Ohne Leim und Nägel: Holz schweißen
Nägel und Holzleim adé? Ein Forscherteam an der Bieler Fachhochschule (Schweiz) hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Holz schweißen lässt. Die Technik ist prinzipiell sehr einfach, nur der „Schweißapparat“ würde wohl jeden Hobbywerkraum sprengen.
Holz ist einer der bemerkenswertesten Baustoffe unserer Erde. Es ist nicht nur nachwachsend, atmungsaktiv und wohltuend für unsere Gesundheit, sondern auch in seinen Verarbeitungsmöglichkeiten nahezu einmalig. Ein Schweizer Forscherteam der FH Biel hat nun herausgefunden, dass sich Holz sogar schweißen lässt.
Reibung erzeugt Hitze
Dass Holz brennbar ist, weiß jeder von uns, dass dieser Rohstoff aber auch (vereinfacht gesagt) schmelzen kann, ist wohl den meisten neu. Aber genau das passiert beim Schweißen. In einer eigen konstruierten Anlage werden zwei Holzbretter mit hohem Druck zusammengepresst und im Mikrobereich ultraschnell gegeneinander gerieben. Die aus der Reibung resultierende Hitze ist so hoch, dass sich das im Holz enthaltene Lignin erweicht. Lignine sind eigentlich dazu da, einer Pflanze (oder eben dem Holz) ihre Festigkeit zu verleihen. Wird nun die Maschine gestoppt, verhärtet sich die dickflüssige Konsistenz augenblicklich wieder, die beiden Bretter sind miteinander verschweißt. In der Kunststoffverarbeitung ist diese Art des Schweißens längst gang und gäbe.
Viele Vorteile... „eigentlich“
Grundsätzlich hat das Holzschweißen eine Menge Vorteile. Es werden keine Klebstoffe benötigt, somit entfallen auch mögliche giftige Lösungsmittel, das zusammengeschweißte Holz ist nach wenigen Sekunden fertig zur Weiterverarbeitung (eine Verleimung dauert mehrere Stunden) und die Festigkeit ist beeindruckend. Doch leider ist die sogenannte lineare Vibrationsschweißanlage recht groß und kostspielig und daher für einen kleinen Tischlereibetrieb nicht zu interessant. Vom Hobbyschreiner mit der Werkstatt im Keller ganz zu schweigen. Auch ist die Schweißnaht, es lässt sich ahnen, unübersehbar. Ein kleiner schwarzer Strich aus undefinierbaren verbrannten Rückständen. Allerdings: letzteres muss nicht zwangsläufig ein Manko sein.
Bleibt also erst mal abzuwarten
Dennoch wäre es schade das Thema „Holz schweißen“ als Forschungsobjekt in der Schublade versauern zu lassen. Unsere Welt muss nachhaltiger werden, wollen wir der Zerstörung Einhalt gebieten. Dazu gehört auch die perfekte Verarbeitung unserer Rohstoffe. Gut möglich, dass die Schweißmaschinen in nicht allzu ferner Zukunft kompakter und erschwinglicher werden. Die ersten Computer waren einst ja ebenfalls so groß wie ein Wandschrank.