Rauf auf's Dach: Trendziegel Schiefer
Tondachziegel sind zweifellos der Klassiker für’s Dach. Seltener fällt die Wahl auf Dachziegel aus Schiefer – noch, denn die Nachfrage steigt. Ob der Trend eine wirkliche Alternative ist? Bei uns erfahren Sie’s.
Dass sich Schiefer am Dach gut macht, das wussten schon die römischen Dachdecker. Sie schafften das begehrte Material vorwiegend aus dem Rhein- und Moselgebiet heran, wo man auch heute noch viele historische Schieferdächer findet und wo jetzt wieder, wie auch bei uns, mehr und mehr neue hinzukommen. Ein überregionaler Trend, den wir uns genauer ansehen.
Nicht das erste Comeback des Schiefers
Über die Jahrhunderte war Schiefer einmal mehr, einmal weniger begehrt. Aktuell erleben sie eine Renaissance. Leistbare Preise und eine große Auswahl (neuen Technologien sei Dank!) machen Schiefer für Herrn und Frau Häuslbauer interessant.
Hält lange, kostet aber
Im Vergleich zu anderen Dacheindeckungen, etwa Tondachziegeln, muss für ein Schieferdach mehr Geld investiert werden. Während eine Standard-Dacheindeckung zwischen 25 Euro und 50 Euro pro Quadratmeter kostet, müssen Sie - je nach Deckungsart - für ein Schieferdach bis zu 90 Euro und mehr einplanen. Ein klarer Nachteil. Was trotzdem für Schiefer spricht? Die lange Lebensdauer von über hundert Jahren. Eine kostenintensive Dachsanierung, die bei anderen Deckmaterialien nach ca. 50 Jahren ansteht, wird im Idealfall so eingespart.
Glimmer macht Schiefer widerstandsfähig
Schiefer ist aufgrund seiner wenigen Gesteinsporen sehr widerstandsfähig. Im Hinblick auf die Dachdeckung ist das natürlich ein eindeutiger Vorteil, denn man kann mit einer langen Lebensdauer rechnen. Der Grund für die Widerstandsfähigkeit des Schiefers: Glimmer, ein Mineral, das im Gestein enthalten ist. Als reines Naturgestein kann Schiefer ohne ökologisch bedenkliche Stoffe am Dach eingesetzt werden. Im Hinblick auf seine Herstellung zeichnet er sich durch eine gute Ökobilanz aus, da der Stein nach dem Abbau im Bergwerk kaum noch weiterbearbeitet werden muss.
Qualitätsmerkmal Struktur
Guter Naturschiefer besteht überwiegend aus Glimmer, Ton und Quarz und hat von Natur aus keine Risse. Die Qualität eines Schiefers ist von seiner Schieferung abhängig. Je nachdem, wie gleichmäßig die Minerale entlang der Schieferung ausgerichtet und untereinander verzahnt sind, wie ihre Dichte bemessen ist und sich der mikroskopische Aufbau darstellt, ist das Gestein mehr oder weniger wertvoll. Bei bis zu 90 Schichten pro mm spricht man von einem sehr hochwertigen Schiefer. Unterbrochen sind diese Schichten von einzelnen Glimmerlagen, die dem Schiefer seinen charakteristischen feinen, seidigen Glanz verleihen. Kein Qualitätsmerkmal ist die Farbgebung. Am verbreitetsten ist graublauer Schiefer, relativ selten ist grünes Schiefergestein. Oftmals findet sich in Schieferbergwerken neben grünem auch Schiefer jener mit roter Färbung. Auch grün-rot gestreifte Varianten oder roten Schiefer mit grünen Punkten gibt es.
Deckungsart bestimmt Preis
Nach dem Aufwand für die Bearbeitung, der Anzahl der Steine und der Art der Verlegung richtet sich der Preis für ein Schieferdach. Für den kleinen Häuslbauer kommt eine exklusive Altdeutsche Eindeckung aus handgeformten Schieferplatten, wie sie auf historischen oder denkmalgeschützten Gebäuden zu sehen ist, in den allermeisten Fällen schon alleine aus Kostengründen nicht in Frage (für Material und Verlegung ab ca. 100 Euro/m2). Selbiges gilt für das individuellste Schieferdach, die Wilde Deckung aus unbehauenen Schieferziegeln (ab ca.130 Euro/m2). Die wohl preisgünstigste Schieferdeckung ist die Bogenschnitt-Deckung aus maschinell hergestellten Platten. Bei dieser Deckart braucht man etwa 20 bis 40 Steine/m2, die ab 60 Euro/m2 zu haben sind. Die Dachneigung sollte für diese Schiefereindeckung mindesten 25 Grad betragen. 22 Grad beträgt die Regeldachneigung bei der sogenannetn Rechteck-Doppeldeckung aus rechteckigen Steinen. Sie eignet sich ebenfalls für moderne Neubauten und punktet mit einer schnellen Verlegung und einem recht günstigen Preis (ab ca. 70 Euro/m2).
Vollschalung für Schiefer
Je nach Deckart werden die Schieferplatten auf einer nagelbare, biegesteife Holzschalung aus Brettern (mind. 24 mm dick) befestigt. Holzwerkstoffplatten kommen als Unterlage gleichfalls infrage - sie müssen allerdings mindestens 22 mm dick sein. Für die meisten Deckungsarten ist eine Vollschalung des Daches erforderlich. Das bedeutet, dass die gesamte Dachfläche mit Holz verkleidet werden muss, bevor die Schieferplatten darauf genagelt werden können. Bei der Rechteck-Doppeldeckung können die Schieferziegel auch auf einer Dachlattung verlegt werden. Der Verzicht auf die Vollschalung muss allerdings durch andere Maßnahmen ausgeglichen werden. Das Dach benötigt eine Unterspannbahn, die das Dämmmaterial im Dachstuhl und den Dachboden selbst vor Regen und Schnee schützt. Inzwischen gibt es auch Aufsparren-Dämmsysteme, die eigens für Schieferdächer entwickelt wurden. Die Sandwichelemente auf PUR-Basis (=Polyurethan-Hartschaum) sind mit DWD-Platten (=diffusionsoffene, winddichte Dachplatten) beplankt, auf die der Schiefer direkt genagelt wird (z. B. mit Schiefernägeln oder Kupfer- und Edelstahlstiften). Eine besondere Art der Befestigung ist die Direktnagelung auf Porenbeton oder Bimsstein. Aufgrund ihrer Kleinteiligkeit haben sich Schieferdeckungen in Verbindung mit den besonders auszugsfesten Schiefernägeln als besonders sturmfest bewährt.