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Aufzugstechnik - energieeffizienter auf und ab

Verkehr belastet die Umwelt: Beim Auf und Ab ist das nicht anders. Deshalb will jetzt die Aufzugstechnik hoch hinaus in eine energieeffiziente Zukunft.

Der Aufzug rast mit 66 Stundenkilometer - doch diesmal nicht hinauf in Richtung Himmel, sondern in die Tiefe, in den Keller und noch weiter tief unter die Erde. Das Ganze geschieht in einer alten Kalksteinmine in einem Land, wo der Name "Kone", einer der größten Aufzugshersteller weltweit, soviel wie "Maschine" heißt: in Finnland. In dem kleinen Ort Tytyri rattern die Aufzüge ununterbrochen im längsten Testschacht der Welt auf und ab. Genauer gesagt, rattern sie nicht, sie gleiten, denn die Zielvorgabe für die Forscher lautet heute, möglichst wenig Vibration zu erreichen. Und schon lassen sie den nächsten Aufzug rasen - 333 Meter tief. So schnell wie hier fährt der Aufzug sonst nur in Taipeh im - noch - höchsten Gebäude der Welt mit 508 Metern.

Immer schneller, immer höher

In Wien geht es langsamer als in Finnland und Taiwan. Um das Prädikat "schnellster Aufzug" streiten hier der Millennium Tower und der Donauturm. Der erste Doppeldecker-Aufzug Österreichs, Baujahr 1964, bringt im Donauturm Touristen auf die Aussichtsplattform und gleichzeitig im Unterdeck das fertige Schnitzel aus der Küche im Keller hinauf ins Restaurant. Und das mit knapp 24 Stundenkilometer. Anders im Wiener Rathaus: Dort kann man noch recht gemächlich mit zwei Stundenkilometer vertikal unterwegs sein - im Pater Noster aus dem Jahre 1918. Rasanz ist dort trotzdem das Thema. Im Festsaal fand nämlich der 7. Aufzugstag des TÜV Austria statt, und die Schnelligkeit der Entwicklungen der Aufzugstechnik standen im Mittelpunkt der Tagung.

"Das Aufzugsgesetz von 2007 - das ist längst Vergangenheit", sagt Anton Marschall, Leiter der TÜV-Aufzugstechnik, euphorisch. Denn auch die Aufzugsbranche blickt in die Zukunft: Und dort steht mit großen Lettern "Sicherheit" und "Energieeffizienz" geschrieben. Denn: Noch immer passieren zu viele Unfälle, im Jahr 2007 allein gemeldete 2.348. Und schon 1,2 Prozent des Stromverbrauchs von Wien frisst das Auf und Ab in den Gebäuden. Oder wie es Günter Baca, Unternehmenssprecher von Kone Österreich, formuliert: "Das Kraftwerk Freudenau arbeitet drei Monate lang, um den Strom für die Aufzüge zu erzeugen."

Trend Aluminium

Allein im Jahr 2007 wurden 2.841 Anlagen vom TÜV abgenommen. Das Wachstum beschreiben Experten mit plus 30 Prozent in den letzten Jahren. Das Nachrüsten ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch beträchtlich einfacher geworden. Zum Beispiel, weil Aufzüge ein neues Material für sich entdeckt haben: Aluminium. Jörg Kraubinger von Thyssen Krupp erklärt den Vorteil der Leichtbaukabinen: "Erstens passen sie in fast jeden Schacht. Zweitens muss der Antrieb nicht ausgetauscht werden, weil man durch die Aluminiumteile kein Gewicht erhöht." Bei genauerer Betrachtung handelt es sich allerdings um eine Sparvariante, die zwar Investitionen spart, nicht aber Energie. Dabei werden die Betriebskosten immer mehr zum Thema. Drei bis acht Prozent des Gebäudeverbrauchs frisst der Aufzug. Aber zum Glück gibt es "viele kleine Schräubchen, an denen man drehen kann", wie es Günther Baca von Kone Aufzüge formuliert, "um den Gesamtenergiebedarf um bis zu 80 Prozent zu reduzieren."

Das Paradoxe dabei: Man kann nicht Energie sparen, indem man weniger fährt. Eine Schweizer Studie zur Energieeffizienz von Aufzügen zeigt: 70 Prozent verbraucht der Aufzug, wenn er nichts tut, außer zu stehen und nur 30 Prozent, um sich zu bewegen. "Besonders in Wohnhäusern ist der Aufzug mehr ein Stehzeug als ein Fahrzeug", meint Baca. Das Licht, der Strom in der Türe und die Ventilation zählten zu den Stromfressern im Stand-by-Modus. Beim Nachrüsten lassen sich z. B. Halogenlampen durch energiesparende LED-Lampen ersetzen. Besonders grün fahren die Aufzüge zum Beispiel in einem "Green Building", dem Uniqa Tower am Donaukanal. Dort fungieren die Motoren auch als Generatoren und speisen Strom zurück ins Netz. "Auf diese Art kann man den Stand-by-Verbrauch kompensieren", so Baca.

Verzichtbares weglassen

Die Philosophie der Energieeffizienz bei Kone brachte dem Unternehmen eine Nominierung für den "Energy Globe Award" ein. Dahinter steckt die Idee, Verzichtbares auch wirklich wegzulassen. Plötzlich standen Dinge infrage, die bei Aufzügen jahrzehntelang nicht wegzudenken waren: der Maschinenraum etwa, seit der Erfindung des "maschinenraumlosen Aufzugs" im Jahre 1996 gänzlich überflüssig. Durch die Installation des Antriebs im Schacht gewinnt man Platz im Gebäude, manchmal sogar ein ganzes Geschoß. Das Nächste, das man sich sparen konnte: das Getriebe. Durch neuen Antrieb per Permanenz-Magnet: kein Öl, keine Schmiere. Weniger Abnützung und längere Lebensdauer. Und noch etwas wurde überflüssig: das Gegengewicht. Und siehe da - man hatte auf einmal deutlich mehr Raum, um Ansprüche und Wünsche zu erfüllen: beispielsweise größere Kabinen für absolute Barrierefreiheit oder einen Lift in Häuser, wo früher überhaupt keiner hineingepasst hätte.

Auch bei Schindler-Aufzügen läuft die Energieeffizienz getriebelos, öl- und schmierfrei. Und die energiesparenden Innovationen hängen nicht mehr an Stahlseilen, sondern an Gurten. Die Vorteile dabei sind - laut Schindler - längere Lebensdauer und geringerer Energiebedarf. Dünne Stahllitzen werden in eine Kunststoffmasse eingegossen, weniger Kraftaufwand bedeutet kleinere Motoren - und größere Energieeffizienz.

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Archivmeldung: 16.01.2009

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