Fertighauspark Blaue Lagune aus der Vogelperspektive

© Blaue Lagune

Blaue Lagune: 4-Punkte-Förderprogramm für Bauindustrie

Die Baubranche befindet sich im freien Fall. Ein 4-Punkte-Förder-Programm von Branchenradar in Kooperation mit der Blauen Lagune könnte kurzfristig 13.200 Arbeitsplätze in der Bauwirtschaft retten. Hier die Details.

Die Baubewilligungen für den Wohnbau gehen seit 2020 massiv zurück: Wurden 2020 noch insgesamt 63.600 Wohneinheiten in neuen Gebäuden bewilligt, beläuft sich diese Zahl in 2023 auf lediglich 33.900 Einheiten. Davon mit minus 42 Prozent besonders betroffen ist das Ein- und Zweifamilienhaus.

Die Gründe sind bekannt: Massive Erhöhung der Zinssätze seit Ende 2022 mit gestiegenen Finanzierungskosten, restriktive Vergabe von Immobilienkrediten durch KIM-Verordnung und parallel dazu die (zu den Baukosten unverhältnismäßig) gestiegenen Baupreise um rund ein Drittel. Bei den Grundstückspreisen ist der Preisauftrieb bereits seit 2015 markant.

In der hier präsentierten Studie von Branchenradar im Auftrag des Fertighausspezialisten Blaue Lagune will man mit einem Vier-Punkte-Förderprogramm den Wohnbau wieder ankurbeln. Untersucht wurden der volkswirtschaftliche Schaden sowie die Auswirkungen auf die Beschäftigungslage für den gesamten Wohnbau, das Potential von Sanierungen zur Abfederung und schließlich ein 4-Punkte-Förder-Programm für den Bereich Ein- und Zweifamilienhaus entwickelt.

Bauproduktion eingebrochen

Im Wohnungsneubau ist der Wert bereits 2023 auf 15 Mrd. EUR gesunken. Und in den Folgejahren (2024 bis 2026) gehen kumuliert weitere 10,3 Mrd. EUR an Neubau-Volumen verloren, davon 4,8 Mrd. EUR im Bereich Ein- und Zweifamilienhaus.

Arbeitslosigkeit rasant im Steigen

Von 90.000 Vollzeitbeschäftigen in den Jahren 2020 bis 2022 werden bis 2026 noch rund 55.000 Beschäftigte bleiben. Steigende Material- und Personalkosten werden die Unternehmen zu Optimierungsmaßnahmen nötigen, zumal der Markt keine weitere Teuerung mehr akzeptiert. Auch eine mögliche Abwanderung in andere Branchen muss einkalkuliert werden.

Sanierung kann Entwicklung nicht abfangen

Rund 5,51 Mrd. EUR fließen 2023 im Hochbau in die Erneuerung der Gebäudehülle sowie andere thermisch-energetische Bestandsmaßnahmen. Selbst bei deutlich steigender Nachfrage ist nicht davon auszugehen, dass der Bauproduktionswert in der Sanierung um mehr als 700 Mio. EUR jährlich steigen wird – die subjektive Verunsicherung in der Bevölkerung (Weltlage), fehlende Dringlichkeit und steigende Preise sprechen eher dagegen. Den Verlust von 10,3 Mrd. EUR Bauvolumen in den Jahren 2024 bis 2026 kann ein zusätzliches Sanierungsvolumen von max. 3,6 Mrd. EUR nur bedingt abfangen.

Ein- und Zweifamilienhaus – quo vadis?

Im Bereich des Eigenheim-Neubaus gehen, wenn von der Politik keine Maßnahmen ergriffen werden, in den Jahren 2024 bis 2026 ganze 4,8 Mrd. EUR an Bauproduktion verloren. Die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sind fatal: Waren im Durchschnitt von 2021 bis 2023 rund 65.000 Arbeitnehmer dem Ein- und Zweifamilienhaussektor (Bauunternehmen sowie vorgelagerte Wertschöpfungssegmente wie Baustoffhandel und Baustoffindustrie) zurechenbar, wird sich diese Zahl bis ins Jahr 2026 auf 42.000 Beschäftigte – also ein Verlust von 23.000 Beschäftigen – reduzieren. Dies führt zu einem massiven Einbruch von Steuern und Abgaben sowie einem substanziellen Mehraufwand für die Arbeitslosenunterstützung – ein volkswirtschaftlicher Schaden von mehr als 3,2 Mrd. EUR droht!

 

Mit dem Förderprogramm könnte bis 2026 die Wohnbauproduktion angekurbelt und weitere Arbeitslosigkeit verhindert werden. Wie? Partielle Lockerung der KIM-Verordnung (einkommensabhängig), Gewährung einer Investitionsprämie von 20 Prozent der Baukosten (gedeckelt und zeitlich gestaffelt), Bonus für Gemeinden für Bau-Bewilligungen im Bereich Ein- und Zweifamilienhaus sowie eine verbindliche Absenkung der Baupreise in Relation zu den Baukosten. Mit dem Förderprogramm sollen so bis 2026 zusätzliche 15.000 bewilligte Wohneinheiten geschaffen werden, wovon innerhalb des Zeitraums 13.000 Einheiten in Bau gesetzt werden könnten. Die Studie rechnet vor, dass dadurch der Bauproduktionswert um 4,8 Milliarden Euro anwachsen würde, wodurch 13.200 Arbeitsplätze in der Bauwirtschaft erhalten werden könnten. Die Netto-Programmkosten dafür belaufen sich auf rd. 143 Millionen Euro – ohne Berücksichtigung des Kaufkraftverlusts von Personen in Arbeitslosigkeit und dessen Auswirkungen auf den Konsum. Die Blaue Lagune geht davon aus, dass die berechneten Netto-Programmkosten mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zum Tragen kommen und das 4-Punkte-Programm somit ausschließlich nutzenspendend wäre.

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Datum: 19.01.2024

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