosomen und Zellen beeinflussen und stören. Eine starke und lange Elektrosmogbelastung soll darüber hinaus zu starken Stresssymptomen über Störungen des Wohlbefindens bis hin zu schweren Erkrankungen führen. Beeinträchtigungen der Gehirnfunktionen, Kopfschmerzen und Schlafstörungen oder gar häufigeres Auftreten von Krebs könnten damit in Verbindung stehen, sind aber unter Experten umstritten.
Wie geht die Wissenschaft damit um?
In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung wird versucht die einzelnen Sachverhalte anhand von Studien zu erforschen. Eine Möglichkeit ist, nach dem Zusammenhang zwischen einer Kranken- oder Todesstatistik und einer belastenden Größe (z. B. Funkwellen) zu suchen. Um die Wirkung direkter zu erfassen, können außerdem Versuchspersonen exakt messbaren Feldern ausgesetzt und die Auswirkungen (z. B. Herz- und Pulsfrequenz, EEG, EKG, Veränderungen im Hormonhaushalt etc.) ermittelt werden. Beide Methoden geraten aber bald an ihre Grenzen, sei es aus ethischen Gründen, der Unmöglichkeit von Langzeitversuchen, aufgrund zu geringer Fallzahlen, des Fehlens eines plausiblen Erklärungsmodells oder mangelnder Reproduzierbarkeit, um nur einige Fehlerquellen zu nennen.
Beispiel Handystrahlung
Ein simples Beispiel dafür ist die Erforschung der Handystrahlung: Wo bitte findet man denn heute noch größere menschliche Populationen ohne Mobiltelefon, um diese als gute Vergleichsgruppe untersuchen zu können? Eine Alternative wären hierbei eher Tierversuche, die unter streng kontrollierten Bedingungen und langfristig durchgeführt werden können. Doch auch hier gibt es selbstverständlich ethische Bedenken – und auch die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen ist wie bei Experimenten mit Zellkulturen nur sehr eingeschränkt möglich. Die bisher wissenschaftlich ermittelten Daten ergeben kein eindeutiges Bild. Es wurden zwar beim Menschen zahlreiche, teils besorgniserregende Effekte nachgewiesen, ob diese allerdings letztendlich zu einer relevanten Gesundheitsgefährdung führen, ist unklar. Licht ins Dunkel kann nur die Vernetzung wissenschaftlicher Untersuchungen mit langjährigen klinischen Studien bringen.
Ein Effekt ist kein Beweis
Generell ist zu allen Untersuchungen und Studien zu bemerken, dass ein positives Ergebnis (d. h. wenn ein Effekt gefunden wurde) als Hinweis zu sehen ist, keinesfalls jedoch als Beweis. Im Umkehrschluss gilt jedoch auch, dass eine Studie mit negativen Ergebnissen nicht als Beweis anzusehen ist, dass ein bestimmtes Phänomen nicht existiert. Die Nichtexistenz eines Phänomens ist grundsätzlich nicht beweisbar, da dieses unter veränderten Bedingungen immer noch auftreten kann. Um beim populären Beispiel Mobilfunk zu bleiben, gibt es jedenfalls nach Einschätzung des aus österreichischen Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen gebildeten „Wissenschaftlichen Beirats Funk“ derzeit keine Veranlassung, die in den entsprechenden Normen angeführten Richtwerte zu senken.
Vorsicht kann nicht schaden
Doch auch wenn die gesundheitliche Gefährdung durch die im Alltag auftretenden elektrischen und magnetischen Felder bisher nicht nachgewiesen werden konnte, ist es bei der Vielzahl an Hinweisen vernünftig, eine gewisse Vorsicht walten zu lassen. Dies betrifft nach Einschätzung der Österreichischen Ärztekammer vor allem den Umgang mit Mobiltelefonen. Je geringer der Einfluss, umso geringer ist auch die Wahrscheinlichkeit von Beeinträchtigungen der allgemeinen Gesundheit.
Im Übrigen helfen bei vermeintlich durch Elektrosmog verursachten Störungen des Wohlbefindens Erklärungen, und seien sie auch noch so plausibel, nur bedingt. Denn es geht den Betroffenen ähnlich wie Personen, die unter Flugangst leiden. Die statistisch untermauerte Sicherheit des Flugverkehrs im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln kann hier weder die subjektive Gefahrenwahrnehmung beeinflussen noch die daraus resultierenden Gefühle ausgleichen.