Rund bis birnenförmig und mit einem Durchmesser von 40 bis 60 cm findet man die charakteristischen Nester der Asiatischen Hornisse meist in hohen Bäumen. © IVÁN VIEITO GARCÍA/stock.adobe.com

Aliens in unseren Gärten

Neue Schädlinge, von Insekten über Mikroorganismen bis zu giftigen Pflanzen, gefährden die Pflanzengesundheit in den heimischen Gärten. Welche neuen Schädlinge sich ausbreiten und was Sie dagegen tun können, erfahren Sie hier.

Gebietsfremde Schaderreger an Pflanzen sind aufgrund der globalisierten Handels- und Tourismusströme auch in unseren Breiten ein immer häufigeres Problem. Zehn neue Schädlingsarten pro Jahrzehnt bedeuten für die EU-Landwirtschaft Qualitäts- und Ernteeinbußen in Milliardenhöhe. Die Klimakrise befeuert die Ausbreitung von neuen Schädlingen zusätzlich, weil unter ihnen viele wärmeliebende Arten zu finden sind. Diese machen auch vor unseren Gärten nicht Halt, weshalb wir mit Hilfe der Gartengestaltung zum Schutz unserer vielfältigen heimischen Fauna und Flora beitragen sollten.

Unliebsame Neuankömmlinge 

Einer der bekanntesten eingeschleppten Schädlinge hierzulande ist ohne Zweifel der Buchsbaumzünsler. Die Raupe ist schwierig zu bekämpfen, aber es ist möglich. Selbiges gilt für neue Schädlingsarten, wissenschaftich auch "Neobiota" ("neue Lebewesen") genannt. Abgeleitet vom Englischen („alien species“ = „gebietsfremde Arten“) ist auch der Ausdruck „Aliens“ im Sprachgebrauch geläufig. Je nach Schaderreger bekämpft man ihn im jeweiligen Stadium, das heißt, man bestimmt, ob er als Ei, Larve, Raupe, in verpuppter Form oder als bereits ausgewachsenes Tier vorkommt.

Asiatische Hornisse frisst heimische Bienen

Eine von der EU als invasiv eingestufte Art, die sich zurzeit in Europa rasch ausbreitet, ist die Asiatische Hornisse. Sie wurde 2004 nach Frankreich eingeschleppt und breitet sich seitdem in Spanien, Portugal, Italien, Belgien und Deutschland aus. Laut AGES (Bundesamt für Ernährungssicherheit) sei es nur eine Frage der Zeit, bis sie auch Österreich erreichen wird. Die Asiatische Hornisse ernährt sich unter anderem von Honigbienen und bereitet deshalb insbesondere Imkern Sorge. Für einen gesunden Menschen ist sie so ungefährlich wie die heimische Hornisse, allerdings sollte man davon absehen, eigenständig einzelne Tiere oder Nester zu bekämpfen. Mit Hornissenfallen entledigt man sich überwiegend der Falschen - nützliche Insekten, wie etwa Honig-und Waldbienen oder Falter werden dadurch in großer Zahl getötet.

Wenn Sie den Verdacht haben, Asiatische Hornissen in Ihrem Garten oder anderswo gesichtet zu haben, melden Sie dies samt Foto oder Video an die zuständigen Stellen! Für invasive Arten sind das Bundesamt für Ernährungssicherheit und die jeweilige Landesregierung zuständig. Die Asiatische Hornisse ist im Vergleich zur heimischen Art insgesamt viel dunkler. Die Vorderseite ihres Kopfes ist orange (nicht gelb wie bei der Europäischen Hornisse) und die Beinenden gelb.

