Vielfalt gleicht Schwächen aus
Die Austrian Cooperative Research hat die Gebäudetypen Niedrigenergiehaus, Sonnenhaus, Passivhaus und Plusenergiehaus hinsichtlich ihrer Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit verglichen. Sieger gibt es keinen.
Seit es verschiedene Konzepte für energieeffiziente Gebäude gibt, herrscht auch die Diskussion vor, welches das beste ist. Fünf Forschungsinstitute der Austrian Cooperative Research (ACR) wollten diese Frage klären und haben nun in einem einzigartigen Projekt gemeinsam mit Projektpartnern insgesamt 45 energieeffiziente Gebäudevarianten untereinander verglichen und berechnet, welche Bauweise und welche Haustechnik für Häuser langfristig am umweltverträglichsten und wirtschaftlichsten sind. Insgesamt zeigt sich, dass die verwendeten Baustoffe kaum einen Einfluss auf das Gesamtergebnis haben. Wesentlich scheint sich hingegen der Energiestandard auf das Ergebnis auszuwirken.
Baustoff kaum Einfluss auf Gesamtkosten
Untersucht wurden Niedrigenergiehaus, Sonnenhaus, Passivhaus und Plusenergiehaus. Der "Ökovergleich" zeigt, dass die Umweltindikatoren in ihren Ergebniswerten unterschiedlich stark durch verschiedene Haustechnikvarianten belastet sind, eine klare Antwort zugunsten oder wider eine bestimmte Variante gibt es deshalb auch hier nicht. So seien etwa Biomasse beheizte Varianten, wie Pelletheizungen, schonender für die Ozonschicht. Dafür haben Wärmepumpen einen niedrigeren Primärenergiebedarf. Und Gebäudevarianten mit hoher solarer Nutzung – etwa Sonnenhäuser oder Plusenergiehäuser – zeigen gute Werte bei Treibhauspotenzial und Bodenversäuerung.
"Es wäre nicht seriös, wenn wir einen bestimmten Haustyp empfehlen, der für jeden Häuslbauer von Kitzbühel bis ins Wiener Becken der Beste ist. Wenn wir einen Zeitraum von 50 Jahren betrachten, haben zum Beispiel die verwendeten Baustoffe kaum Einfluss auf die Gesamtkosten", erklärt Petra Johanna Sölkner, die den ACR-Forschungsschwerpunkt Nachhaltiges Bauen leitet.
Österreich braucht Vielfalt
Neben zahlreichen Faktoren, wie Standort, Klima, Sonneneinstrahlung, Verschattung, Sonnenstunden im Winter oder Verfügbarkeit erneuerbarer Energieträger, sei vor allem auch das Wohnverhalten der Hausbewohner entscheidend, ob das Gebäudekonzept aufgeht. Das Ergebnis für den Standort Österreich: "Vielfalt und Differenzierung beim Hausbau ist am besten. Es ist wichtig, dass ein hoher Energie-Effizienzstandard gefördert wird und langfristiges Denken und Handeln belohnt werden. Die Politik darf – und das untermauern die Ergebnisse der Studie – aber nicht eine bestimmte Bauweise gegenüber einer anderen bevorzugt fördern. Eine Verteilung von Häusern in verschiedenen energieeffizienten Bauweisen über Österreich ist das Beste, denn so werden Schwächen ausgeglichen und Stärken genutzt", so Sölkner.
Die Untersuchung
Untersucht wurden Niedrigenergiehaus, Sonnenhaus, Passivhaus und Plusenergiehaus. Aus der Kombination mit verschiedenen (Beton, Holz, Ziegel, Holzfaserbeton) und Haustechnikvarianten (Wärmepumpe, Solarthermie, Photovoltaik, Pelletheizung) entstanden 45 Gebäudevarianten. Für diese Varianten wurden die Umweltwirkungen über 100 Jahre und die Lebenszykluskosten über 50 Jahre berechnet. Für alle Gebäudevarianten wurden jeweils zehn Öko-Indikatoren ermittelt, zum Beispiel das Treibhauspotenzial und der Primärenergieverbrauch.