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Strom

Eigenverbrauch erhöhen: So funktionierts ohne Stromspeicher

Eine zunehmende Anzahl an Österreichern besitzt eine PV-Anlage, mit der sie umweltfreundlichen Strom erzeugen. Sie tragen damit zur Energiewende bei, stehen aber auch vor praktischen Herausforderungen. Eine verbreitete Frage bei Anlagenbesitzern und Interessierten ist: Wie erhöhe ich meinen Eigenverbrauch?

Beim erzeugten Ökostrom gibt es zwei Möglichkeiten: Eigenverbrauch oder Einspeisung in das öffentliche Stromnetz. Bei einem Vergleich dieser beiden Varianten stellt sich meist heraus, dass die Eigennutzung finanziell attraktiver ist. Investoren sollten sich vorab mit diesem Aspekt befassen! Doch wie steigern Anlagenbesitzer den eigenen Nutzungsanteil? Hierfür existieren mehrere effektive Ansätze!

Eigenverbrauch steigern: Lohnt sich das?

Im ersten Schritt interessiert, was für den Eigenverbrauch spricht. Bei einer oberflächlichen Betrachtung scheint die Einspeisung in das Stromnetz die einfachere Variante zu sein: Eigentümer speisen den Strom ein und erhalten dafür eine Einspeisevergütung. Hier in Österreich wählen sie aus zwei Optionen:

  • Einspeisung über die OeMAG: Bei der OeMAG handelt es sich um die Abwicklungsstelle für Ökostrom, die allen Vertragspartnern einen vierteljährlich festgelegten Marktpreis garantiert. Im 4. Quartal 2023 liegt dieser bei 12,464 Cent/kWh.
  • Vertrag mit dem Stromanbieter: Alternativ können Anlagenbesitzer einen Vertrag mit dem Stromanbieter abschließen. Die Unternehmen weisen bei den Einspeisevergütungen erhebliche Abweichungen auf. Das gilt für die Höhe dieser Vergütung und für mögliche Abstufungen. So reduziert sich die Vergütung bei einigen Anbietern ab einer bestimmten Menge des jährlich erzeugten Ökostroms.

Nun fragt sich: Was ist besser? Eigenverbrauch oder Einspeisung? In fast allen Fällen lautet die Antwort, dass Eigentümer den PV-Strom selbst nutzen sollten. Grundsätzlich kommt es aber auf den Einzelfall an, Interessierte sollten den finanziellen Vor- oder Nachteil ausrechnen. Ein wichtiger Faktor ist, wie viel sie für den Strom ihres Anbieters bezahlen.

Dieser Punkt berührt auch den grundlegenden Aspekt der Wirtschaftlichkeit von PV-Anlagen. Wenn Privatinvestoren die Wirtschaftlichkeit einer Anlage berechnen, verdienen vielfältige Variablen Aufmerksamkeit. Dazu gehören die Kosten der PV-Anlage inklusive Montage, Wartungskosten und der Ertrag durch die Stromerzeugung. Wenn der finanzielle Vorteil durch den Eigenverbrauch höher als durch die Einspeisung ist, führt eine höhere Eigennutzung zu einer attraktiveren Rendite.

Eigenverbrauch erhöhen: Warum auf einen Stromspeicher verzichten?

Mit einem Stromspeicher fällt die Steigerung des Eigenverbrauchs leicht. Momentan nicht benötigter Strom fließt in den Speicher: Anlagenbesitzer setzen diesen gespeicherten Strom anschließend bedarfsgerecht ein. Eigentümer sind von der aktuellen Stromerzeugung unabhängig, das erspart das mühsame Abstimmen der Stromnutzung mit der Stromproduktion. Sie nutzen den gespeicherten Strom, wenn sie ihn brauchen und müssen nicht auf das aktuelle Wetter bzw. Tages- sowie Nachtzeiten achten.

Diesem Vorteil steht aber ein erheblicher Nachteil gegenüber: Stromspeicher kosten viel Geld. Sie erhöhen die gesamte Investitionssumme und bedrohen im schlimmsten Fall die Wirtschaftlichkeit. Bei kleineren Anlagen lohnt sich diese Investition im Regelfall nicht. Momentan boomen in Österreich preiswerte Balkonkraftwerke, bei diesen Minianlagen empfiehlt sich zum Beispiel der unmittelbare Eigenverbrauch ohne zwischengeschalteten Speicher.

Erhöhung des Eigenverbrauchs: Diese Möglichkeiten gibt es

In der Praxis erweist es sich als Herausforderung, den Eigenverbrauch zu steigern. Die Stromausbeute von PV-Anlagen schwankt aus nachvollziehbaren Gründen, da es auf die Intensität des Sonnenscheins ankommt. Trotz dieser Schwierigkeiten lässt sich der Eigenverbrauch erhöhen. Die meisten Tipps beziehen sich auf ein kluges Management des Stromverbrauchs.

Anlagenbesitzer sollten Strom exakt dann verbrauchen, wenn die PV-Anlage große Mengen an Ökostrom liefert. Diese Anpassung an die Erzeugungsmenge kann manuell oder mit innovativer Technik erfolgen. Darüber hinaus zahlt sich auch ein Blick auf die PV-Anlage aus: Dieser Tipp gilt insbesondere für Interessierte, die in Kürze eine Anlage installieren wollen. Je höher die erzeugte Strommenge ist, desto mehr Strom können sie selbst nutzen. Es empfiehlt sich auch aus diesem Grund, auf die Leistungskraft und optimale Ausrichtung der Anlage zu achten!

