Ein Büro wie eine Penthouse-Suite: leuchtende Farben, hochwertige Materialien, edles Holz und viel Licht, das durch die raumhohen Fenster strahlt. bluebird.space ist ein Vorzeigeprojekt für die heutigen Ansprüche an New Work. © Oliver Hallwirth/raumpixel

New Work: Utopie oder Realität?

Gelungen und im Sinne der Arbeitnehmer umgesetzt steht New Work für eine flexible ­Arbeitsform, bei der die berufliche Entwicklung der persönlichen Entfaltung nicht im Wege steht. ­Dieses Konzept ist alles andere als neu. Tatsächlich reicht der Ursprung der New-Work-Bewegung bis in die 1980er-Jahre zurück. Seit der Coronapandemie polarisiert das ­Thema wie nie zuvor.

Seit Jahren macht sich ein struktureller Wandel in der westlichen Arbeitswelt bemerkbar. Die Gründe dafür: Globalisierung, Digitalisierung, Kulturwandel und demografischer Wandel. Besonders spürbar ist das Umdenken im Arbeitsleben. Klassische Arbeitskonzepte in Bezug auf Raum, Zeit und Organisation werden immer stärker hinterfragt. Menschen haben einen anderen Anspruch an ihre Tätigkeit als noch vor ein paar Jahrzehnten. New Work bezeichnet eine grundlegende und dauerhafte Veränderung der Arbeitswelt, um zu einem zukunftsweisenden und sinnstiftenden Arbeiten im digitalen Zeitalter zu gelangen. Es handelt sich um einen facettenreichen und vielschichtigen Begriff. Eine einheitliche Definition existiert nicht.

Die Grundpfeiler von New Work

Einer der stärksten Grundpfeiler des New-Work-Konzepts ist die Digitalisierung. Die Arbeitsabläufe sind stark von IT durchdrungen, alles ist miteinander vernetzt. Diese Entwicklung verlangt von den Arbeitnehmern zunehmend mehr Flexibilität, wenn es um das Kennenlernen und Anwenden neuer Tools geht. Die Bereitschaft, sich mit neuer Technik zu beschäftigen und sich stetig weiterzuentwickeln, wird heute in den allermeisten Unternehmen vorausgesetzt. Indes müssen sich auch Unternehmen dieser Entwicklung anpassen und ihren Mitarbeitern zumindest die nötige Software und Hardware zur Verfügung stellen.

Ebenso wie die Digitalisierung ist das Work-Life-Blending charakteristisch für New Work. Es zielt auf eine Verschmelzung von Lebenswelt und Arbeitswelt ab. Das Verschwimmen der Grenzen zwischen Privatheit und Arbeitsalltag findet glühende Befürworter wie auch scharfe Kritiker. Letztere sehen in dieser Entwicklung lediglich eine Strategie zur Gewinnmaximierung von Unternehmen, also den Vorteil für den Arbeitgeber.

Stilvoll, hochmodern, kommunikativ­ und arbeitsfreundlich. Auf zwei Etagen und 800 Quadratmetern bietet sich hier ein Office Space, der dem New Work Flow gerecht wird. Ein Role-Model für zukünftige Büro­raumplanung. © Oliver Hallwirth/raumpixel

Auch die Flexibilität, die Arbeitsorte, Arbeitszeiten und Organisationsformen betrifft, hat in der New-Work-Bewegung hohe Priorität. „Nicht nur der Arbeitsort verändert sich immer mehr zur freieren Gestaltung, sondern auch der Arbeitsraum ent­wickelt sich weiter. Es werden neue Anforderungen an Führung, Kommunikation und Kollaboration gestellt, welche durch den Arbeitsraum unterstützt oder sogar erst ermöglicht werden. So fordert beispielsweise der Trend zu offenen Innovationsprozessen einen entsprechenden kreativen Arbeitsraum ein, ganz im Sinne des Activity Based Workings“, fasst Patrick Berger, Lecturer und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fachhochschule Salzburg, zusammen. Es etablierten sich, auch und vor allem in Zeiten der Coronapandemie, Co-Working-Spaces, Homeoffice, Remote Work oder das Arbeiten als Digital Nomad. Ebenso scheinen sich Arbeitszeitenregelungen peu à peu aufzuweichen und grundlegend zu verändern. Großzügige Gleitzeitmodelle sind in vielen Unternehmen inzwischen gang und gäbe, der klassische Nine-to-five-Job verschwindet in vielen Branchen zusehends. Viele Sparten verabschieden sich auch sukzessive von den klassischen Abteilungen und bewegen sich in Richtung interdisziplinärer Teams, also das Arbeiten in gemischten ­Gruppen. Netzarbeit, Jobsharing und Jobrotation werden zudem angeboten, um potenzielle Arbeitnehmer anzuwerben.

Ein weiterer Umbruch macht sich in der Hierarchie oder vielmehr in deren schleichender Abschaffung bemerkbar. Statt auf starre Strukturen und lange Kommunikationswege wird auf eine unkomplizierte Kommunikation auf Augenhöhe gesetzt. Eine von Wertschätzung geprägte Beziehung zum Vorgesetzten, Vertrauen in das Topmanagement sowie die Identifikation mit dem Unternehmen sind laut einer Studie von Dale Carnegie Training, in der 1500 Personen befragt wurden, besonders wichtig für die Zufriedenheit und das Wohlbefinden am Arbeitsplatz. Je nach entgegengebrachter Wertschätzung, gelungener oder misslungener Fehlerkultur im Unternehmen und der Möglichkeit, selbst Ideen einzubringen, sinkt oder steigt das Engagement der Mitarbeiter. Zudem erleichtern kurze Entscheidungswege und damit flache Hierarchien das Arbeiten und beschleunigen interne Prozesse.

Talent Scouting ist eine weitere Praktik, welche vielerorts Einzug in den Personalabteilungen gehalten hat. Es handelt sich dabei um ein offensives Ausschauhalten nach talentierten Mitarbeitern, kreativen Köpfen, Experten und Allroundern. Vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels, der das Recruiting vor neue Herausforderungen stellt, hat Talent Scouting an Bedeutung gewonnen. Employer Branding, also das gezielte Ergreifen von Maßnahmen, um die eigene Marke zu stärken und so eine gelungene Arbeitgebermarke zu kreieren, wurde auf ein neues Level gehoben und gewinnt immer mehr an Relevanz bei der Suche nach qualifizierten Arbeitskräften. Eine weitere Forderung, die die New-Work-Bewegung kennzeichnet, ist die Diversität. Arbeitgeber werden dazu aufgefordert, Menschen unterschiedlicher (kultureller) Herkunft, unterschiedlichen Alters und Geschlechts anzusprechen und zu beschäftigen.

Eine nicht wenig eigennützige Maßnahme, die viele Unternehmen in den vergangenen Jahren eingeführt haben, ist die Gesundheitsförderung. Kaum eine Stellenanzeige kommt heutzutage ohne Auflistung eines breit gefächerten Angebots von Yoga-Kursen, Meditationen, Massagen, Obst-Snacks und gesundem Kantinenessen aus. Es geht hierbei vornehmlich um die Sicherstellung der Leistungsfähigkeit der Angestellten. Laut ­Frithjof Bergmann sei die wahre Frage, was man wirklich, wirklich will. Er war der Auffassung, dass die meisten Menschen keine Ahnung hätten, was sie wollen. Er nannte dies eine „Armut der Begierde“.

New Work und die wichtigsten Szenarien: Hier weiterlesen!

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Datum: 05.07.2022

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