Bienensterben: Bitte keine Stiefmütterchen mehr!

Mit ihren großen, bunten Blüten sind Stiefmütterchen ein Dauerbrenner für den Garten und Balkon. Aber wussten Sie, dass die beliebten Blumen für Bienen völlig wertlos sind? Hier erfahren Sie, mit welchen Pflanzen Sie unseren fleißigen Bestäubern etwas Gutes tun können – und welche Sie lieber meiden sollten.

Klein aber oho: Trotz ihrer geringen Körpergröße zählt die Biene zu den Top drei der wichtigsten Nutztiere des Menschen. Das liegt nicht nur am leckeren Honig, sondern an der Tatsache, dass Bienen ganz von selbst Pollen von Blüte zu Blüte tragen und dadurch für die Fortpflanzung vieler Zier- und Nutzpflanzen verantwortlich sind. Das gilt übrigens auch für viele andere Insekten, die zu der Klasse der sogenannten Bestäuber gehören, wie zum Beispiel Schmetterlinge, Schwebefliegen, Käfer und sogar Wespen.

Was kann man gegen das Bienensterben tun?

Die Verbreitung von Monokulturen, der vermehrte Einsatz von Pestiziden und die Bebauung von natürlichen Grünflächen stellt für die Bienen eine große Bedrohung dar. Man spricht von dem sogenannten Bienensterben – und darunter leiden nicht nur die Insekten und Pflanzen, sondern indirekt auch wir Menschen selbst.

Das Überleben der Bienen ist eine komplexe Angelegenheit. Allerdings kann jeder Einzelne ganz einfach seinen Beitrag leisten, um den in Gefahr geratenen Lebensraum der Insekten zu verbessern. Dazu gehört vor allem der Anbau von Pflanzen, die Bienen und anderen Bestäubern als Nahrungsmittel dienen. Sie haben keinen eigenen Garten? Kein Problem! Bereits ein gut bepflanzter Blumenkasten am Balkon oder am Außenfensterbrett kann für die kleinen Insekten einen großen Unterschied machen. Aber Vorsicht: Nicht jede Blumenart ist auch für Bienen geeignet. Bevor Sie Ihr Blumenbeet, Ihren Balkon oder Ihre Fensterbank bepflanzen, sollten Sie sich eingehend über die Wahl der richtigen Blumen informieren.

Welche Blumen sollte man für Bienen anbauen?

Sie haben sich für einen bienenfreundlichen Garten oder Blumentopf entschieden? Dann haben Sie jetzt die Qual der Wahl. Damit Bienen etwas von den Blüten haben, sollte es sich um heimische Pflanzen mit einfachen, ungefüllten Blüten handeln. Je nach Jahreszeit haben Sie eine große Auswahl an wunderschönen Blumen, an denen sich nicht nur Menschen, sondern Insekten erfreuen. Hier sind unsere Lieblinge für Ihr persönliches Bienenparadies.

  • Lavendel

Mit seinen hübschen violetten Blüten ist der wohlduftende Lavendel nicht nur für Menschen, sondern auch für Bienen und andere Bestäuber interessant. Ein Vorteil: Lavendel ist sehr pflegeleicht und Schnecken machen einen großen Bogen darum.

  • Sonnenblumen

Sonnenblumen sind für Bienen besonders attraktiv. Das gilt allerdings nur für natürliche Sorten. Moderne Züchtungen, die als „schnittfest“ vermarktet werden, produzieren keine Pollen und sind für Bienen daher wertlos!

  • Blühende Küchenkräuter

Salbei, Thymian, Oregano, Zitronenmelisse, Pfefferminze, Kapuzinerkresse oder Bohnenkraut – diese Kräuter kennen wir in erster Linie aus der Küche. Aber wussten Sie, dass diese Pflanzen auch blühen können und Bienen magisch anziehen? Der Vorteil: Die meisten Kräuter sind pflegeleicht, mehrjährig und können zum Verfeinern von Speisen eingesetzt werden.

  • Weiße Fetthenne und Steinkraut

Diese Gewächse zählen zu den wohl pflegeleichtesten Stauden. Sie wachsen sogar auf Stein und Kies und direkte Sonne macht Ihnen nichts aus. Bienen lieben die kleinen Blüten. Das macht die Fetthenne und das Steinkraut zu einer wunderbaren Wahl, um bienenfeindliche Steingärten, gepflasterte Wege und sogar Dächer für Insekten aufzuwerten!

  • Kornblumen

Die Kornblume wächst von Mai bis September und gibt mit ihren hübschen blauen Blüten ein besonders schickes Bild ab. Die Blumen sind pflegeleicht und ein wahrer Hit für Bienen und andere Bestäuber!

  • Wilde Malve

Wie die Kornblume zählt auch die Malve mit ihren magentafarbenen Blüten zu den Dauerblühern. Bereits in der Antike wurde sie als Heilpflanze geschätzt und gilt bis heute als die Anlaufstelle für Bienen, Hummeln und Co.

Welche Blumen sind für Bienen nicht geeignet?

Äußere Schönheit ist nicht alles, das zählt. Moderne Zuchtblumen mit dicht gefüllten Blüten, geschlechtslose Pflanzen oder überzüchtete Blumen mit verkümmerten Nektardrüsen sind für Bienen und andere Bestäuber in der Regel ungeeignet – egal wie schön sie blühen. Die Bienen werden zwar von den bunten Blüten angelockt, da sie aber keine oder nur zu wenig Nahrung finden, suchen sie bald wieder das Weite. Für Bienen bedeutet das einen erheblichen Kraftaufwand.