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Den Stromverbrauch an die Stromproduktion anpassen

Beim Stromverbrauch lassen sich zwei Arten unterscheiden:

  • zeitlich unflexibler Strombedarf: Hierbei handelt es sich um Stromverbrauch, der sich nicht verschieben lässt. Der Bedarf ist im jeweiligen Moment vorhanden. Ein Verschieben ist nicht möglich oder wäre mit erheblichen Einschränkungen verbunden. Als Beispiele lassen sich die abendliche Beleuchtung, das Kochen und die TV-Nutzung nennen.
  • zeitlich flexibler Strombedarf: In anderen Fällen können Nutzer den Stromverbrauch problemlos mit der erzeugten Strommenge abstimmen, ohne dass sie an Komfort verlieren. Ein Beispiel ist das Laden von E-Autos. Hier kommt es nicht darauf an, zu welchem genauen Zeitpunkt das Laden erfolgt. Relevant ist nur, dass ausreichend Strom in den Akku fließt.

Die folgenden Abschnitte enthalten konkrete Tipps zur flexiblen Stromnutzung:

1. Haushaltsgeräte zeitlich klug nutzen

Bei manchen Großgeräten im Haushalt spielt es keine Rolle, wann sie ihre Aufgabe erfüllen. Das trifft zum Beispiel auf die Waschmaschine und den Trockner zu. Diese Geräte lassen sich gezielt bei optimalen Wetterverhältnissen für die PV-Anlage nutzen. Wichtig ist, dass Anlagenbesitzer den optimalen Zeitpunkt wählen. Sie sollten sich vergewissern, dass die PV-Anlage während des Wasch- oder Trocknungsvorgangs zuverlässig eine große Menge an Strom liefert. Insbesondere bei einem energieintensiven Gerät wie einem Trockner ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der erzeugte Strom vollständig dem Eigenverbrauch dient.

Dieses Prinzip lässt sich auf weitere Großgeräte wie den Geschirrspüler anwenden. Auch bei kleineren Geräten mit hohem Energieverbrauch wie einem Bügeleisen rentiert es sich, den idealen Zeitpunkt abzuwarten. Dasselbe trifft auf alle Akkus und Akkugeräte zu. Kluge Besitzer laden den Akku auf, wenn die PV-Anlage ausreichend Strom produziert.

2. Laden des E-Autos auf Stromerzeugung abstimmen

In Österreich gibt es mittlerweile über 140.000 zugelassene E-Autos. Besitzer leisten mit diesen Fahrzeugen einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen Mobilität. Dieser Beitrag erhöht sich, wenn sie ihr E-Auto mit umweltfreundlich erzeugtem Strom laden. Bestenfalls handelt es sich um den Strom aus der eigenen PV-Anlage: Dann profitieren sie auch von einem finanziellen Vorteil.

Voraussetzung ist, dass sich das E-Auto zu Hause befindet und die PV-Anlage zum entsprechenden Zeitpunkt große Mengen an Ökostrom liefert. Für Arbeitnehmer mit gewöhnlichen Arbeitszeiten bietet sich zum Beispiel tagsüber das Wochenende an. In den Sommermonaten erzeugt die PV-Anlage bei günstigem Wetter auch in den Abendstunden viel Strom.

3. Mit intelligenter Stromsteuerung den Eigenverbrauch steigern

Die genannten Tipps lassen sich manuell umsetzen. Anlagenbesitzer starten ihre Waschmaschine zum Beispiel zum perfekten Zeitpunkt. Noch besser ist eine technische Unterstützung, die den Stromverbrauch in Abstimmung mit der PV-Anlage effizient steuert.

Die Investition in smarte Steuerungstechnik lohnt sich! Smart-Home-Anwendungen vernetzen zahlreiche Komponenten der Haustechnik sowie Haushaltsgroßgeräte wie Waschmaschinen. Mit einem integrierten Energiemanagementsystem sorgt die Technik für eine effektive Nutzung des PV-Stroms.

Zwei Beispiele sollen das verdeutlichen:

  • Das Steuerungssystem startet die vorbereitete Waschmaschine zum optimalen Zeitpunkt. Innovative Systeme beziehen hierfür auch eine Wetterprognose ein.
  • Viele Haushalte in Österreich verfügen inzwischen über eine Wärmepumpe. Auch bei dieser umweltfreundlichen Technik empfehlen sich smarte Technologien. In einem gewissen Maße lässt sich die Wärmepumpe mit der erzeugten Strommenge der PV-Anlage koppeln.

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Maximale Stromausbeute für höheren Eigenverbrauch

Zusätzlich spielen auch die Konstruktion und die Ausrichtung der PV-Anlage eine bedeutende Rolle. Bestenfalls deckt die Anlage so häufig wie möglich den momentanen Strombedarf ab. Das Ziel ist, keinen externen Strom zu benötigen. Ein hoher Stromertrag führt ebenfalls zu einem höheren Eigenverbrauch, weil er die Menge des externen Stroms reduziert. Daraus ergeben sich drei Tipps:

  • Investoren sollten die Anlage ausreichend groß dimensionieren.
  • Sie sollten zugleich die perfekte Ausrichtung der Anlage sicherstellen.
  • Eine regelmäßige Pflege und Wartung sichern die maximale Stromausbeute.

Gute Gründe für einen hohen Eigenverbrauch

Ein hoher Eigenverbrauch wirkt sich fast immer positiv auf die Finanzen aus. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, diesen Anteil zu steigern. Besonders wertvolle Dienste leisten intelligente Smart-Home-Technologien.

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Datum: 07.11.2023

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