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Bläulingszikade schädigt Gehölz

Die kleinen graublauen Insekten wurden in Österreich bis jetzt in Wien und Graz (erstmals 1996) entdeckt. Die natürliche Ausbreitung dieser hierzulande fremden Zikadenart ist zwar noch gering, es besteht jedoch das Risiko, dass sie durch menschliche Aktivitäten unbemerkt verschleppt wird. Hauptsächlich befällt die Zikade Gehölze, deren Pflanzensaft sie saugt. Infolge wird das Pflanzenwachstum und die Ausbildung von Früchten beeinträchtigt. In Österreich wurde die Bläulingszikade bisher an 290 Pflanzenarten festgestellt, z. B. Ahorn, Robinie, Apfel, Marille, Wein, Hartriegel, Hortensien oder Holunder. Mit gezieltem Zurückschneiden befallener Zweige und Spritzmittel gegen saugende Insekten können Sie gegen die Bläulingszikade vorgehen.

Lösungsansatz: Natürliche Feinde

Um einen eingeschleppten Schädling zu reduzieren, werden u. a. Nutzinsekten ganz bewusst importiert – dank strengster Auflagen mittlerweile auch sehr effektiv. So wurde in Wien zu Forschungszwecken eine kleinere Population Bläulingszikaden erfolgreich biologisch bekämpft, und zwar mit der aus Nordamerika stammenden Zikadenwespe N. typhlocybae. Solche Nutzorganismen müssen ebenso wie chemische Pflanzenschutzmittel ein Zulassungsverfahren durchlaufen, ehe sie zum Einsatz kommen dürfen. Denn was passieren kann, wenn ein vermeintlicher Schädlingsbekämpfer selbst zum Schadinsekt wird, zeigt ein Beispiel aus der Vergangenheit: Der Asiatische Marienkäfer war ursprünglich nur für die Verwendung in Glashäusern vorgesehen, hat sich aber im Freiland etabliert und verdrängt seitdem die weniger widerstandfähigen einheimischen Marienkäferarten. In Österreich wurde der Käfer erstmals 2006 beobachtet und innerhalb weniger Jahre mauserte er sich zu einem der häufigsten Käfer. Im Herbst ernähren sich die Tierchen auch von reifem Obst und Weintrauben und könnten so in Zukunft für den Weinbau von Nachteil sein.

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Neophyten bedrohen Artenvielfalt

Einer bestimmten Branche wird bei der Verbreitung von gebietsfremden Pflanzen, sogenannten Neophyten, eine besondere Rolle zugeschrieben: dem Gartenhandel. Weltweit werden zigtausende Pflanzen als Gartenpflanzen gehandelt - dank Modetrends werden es stetig mehr. Werden diese Arten ausgepflanzt, können sie aussamen und sich weiter ausbreiten. Oder sie gelangen über den Gartenaushub in andere Umgebungen. Und so kommt es, dass sich nicht nur Insekten und Tiere in unseren Gärten einnisten. Auch invasive Pflanzen können zum Problem werden - mitunter zu einem längerfristigen, wie es sich am Beispiel des Japanischen Staudenknöterichs veranschaulichen lässt. Ein Graus für jeden Gartenfreund: Hat man die aus Ostasien eingeschleppte Pflanze erstmal im eigenen Garten, kann es bis zu zehn Jahre dauern, sie wieder loszuwerden. Der ursprünglich als Zierpflanze in Europa eingeführte Japanische Staudenknöterich wächst nämlich extrem schnell, reguliert sich rasch und hat Wurzeln, die bis zu drei Meter tief reichen. So verdrängt er wichtige einheimische Pflanzen, wie etwa die Brennessel.

So werden Sie den Japanischen Staudenknöterich los

In Österreich ist die weibliche Pflanze des Japanknöterichs vor allem am Ufer von Fließgewässern zu finden, aber auch an Straßenrändern, Böschungen oder dort, wo Humus, Kompost oder Aushub gelagert werden. Macht sich die Pflanze in Ihrem Garten breit, sollten Sie sie umgehend ausreißen - so wird der Knöterich geschwächt und zurückgedrängt. Am wirkungsvollsten hat sich regelmäßiges Mähen mit nachfolgender Herbizidanwendung herausgestellt. Achtung: Die Pflanzenteile müssen unbedingt im Restmüll entsorgt werden! Ein fingerlanges Wurzelstück genügt, um eine Pflanzenkolonie zu gründen. Das Ausgraben ist übrigens aufgrund der tiefen Wurzeln nur bedingt erfolgversprechend. Konkurrenzstarke Pflanzen wie z. B. Rohrglanzgras, Pestwurz und Schwarzerle können ebenfalls dabei helfen, die Ausbreitung zu stoppen.