  • Stiefmütterchen

Stiefmütterchen sehen hübsch aus und sind in vielen verschiedenen Farben erhältlich. Auch Bienen werden von den großen Blüten angezogen - allerdings ohne Erfolg. Denn durch jahrzehntelange Zucht wurden die Nektardrüsen der Pflanzen zurückgebildet, sodass Bienen heute keine Nahrung mehr darin finden. Eine bienenfreundliche Alternative: Hornveilchen.

  • Gefüllte Dahlien

Gefüllte Dahlien sehen prächtig aus. Für Bienen sind sie, wie alle gefüllten Blumen, aber nicht geeignet. Durch die dicht angesiedelten Blütenblätter kann die Biene nicht zu den Pollen vordringen – und wie bei vielen Zuchtsorten ist die Pollenproduktion von gefüllten Dahlien meist ohnehin sehr begrenzt. Eine bienenfreundliche Alternative: ungefüllte Sorten wie die Bishop-Dahlie oder die Orchideen-Dahlie.

  • Forsythien

Die gelben Blüten der Forsythien blühen schon früh im März und gelten als die ersten Frühlingsboten. Für Bienen sind die sternförmigen Blüten aber völlig wertlos, denn Forsythien zählen zu den trockenen Pflanzen: Sie produzieren weder Nektar noch Pollen und bieten Bestäubern keine Nahrung. Eine bienenfreundliche Alternative: Die Kornelkirsche hat ebenfalls gelbe Blüten, blüht zur selben Zeit und ist bei Bienen äußerst beliebt!

  • Hortensien

Hortensien werden aufgrund ihrer opulenten Blütenpracht oft fälschlicherweise für Bienenmagneten gehalten. Tatsächlich sind die meisten Sorten für Bienen völlig uninteressant, denn gezüchtete Hybrid-Hortensien sind geschlechtlos. Auch Garten- und Bauernhortensien produzieren weder Pollen noch Nektar. Eine bienenfreundliche Alternative: Die Apfelrose eignet sich perfekt als Bienenweide.

  • Geranien

Obwohl Geranien durch ihre bunten knallfarben sehr anziehend auf Bienen wirken, bieten sie aufgrund ihrer gefüllten Blüten keine Nahrung für die Insekten. Eine bienenfreundliche Alternative: Verbenen sehen ähnlich aus und sind in vielen verschiedenen Farben erhältlich. Für Bienen sind sie ein wahrer Hit!

  • Tulpen

Die Gartentulpe gehört zu den beliebtesten Frühlingspflanzen. Bienen interessieren sich allerdings nur wenig für die bunten Blüten, da sie nicht besonders viel Nektar liefern. Eine bienenfreundliche Alternative: Krokusse und Blausternchen sind nach dem Winter eine hilfreiche Nahrungsquelle für hungrige Bienen!

  • Zuchtrosen

Rosen sind für viele ein absolutes Muss im Garten. Leider haben viele Zuchtsorten keinen Wert für Bienen. Das bedeutet aber nicht, dass Sie auf Rosen verzichten müssen. Vor allem ungefüllte Sorten und Wildrosen sind bei Bestäubern sogar äußerst beliebt! Eine bienenfreundliche Alternative: Apfelrose, Weinrose, etc.

  • Flieder

Auch der Flieder zählt zu den Pflanzen, die fälschlicherweise für Bienenmagneten gehalten werden. Tatsächlich produzieren Zuchtsorten kaum Nektar. Wilder Flieder hat zwar reichlich Nektar, der jedoch durch Giftstoffe bitter schmeckt – auch für Bienen. Besondere Vorsicht ist bei dem Schmetterlingsflieder geboten. Dieser lockt zwar reichlich Bestäuber und vor allem Schmetterlinge an. Jedoch handelt es sich dabei um eine invasive Art, die der heimischen Artenvielfalt schadet! Eine bienenfreundliche Alternative: Schwarzer Holunder ist ein wunderbarer Flieder-Ersatz. Bienen lieben ihn – und die Beeren und Blüten sind auch für uns Menschen lecker!

Tipps für einen bienenfreundlichen Garten oder Balkon:

  • Pestizide sind tabu: Selbst wenn diese als bienenfreundlich deklariert sind, können Pestizide und Herbizide den Bestäubern erheblich schaden! Kaufen Sie stattdessen lieber resistente Pflanzensorten – oder nehmen Sie ein paar harmlose Schädlinge in Kauf!
  • Diversität: Pflanzen Sie verschiedene Sorten an – Bienen freuen sich über einen gut gedeckten Tisch! Solange der Großteil der Pflanzen für Bestäuber interessant ist, ist es auch in Ordnung, wenn die eine oder andere Zierpflanze dazwischen steht.
  • Von Frühling bis Herbst: Am meisten haben die Bienen davon, wenn sie sich das ganze Jahr an Ihrem Garten oder Balkon erfreuen können. Wählen Sie Pflanzen mit verschiedenen Blühzeiten, sodass die Bestäuber immer Nahrung finden.
  • Unterschlupf bereitstellen: Insektenhotels und Trockenmauern bieten Wildbienen Nistplätze.
  • Trinkstelle anbieten: Auch Bienen müssen trinken. Aus einer falschen Schale mit Kieselsteinen oder Murmeln und frischem Wasser entsteht schnell eine Bienentränke. Besonders gut für heiße Sommertage!

AutorIn:
Datum: 16.05.2023
Kompetenz: Garten und Zaun

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