Preisfrage: Digitaler Dave soll Antworten liefern
Testphase abgeschlossen: Jetzt launcht Re/Max landesweit ein digitales Angebotsverfahren zum Verkauf von Immobilien. Geschäftsführer Bernhard Reikersdorfer will damit die Preisfindung für Käufer wie Verkäufer transparenter und fairer gestalten.
Was bekomme ich für meine Immobilie? Und: Und was ist der mögliche Traum vom Eigentum zum Stichtag X wirklich wert? Für den Chef des Maklernetzwerkes sind das die letztendlich entscheidenden Fragen mit denen er und seine Mannschaft in ihrem Berufsalltag tagtäglich konfrontiert sein. „Für Käufer wie Verkäufer ist es wichtig, dass Sie die Gewissheit haben, dass bei der Preisfindung alles fair und transparent abläuft“, so Reikersdorfer vor Journalisten. Mit einem neuen digitalen Angebotsverfahren – genannt Dave –, das man gemeinsam mit dem Berliner Softwareentwickler AuctionTech entwickelt hat, will das Maklernetzwerk hier nun noch schnellere und nachvollziehbarere Abhilfe schaffen. Die dreimonatige Pilotphase in zehn Re/Max-Büros, bei der 30 Immobilien den Besitzer gewechselt haben, sei erfolgreich gewesen. Mit November werde die digitale Dienstleistung österreichweit ins Makler-Portfolio übernommen.
Reikersdorfer: „Sehen den Bedarf nach mehr Transparenz und Fairness“
Bedarf nach Dave sei seinen Erfahrungen nach jedenfalls reichlich vorhanden: Denn Verkäufer würden sich oft utopische Preisziele setzten. Internetrecherche und Baugefühl seien aber schlechte Wegweiser, wie er betont. Zwischen den tatsächlich zu erzielenden Preisen und den Wunschbetrag, der etwa online ausgespielt werde, lägen bei Einfamilienhäusern durchschnittlich 20 Prozent. Auch bei Eigentumswohnungen sei die Schere mit knapp neun Prozent relativ weit offen. Und auch seine eigenen Branchenkollegen würden manchmal trotz intensiver Recherche und Vorkenntnis bei jedem Einzelfall nicht aufs Komma genau wissen können, welche Beträge hundertprozentig markkonform seien, wie er beim Pressetalk frank erklärt hat.
Und so funktioniert´ s
Platz also für Unsicherheit und quälende Fragen, die er mit Dave nun zusätzlich ausräumen will. Potenzielle Käufer, die ein ernsthaftes Kaufinteresse zeigen, werden nach der Besichtigung online zum digitalen Angebotsverfahren eingeladen. Dort können sie sich über den Einstiegspreis, sämtliche vom Verkäufer zur Verfügung gestellte Dokumente – unter anderem Flächenwidmungsplan, Grundbuchauszug, Grundrisse, Wohnungseigentumsvertrag und ähnliches – noch einmal genau durchstudieren. „Dass Unterlagen unter den Tisch fallen wird so ausgeschlossen. Alle die Mietbieten haben online den gleichen Informationsstand und damit auch die gleichen Chancen“, so Reikersdorfer. Alsdann kann ein rechtsverbindliches Angebot gelegt werden. Nachdem alle persönlichen Daten in die Maske eingetragen sind, kann – ähnlich dem E-Banking – über den per SMS erhaltenen TAN die gebotene Kaufsumme ins System eingespielt werden. Beim offenen Verfahren sehen die Mietbieter, wie viele potenzielle Mitbewerber gleichzeitig um eine Immobilie rittern. Das jeweilige Höchstangebot ist dabei für alle ersichtlich und kann jederzeit nachgebessert werden. Alle weiteren Informationen liegen geschützt beim Softwarepartner. Im Falle des geschlossenen Verfahrens werden nach Ablauf der Angebotsfrist, in der jeder nur einmal bieten kann, die Angebote, die bis dahin weder Verkäufer, Käufer oder Makler gesehen haben, gesichtet. „Am Ende ist klar, wem die Immobilie wie viel wert ist und wie viel er zu zahlen bereit ist“, erklärt Reikersdorfer. Der Käufer könne dann, müsse aber nicht an den Höchstbieter verkaufen.
Zwei Verfahren, mehrere Zielgruppen
Das offene Verfahren eigne sich für Immobilien, bei der mit hoher Nachfrage zu rechnen sei, so der Mastermind. Zu dem geschlossenen Verfahren rät er, wolle man Spezialimmobilien veräußern. Zielgruppe sein natürlich der Privatmarkt. Aber auch Gewerbeimmobilien will Re/Max künftig über Dave makeln lassen.
Auch Anwälten, die Insolvenzobjekte abwickeln müssten und Notare, die Immobilien aus Verlassenschaften möglichst hochpreisig an den Mann und die Frau bringen müssten, rät er zu Dave. Im kommenden Jahr will er jedenfalls schon 20 Prozent aller Transkationen im Maklernetzwerk über das digitalen Angebotsverfahren vorantreiben. „Wir erhöhen dadurch das Transaktionstempo und sorgen dafür, dass alles chancengleich, fair und transparent abläuft“, garantiert Reikersdorfer. Nachsatz: „Ohne weitere Zusatzkosten für alle im Verkaufsprozess beteiligten.“ Auch analog werde sich für Käufer und Verkäufer wenig ändern. „Garantiert ist, dass die persönliche Beratung vom Anfang bis zum Abschluss und darüber hinaus natürlich weiterhin bestehen bleibt.“