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Korkut Akkalay

Architekt Korkut Akkalay, Partner bei propeller z, im Interview mit immonet.at über die Arbeit im Team, ökologisches Bauen, die Nachhaltigkeit der Einfachheit und den Lichtblick am Horizont nach dem krisenbedingten Einbruch.

Architekt Korkut Akkalay ist Partner bei propeller z und hat das Architekturbüro auch mitbegründet. Im Interview mit immonet.at erzählt er über willkürlich definierte Restriktionen im Bauwesen, Lichtblicke am Horizont und die Experimentierangst der Nutzer. Für angehende Architekten hat Akkalay auch einen Rat parat: "Sie sollten gute Ideen und wohlhabende Eltern haben".

Sie haben Ihr Architekturbüro relativ jung, fast direkt nach dem Studium gegründet. Was waren die Gründe für die Selbstständigkeit?
Korkut Akkalay: Ganz stark war der Widerwille, bei einem Meister zu arbeiten. Wir hatten aber das Glück gleich einen Startauftrag zu bekommen und hatten Spaß daran.

Sie arbeiten zu viert im Team. Was sind die Vorteile, die Nachteile?
Akkalay: Der Vorteil ist, dass jedes Konzept vor allen anderen im Team argumentierbar sein muss, wodurch bereits intern eine recht strenge Qualitätskontrolle geschieht. Der Nachteil ist, dass jedes Konzept vor allen anderen argumentierbar sein muss, dadurch wird alles gleich zerpflückt.

Woran arbeiten Sie derzeit?
Akkalay: Wir arbeiten derzeit an diversen kleinen und mittelgroßen Projekten.

Wie ist die Auftragslage? Krisenbedingter Einbruch? Lichtblick am Horizont?
Akkalay: Einen Einbruch hatten wir schon, spürbar. Jedoch kann ich gerade von einem Lichtblick sprechen.

Wir befinden uns gerade in einer "Grünen Phase". Bringen Nachhaltigkeit und Co tatsächlich einen Mehrwert für das Bauwesen?
Akkalay: Es bringt sicher einen Mehrwert beim Wiederverkauf, das es dieses "Mascherl" hat. Aber meine Erfahrung bis jetzt ist, dass sowohl die Planung, als auch die Ausführung mit eher willkürlich definierten Restriktionen kämpfen müssen. Ökologisches Bauen ist im Moment noch zu kompliziert. Wenn sich Einfachheit findet, stellt sich Nachhaltigkeit von selbst ein.

Es wird mit wenigen Verfeinerungen in Bauart, Materialen, etc grundsätzlich wie vor Jahrhunderten gebaut (ausgenommen die Hygiene) z.B.: Massivbau, Skelettbau, Stein, Holz, Stahl, etc. Wo bleiben die großen tiefgreifenden Innovationen?
Akkalay: Die großen Innovationen gehen in der Flut an Gesetzen, Normen und Vorschriften und den Budgetrestriktionen verloren. Im Weg stehen auch die Experimentierangst der Nutzer und die Ansammlung von untrennbaren Bauteilschichten.

Welche bedeutenden Entwicklungen in der Architektur sehen Sie in den nächsten Jahren?
Akkalay: Meines Erachtens wird es um Wirtschaftlichkeit und eventuell auch um echte Nachhaltigkeit gehen.

Wie hat sich das Selbstverständnis des Architekten zu Anfang des neuen Jahrtausends gewandelt?
Akkalay: Entweder sind sie Stars oder arme Würstchen.

Es gibt Hörsäle voller Architekturstudentinnen, jedoch verhältnismäßig wenig Architektinnen. Wo sehen Sie das Problem?
Akkalay: Meiner Einschätzung nach, gibt es gleich viele Architektinnen wie Architekten. Ich denke, dass viele irgendwann darauf kommen, dass das Studium mühsamer ist als bei vielen anderen Berufsrichtungen, aber vor allem, dass das echte Leben ganz und gar nicht dem Studium entspricht.

Was raten Sie jungen Architekten, jungen Architektinnen?
Akkalay: Sie sollten gute Ideen und wohlhabende Eltern haben. Raten kann ich, glaube ich, nichts.

Bei einer Podiumsdiskussion haben sich Architekten beklagt, dass Wettbewerbe für die Architektur mehr Schaden als Nutzen bringen. Wie sehen Sie das?
Akkalay: Wettbewerbe bringen für die Architektur schon neue Ideen und damit Nutzen. Für die Architekten selbst bringen Wettbewerbe eher wenig – außer man gewinnt.

Ad Stadtentwicklung: Wie sehen Sie die aktuelle Situation in Wien? Wien Mitte, Aspern, TownTown, etc.
Akkalay: Es gibt im Moment viel Aufwand, ohne zu wissen, ob und wie es funktionieren wird. Wenn man es allen recht machen will, ist keiner glücklich.

Und was wäre Ihr Traumprojekt?
Akkalay: Ein richtiges Traumprojekt kenne ich nicht. Schön ist es, mit Auftraggebern zu arbeiten, die unsere Arbeit verstehen und auch schätzen und wo man am Ende eines Projektes gute Freunde bleibt.

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Datum: 14.02.2013

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