Windeln statt Sand
Zwei Fliegen mit einer Klappe. Babywindeln sind eines der größten Müllprobleme unserer Zeit und verrotten über Jahrzehnte nicht. Und der Sand für die Betonherstellung wird immer rarer und teurer. Ein Forschungsprojekt könnte nun diese beiden Probleme lösen.
Pampers & Co erzeugen unsägliche Müllberge, ihre Zersetzung dauert viele viele Jahre, Windeln sind zweifelsohne ein weltweites Müllproblem. Nun könnten sie aber ein zweites Leben bekommen. Gewaschen, desinfiziert und geschreddert könnten sie nämlich laut einer im Fachmagazin Scientific Reports veröffentlichten Studie in tragenden Teilen eines einstöckigen Hauses bis zu 27 Prozent des Sands im Beton und bis zu 40 Prozent des Sands im Mörtel ersetzen. Die Forschenden rund um Siswanti Zuraida von der Universität Kitakyushu in Japan hat sich angeschaut, wie dieser zuhauf vorhandene Rohstoff beim Bau von Wohnungen und Häusern in Indonesien genutzt werden könnte.
Viele Ansätze, durchaus Erfolge
Die Forscher stellten Betonmischungen mit verschiedenen Anteilen an Windeln anstelle von Sand her. Sie ließen die Mischungen 28 Tage lang aushärten und prüften dann ihre Druckfestigkeit. Anhand der indonesischen Bauvorschriften ermittelten sie dann, welche Teile des Hauses welchen Anteil an Windeln aufnehmen könnten, ohne an der benötigten Festigkeit einzubüßen. Das vielversprechende Ergebnis: Im einstöckigen Probehaus mit 36 m² Grundfläche wurden 1,7 m³ Windeln verarbeitet, der Gesamtbedarf an Baumaterial betrug 22,8 m³. Grundsätzlich darf bei einem dreistöckigen Haus die Druckfestigkeit der tragenden Elemente wie Pfeiler und Träger nicht unter 20 Megapascal fallen. Deshalb kann hier der Feinkornanteil maximal zu zehn Prozent durch Windeln ersetzt werden. Bei einem zweistöckigen Haus sind es bis zu 19 Prozent, bei einem einstöckigen Haus bis zu 27 Prozent. In gemauerten, nicht tragenden Wänden kann der Windelanteil im Mörtel dagegen bis auf 40 Prozent steigen.
Das Problem: Die praktische Umsetzung in Indonesien ist schwierig, denn einerseits erlauben die derzeitigen Bauvorschriften des Landes den Einsatz von Windeln in Beton oder Mörtel nicht und zum anderen gibt es vor Ort keine Firmen, die Wegwerfwindeln recyceln. Hier gibts weitere Infos.