Was gibt's Neues im Büro?
Wie wir arbeiten, ändert sich. Die Umgebung, in der wir arbeiten, passt sich daran an. Wie vielschichtig sich die Büroplanung gestaltet und welche Anforderungen ein moderner Arbeitsort – von der Akustik bis zum Bürostuhl – erfüllen muss, haben wir uns genauer angesehen.
Moderne Büroräumlichkeiten müssen den Anforderungen der neuen Arbeitswelt gerecht werden: so verlangt etwa der immer höher werdende Stellenwert von kreativer Wissensarbeit nach anderen räumlichen Strukturen. Die Anforderungen erhöhen sich, nicht zuletzt deshalb, weil sich viele Unternehmen eine charaktergebende Innenarchitektur wünschen. Das macht die Büroplanung vielschichtig und braucht viel Fingerspitzengefühl. Zunächst tun sich für jedes Unternehmen drei wesentliche Fragen auf:
- Wie nutzen wir die vorhandene Fläche effizient?
- Wie sorgen wir dafür, dass die Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz gesund bleiben?
- Wie schaffen wir Büroräumlichkeiten, in denen sich alle möglichst wohl fühlen?
Die erste knappe Antwort: indem man den Fokus auf (Mulit-)Funktionalität, Ergonomie, Farbe, Licht und Akustik legt.
Büroplaner fragen nach Tätigkeit & Story
Es sind vor allem zwei Ansätze, nach welchen der Arbeitsort heute geplant und konzipiert wird: Tätigkeitsbasierte Konzepte legen Augenmerk auf infrastrukturelle Faktoren, wie Akustik, Raumklima und Tageslichtversorgung. Dazu analysiert der Planer die Anzahl der Mitarbeiter und die Art der ausgeübten Tätigkeiten und leitet davon die optimale Ausstattung und Modulerstellung ab. So soll beispielsweise sichergestellt werden, dass eine belebte Kantine nicht neben einem Fokusarbeitsplatz liegt. Parallel dazu kommt die Story ins Spiel, die visuell erzählt, was an welchem Ort geschieht, wie gearbeitet wird und welchen Charakter ein Unternehmen hat. Dies soll Mitarbeitern, aber auch Kunden helfen, sich in den Räumen zurechtzufinden, wohlzufühlen und sich mit dem Unternehmen zu identifizieren.
Der perfekte Arbeitsplatz
Man kann davon ausgehen, dass das Arbeitsergebnis positiv beeinflusst wird, wenn der betreffende Arbeitsplatz individuell auf die Mitarbeiter und deren Tätigkeit zugeschnitten ist. Die Gestaltung der Arbeitsplätze ist dabei so variantenreich wie noch nie: Umgesetzt werden klassischen Einzelbüros, Zellen- und Gruppenbüros, aber auch Großraumbüros. Was davon sich letztendlich tatsächlich realisieren lässt, bestimmt allerdings der Gesetzgeber. Er schreibt Raumgrößen, Raumhöhen, Verkehrsflächen und Bewegungsflächen vor. Seit 2004 gibt es seitens des Gesetzgebers keine konkreten Angaben zur Mindestfläche mehr, allerdings gibt es Empfehlungen:
- Empfohlene Größe bei Kleinraumbüros: 8 bis10 m² pro Arbeitsplatz
- Empfohlene Größe bei Großraumbüros: 12 bis 15 m² pro Arbeitsplatz
Trends: Desksharing und smarte Büromöbel
Als besonders effiziente und kostensenkende Flächennutzung wird das Desksharing, also das Teilen eines Arbeitsplatzes, angesehen. Der Grund für diesen Trend: In der Praxis stehen Arbeitsplätze häufig leer, etwa weil sich Mitarbeiter im Außendienst oder im Urlaub befinden, oder aber auch, weil der Arbeitsplatz von einer Halbtagskraft genutzt wird. Mitarbeiter arbeiten zudem vermehrt "non-territorial", also ohne fixen Arbeitsplatz. Individuell per App einstellbare Bürostühle, die das persönliche Sitzprofil abspeichern und überwachen, erleichtern den häufigen Wechsel und sorgen für ein ergnomisches und gesundes Sitzen.
Langjähriger Favorit: Open Space
Open Space Büros sind nach wie vor der Renner in Sachen Bürokonzepte. Raumteilende Elemente oder Akustik-Trenner gliedern den Raum in einzelne Bereiche und haben ein angenehmes Arbeitsklima zum Ziel. Nicht aus den Augen verlieren sollte man bei der Planung eines Großraumbüros die Privatsphäre der Mitarbeiter. Soll aus Einzel- oder Zellenbüros ein Großraumbüro werden, müssen die betroffenen Mitarbeiter in die Planung miteinbezogen werden.
Großraumbüros in der Post-Corona-Zeit?
