Gratis Ökostrom vom Balkon
Montieren, anstecken und einfach selbst Strom erzeugen: Kleine PV-Anlagen für Balkon oder Terrasse wecken großes Interesse bei Bewohnern von Stadtwohnungen, die sich an der Energiewende beteiligen und oben drauf Geld sparen wollen. Aber was bringen die Balkonkraftwerke wirklich?
In der Homeoffice-Pause den wohlverdienten Kaffee herunterlassen, während im Bad die Waschmaschine läuft und im Wohnzimmer Handy und Laptop laden? Mit gratis Strom, den man selbst umweltfreundlich am Balkon erzeugt? Klingt zu schön, um wahr zu sein. Und tatsächlich muss man unter Umständen seine Erwartungen etwas zurückschrauben, wenn man sich ein kleines Solarmodul für den Balkon oder die Terrasse zulegen möchte: eine wirklich große Energieeinsparung erzielt man damit nicht. Einen kleinen Beitrag zum Klimaschutz leistet man aber allemal.
Wie funktioniert das Minikraftwerk am Balkon?
PV-Module kennt man von Häuserdächern, wo sie Gleichstrom produzieren, der mit Hilfe eines Wechselrichters in netzkonforme Wechselspannung (230 V/50 Hz) umgewandelt wird. Dieser ist bei den steckerfertigen PV-Anlagen für den Balkon bereits integriert - es ist kein Zusatzgerät nötig. Im Prinzip wird das auf dem Balkongeländer hängende oder auf der Terrasse stehende Solarmodul einfach nur an eine haushaltsübliche Schuko-Steckdose angeschlossen. Einmal eingesteckt, liefert die Kleinsterzeugungsanlage fortan Strom ins Haus- oder Wohnungsnetz, wo er direkt genutzt werden kann, z. B. für Klimagerät, Waschmaschine, Wäschetrockner oder den WLAN-Router – je nachdem, welches elektronische Gerät gerade Energie benötigt.
Förderwürdig, wenn's der Fachmann macht
Anders als in der Vergangenheit dürfen die Plug-in-Anlagen (auch "Plug&Play-Anlage") nicht mehr einfach an eine Steckdose angeschlossen werden, sondern müssen von einem Elektriker montiert werden. Steckerfertige PV-Anlagen, die nicht von einer befugten Fachkraft errichtet werden, erhalten keine Förderung. Gefördert werden die Kleinstanlagen (= Kategorie A) von Bund und Ländern. Beispielsweise gibt es 2022 einen Investitionszuschuss (= einmaliger Zuschuss) des Bundes in einer Höhe von 285 Euro pro kWp - seien Sie schnell, es gilt "First come, first served"! Insgesamt gibt es heuer vier Fördercalls, an denen man eine Förderung für sein Balkonkrafrwerk beantragen kann. Mehr dazu hier. Laut PV Austria wurde die erste Runde 2022 mit 40 Millionen Euro völlig ausgeschöpft.
Ist die PV-Anlage zum Einstecken überhaupt erlaubt?
Ja, in Österreich darf eine Balkon-Solaranlage betrieben werden und ist mit einer Leistung bis zu 600 Watt grundsätzlich nicht genehmigungspflichtig. Anlagen, die über 800 Wattstunden erzeugen können, benötigen eine gesonderte Genehmigung, eignen sich aufgrund ihrer Größe aber ohnehin weniger für Balkone. Was man beachten sollte: Die meisten Stromnetzbetreiber schreiben eine Anmeldung der Anlage vor, und zwar schriftlich zwei Wochen vor der geplanten Inbetriebnahme (bei vielen Netzbetreiber via Online-Formular möglich). Da überschüssiger Strom ins allgemeine Netz eingespeist wird, ist auch - sofern noch nicht vorhanden - ein Stromzählertausch auf ein digitales Messgerät vorgeschrieben. Eine Einspeisevergütung gibt es im Regelfall nicht - der selbsterzeugte Strom von Balkon oder Terrasse sollte auch selbst verbraucht werden. Ein Stromspeicher ist bei den Kleinstgeräten keine sinnvolle Option - die hohen Kosten dafür rechnen sich nicht.
Übrigens: Werden nicht gerade bauliche Veränderungen am Gebäude vorgenommen, müssen Vermieter bzw. die Eigentümergemeinschaft im Regelfall nicht über die Montage einer Solar-Kleinstanlage informiert werden.
Wie viel Strom kann auf dem Balkon erzeugt werden?
Mit einem steckerfertigen Balkonkraftwerk kann ungefähr 5-10 Prozent des Strombedarfs im Haushalt gedeckt werden. Wie viel Strom die Balkon-Solaranlage tatsächlich generieren kann, hängt von der Lage, den Sonnenstunden und der Ausrichtung ab. Die maximale Leistung kann natürlich nur bei intensiver Sonneneinstrahlung erreicht werden. So kann übers Jahr gerechnet beispielsweise ein Kühlschrank damit betrieben werden. Bei Anschaffungskosten im Bereich von 500 bis 700 Euro rechnen sich diese Anlagen je nach Haushaltsgröße, Sonneneinstrahlung und Stromverbrauch in 10 bis 17 Jahren - die Amortisationszeit ist entsprechend nicht gerade kurz!
Geht das auch auf meinem Balkon?
Grundsätzlich sind die Plug-in-Photovoltaikanlagen für jeden Balkon und jede (Dach-)Terrasse geeignet. Aber: Es muss darauf geachtet werden, dass das gesamte Modul von der Sonne angestrahlt wird. Selbst, wenn nur ein kleiner Teil verschattet wird, z. B. von einem gegenüberliegendem Haus, lohnt sich das Paneel nicht. Die größte Stromausbeute gibt es bei Südausrichung und 30 Grad Anstellwinkel. Die Plug-in-Anlage kann aber auch gen Osten oder Westen bzw. mit steilerem Anstellwinkel ausgerichtet werden.