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Explosionsartige Vermehrung: Purpurrotes Drüsen-Springkraut

Das Drüsen-Springkraut aus Hochlagen des Himalayas breitet sich seit 150 Jahren in Mitteleuropa aus und ist Ihnen vielleicht schon als blühende, recht intensiv riechende Pflanze entlang von Bächen und Flüssen oder an Waldrändern begegnet. Berührt man ihre Früchte, "explodieren" diese. Gleich verhält sich das heimische Große Springkraut ("Rühr-mich-nicht-an"), das aber nicht invasiv, sondern in Österreich heimisch ist. Das Drüsen-Springkraut breitet sich großflächig aus und verdrängt heimische Pflanzen von ihren Standorten. Effektiv bekämpft wird das Drüsen-Springkraut, indem man seine Samenbildung unterbindet, also rechtzeitig zu Blühbeginn abschneidet. Greifen Sie beim nächsten Spaziergang beherzt zu und reißen Sie die invasive Pflanze noch vor der Blüte aus.

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Krankmacher: Ragweed und Bären-Klau

Wenn es um die gesundheitlichen Auswirkungen auf den Menschen geht, sollte man Neobiota weder kleinreden noch ihre Gefahr überschätzen. Am meisten Probleme dürfte derzeit das aus Nordamerika stammende Ragweed (BeifußblättrigeTraubenkraut) machen, dass sich hierzulande z. B. entlang von Autobahnen ausbreitet, aber auch den Weg in unsere Gärten findet. Dort wächst das Beifuß-Traubenkraut häufig unter Vogelhäuschen, da seine Samen in manchen Vogelfuttermischungen vorkommen. Für die Natur keine Bedrohung, reichen nur wenige seiner hochallergenen Pollen aus, um bei Allergikern eine Reaktion hervorzurufen. Die Klimaerwärmung führt dazu, dass sich die wärmeliebende Pflanze auch in Österreich immer weiter ausbreitet, besonders in der Südoststeiermark, dem östlichen Niederösterreich und dem Burgenland.

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Eher in höheren Lagen im Westen Österreichs tritt der Riesenbären-Klau auf. Zwar trifft man die aus dem Kaukasus stammende Pflanze momentan noch selten an, allerdings breitet sie sich zunehmend aus. Privatpersonen sollten bei einem Fund die Pflanze keinesfalls berühren, denn das führt bei Sonneneinstrahlung zu starken Hautreizungen bzw. Verbrennungen. Am besten nicht selbst dagegen vorgehen und die Behörden (Gemeinde) informieren. Für beide erwähnten Pflanzen – Riesen-Bärenklau und Ragweed– gibt es allerdings keine allgemeine Melde- oder Bekämpfungspflicht und auch kein systematisches Monitoring.

Fazit: Was kann ich als Gartenbesitzer tun?

Als leidenschaftlicher Gartler steht man stets vor der Entscheidungg, welche Kräuter, Stauden, Sträucher oder Bäume man als nächstes pflanzt. Natürlich sind Kriterien wie Attraktivität, Größe, Farbe, Blütezeit und -dauer, Standortansprüche, Frosthärte, Ertrag an Früchten oder Pflegeaufwand für die Auswahl ausschlaggebend.

Im Hinblick auf invasive Arten und den Schutz der heimischen Biodiversität sollte man sich beim Kauf von Pflanzen auch über Folgendes Gedanken machen:

AutorIn:
Datum: 14.03.2023
Kompetenz: Schädlingsbekämpfung

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