Die Zukunft für Open Space-Konzepte bzw. Großraumbüros ist ungewiss. Mit Corona sei das Ende der Großraumbüros eingeläutet, so kritische Stimmen aus der Branche. Tatsächlich gibt es aus Deutschland bereits Meldungen, dass statt des Großraumbüros wieder vermehrt Einzelbüros nachgefragt werden. Fest steht jedenfalls hierzulande: Virtuelle Räume werden zunehmend attraktiver und verdrängen das bekannte Meeting im klassischen Besprechungsraum. Gleichzeitig hat sich das Homeoffice in vielen Firmen bewährt und wird zu neuen, flexibleren Regelungen führen. Teleworking ist das Schlagwort der Stunde – eine Mischung aus Büro- und Heimarbeit als "neue Normalität" wird immer wahrscheinlicher.
Unternehmen, die nicht völlig auf Homeoffice umsteigen können, werden nach modernen Lösungen bzw. Adaptionen für ihre Büroräumlichkeiten suchen, die das Ansteckungsrisiko im Vergleich zum Open Space-Konzept reduzieren. Flexible Arbeitsräume und -plätze, kleinere Besprechungsräume mit Toptechnik und Projektbereiche werden das Bürodesign nach COVID-19 prägen. Entsprechende Anpassungen, die schon jetzt in vielen Büros vorgenommen werden:
- Flexiblere Module (z. B. Trenn- und Schutzwände aus Plexiglas oder Acrylglas)
- Installationen für kontaktloses Türöffnen
- Anschaffung von Materialien, die leicht zu reinigen sind
- Verbesserungen im Hinblick auf das Raumklima & die Belüftung (Sensoren)
Der Büroraum als Arbeitsmittel
Der Raum wird im Zuge der heutigen Büroplanung ganzheitlich als Arbeitsmittel gedacht. Als ein solches verfügt er beispielsweise über multifunktionale Einrichtungsgegenstände, Möbel mit integriertem Schallschutz, flexible Steh-Sitz-Lösungen, Raum-in-Raum-Konzepte oder ergonomische Möbel. Rückzugsorte für längere online Telefon- und Videokonferenzen werden wichtiger, um den Umgebungslärm für alle Mitarbeiter zu reduzieren. Die technische Ausstattung sowie die Einrichtung werden dementsprechend angepasst, z. B. werden Verdunkelungsmöglichkeiten und räumliche Abtrennungen geschaffen. Der klassische Besprechungsraum ist dabei nur mehr eine von vielen Umsetzungsvarianten. Moderne Bürokonzepte beinhalten beispielsweise Mittelzonen für Kurzmeetings und für informelle Treffen der Mitarbeiter.
"Hören Sie mich?”
Gerade in Großraumbüros und Besprechungsräumen ein Thema: der Geräuschpegel. Um eine möglichst störungsarme Umgebung für alle Mitarbeiter zu schaffen, sollten beispielsweise Bürotrennwände zur Verfügung stehen. Stellwandsysteme beziehungsweise hängende Akustiktrennwände bieten sich hier je nach Raumverhältnis an. Und auch der Bodenbelag beeinflusst die Akustik im Büro: Weiche Böden haben den Vorteil, dass sie geräuschärmer sind, der Nachteil ist natürlich der Reinigungsaufwand.
Lichtplanung fürs Büro
Der Einsatz von Lichtquellen in Büro soll die Augen der Mitarbeiter schonen und ihre Konzentration fördern. Deshalb verlangt der Gesetzgeber, dass die Arbeitsfläche mit 500 Lux ausgeleuchtet und blendfrei ist. Zudem werden kühlere Lichtfarben zur Förderung der Konzentration empfohlen. Büroleuchten sollten sowohl direktes Licht (nach unten auf die Arbeitsfläche gerichtet) als auch indirektes Licht (in Richtung Decke) spenden. Steh- und Schreibtischleuchten eignen sich hierfür besonders gut, da sie flexibel ausgerichtet werden können. Dimmbare (LED-)Leuchten ermöglichen es den Mitarbeitern, die Helligkeit individuell zu regulieren.
Das Wohlfühl-Büro lässt sich planen
Funktionalität ist wichtig. Um Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten, ist der Wohlfühlfaktor am Arbeitsplatz aber mindestens genauso wichtig geworden. Wer sich an seinem Arbeitsplatz wohlfühlt, arbeitet mit mehr Freude, ist leistungsbereiter (laut Studien bis zu 36 Prozent Leistungssteigerung) und empfindet den Büroalltag als weniger belastend. Wie lässt sich aber nun eine solche Atmosphäre erreichen? Die Farbgestaltung im Büro ist hierfür wesentlich, aber auch Büropflanzen, Dekoelemente und die Verwendung natürlicher Materialien können zum Wohlbefinden beitragen. Mehr Natürlichkeit ins Büro bringen zum Beispiel biophile Bürodesigns. Ein Pausenraum, im Idealfall mit daran anschließendem Außenbereich, fördert außerdem die Kommunikation unter Kollegen und dient gleichzeitig als Rückzugs- und Entspannungsort.