Projekt "Urban Straw": Brandschutz bei Strohdämmung
Der Marktanteil von Naturdämmstoffen ist gering. Noch. Die Ergebnisse eines kürzlich abgeschlossenen Forschungsprojekts zeigen, wie Strohdämmung für mehrgeschossige urbane Bauvorhaben etabliert und die Dekarbonisierung des Bausektors vorangetrieben werden kann.
Vieles spricht für den Dämmstoff Stroh: Er kann energiearm hergestellt werden, ist kompostierbar, einfach zu entsorgen und hat eine gute CO2-Bilanz, da die Getreidepflanzen im Wachstum mehr Kohlenstoff aus der Atmosphäre absorbieren, als die Verarbeitung des Strohs zu Dämmstoff Emissionen verursacht. Dennoch haben Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen ("nawaRos") in Europa noch einen niedrigen Marktanteil von nicht mehr als vier bis fünf Prozent. Unter anderem sind es baurechtliche Anforderungen, die das Dämmen mit Stroh und anderen nawaRos ausbremsen.
Das Projekt "Urban Straw" unter der Leitung von Architekt Peter Schubert (capital [ A ] architects ZT) hat untersucht, wie Strohdämmung zu einem gängigen, marktüblichen Dämmstoff für die Gebäudeklassen 4 und 5 gemacht werden kann.
Brandschutz für ökologisches Dämmen
Vor allem im mehrgeschossigen Holzbau ist Stroh ein optimales Dämmmaterial und ideale Materialergänzung. Praxistauglich wird die Strohdämmung allerdings nur, wenn sie schwer entflammbar ist. Das Projekt "Urban Straw" testete zwei Brandschutz-Methoden auf ihre Anwendbarkeit bei Strohhäcksel-Einblasdämmungen. Zum einen untersuchten die Forscher brandschutztechnische Behandlungen mit ökologisch und humantoxisch unbedenklichen chemischen Additiven materialverwandter Baustoffe, zum anderen einfache konstruktive Brandschutzlösungen mit ökologisch hochwertigen Materialien. Dabei sollten die ökologischen Vorzüge des Strohs nicht beeinträchtigt werden und das Dämmmaterial jedenfalls weiterhin am Ende des Lebenszyklus kompostierbar bleiben.
Konstruktive Brandschutzlösungen am sichersten
Durch Brandtest-Serien verschiedener Herangehensweisen mit Beflammung und mit Hitzestrahlung wurde versucht, eine möglichst optimale, praxistaugliche Materialkombination zu selektieren. Das Ergebnis: Die konstruktive Abschirmung des Strohs mit Holzwolleleichtbauplatten ist der chemischen Ausrüstung des Strohs überlegen. Brandklasse und Materialstärke der Platten stellten sich als unwesentliche Faktoren heraus. Die konstruktive Lösung, bei der das Stroh völlig unbehandelt bleibt, scheint laut Projektergebnissen auch leicht auf andere nawaRo-Einblasdämmstoffe übertragbar zu sein, zum Beispiel auf Flocken aus Recycling-Baumwolle oder Flachs.

Eine ökologisch hochwertige Konstruktion mit hohem Brandschutz: Einblasstrohdämmung ISO-Stroh (vom Projektpartner DPM-Holzdesign) in Kombination mit handelsüblichen HWL-Platten. Die Konstruktion entspricht den Anforderungen an Fassadendämmung der Gebäudeklassen 4 und 5 nach der OIB Richtlinie 2 Brandschutz, sogar ohne zusätzlichen Außenputz. © capital [ A ] architects ZT-GmbH