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Büro im Wandel: Lauter Ruf nach individuellen Lösungen

Die Arbeitswelt wird flexibler, der Büroalltag verändert sich mit rasender Geschwindigkeit. Das hat Auswirkungen auf die Büroumgebung. Gewünscht und gesucht sind heute individuelle Lösungen.

Zufrieden mit der eigenen Arbeitsumgebung? Das Ergebnis der Studie Office Settings 2014 des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO war mehr als eindeutig: Nur 20 Prozent der befragten Arbeitnehmer haben dies im Hinblick auf ihr Büro bejaht, wie die Untersuchung gezeigt hat. Zahlen, die sich übrigens bis heute nicht gravierend geändert haben dürften und offenbaren, dass Büroumgebungen scheinbar über die Jahre nicht mit den disruptiven Veränderungen am Arbeitsmarkt Schritt halten konnten. Digital Workplace? Aber auch: Gesundes Raumklima? Kreativzonen? Ausreichend Platz für den Austausch unter Kollegen? Vielfach Fehlanzeige! Vorherrschend ist und bleibt Schema F. „Das klassische Büro ist ein Relikt der Industrialisierung, als Aktenschränke die Arbeitswelt beherrscht haben!“, schreibt das Forschungsinstitut weiter. Die Office-Situation erweist wird damit zunehmend anachronistischer.

Büro muss Schritt halten

Auch in den Chefetagen ist man mit den 08/15-Büros unzufrieden. „Meist stellen Führungskräfte fest, dass die alten Räumlichkeiten nicht mehr so recht zum Unternehmen und seinen Arbeitsweisen passen wollen“, erzählte Julian Schramek, Leiter von CBRE Building Consultancy, erst letzten Herbst gegenüber dem Magazin Trend.

Neben sehr viel Platz für konzentriertes Arbeitens braucht es auch entsprechende Kommunikations- und Interaktionsräume. © nd3000/shutterstock.com

Was für Räume und Einrichtungskonzepte braucht es nun für den Arbeitsalltag der Wissensgesellschaft? Und braucht es sie überhaupt noch? Werden viele von uns großteils von zuhause aus arbeiten, oder hüpft der Brainworker modernen Zuschnitt mit seinem mobilen Büro zwischen den Offices der Metropolen hin und her? Das Gros wird weiterhin zwischen Arbeitsplatz und Wohnraum pendeln, sagt unter anderem Architekt Oliver Bertram, der sich mit seinem Büro Wideshot intensiv mit der Planung von Bürowelten auseinandersetzt. Arbeitsforscher rechnen mit einem „Sowohl - als auch“, da die Grenzen zwischen Privat und Beruf wohl weiter ineinander fließen werden.

Ob ein kreativer Arbeitsplatz über das Prinzip Desksharing organisiert werden, kann – darüber scheiden sich die Geister. Worüber sich fast alle einig sind: Wichtiger werden Kommunikations- und Arbeitsräume, die bei Bedarf gewechselt werden können. Auch das Arbeitsklima muss stimmen – und zwar buchstäblich. Der Trend zum Gesunden Wohnen schlägt hier auch auf die Arbeitswelt durch. Wer zuhause auf ökologische wie nachhaltige Baumaterialien achtet, will auch seine Bürozeit nicht in dicker Luft absitzen.

Wie das Büroumfeld im Einzelnen gestaltet sein sollte, hat jetzt ebenfalls ein Team von Fraunhofer unter die Lupe genommen und in der Studie „Office Analytics", bei der rund 13.000 Personen im Rahmen des Verbundforschungsprojekts „Office 21“ befragt wurden, verarbeitet und damit dem Stellenwert des Büros im Jahr 2018 auf den Zahn gefühlt.

Flexible Arbeitswelt: Büro hat Zukunft

Laut den Autoren liefert sie wichtige Hinweise dafür, wie eine zukunftsgerechte Arbeitswelt aufgebaut sein sollte, damit Faktoren wie Wohlbefinden, Motivation, Zufriedenheit und Performance positiv beeinflusst werden können. Resultat Nummer eins: Die Büroumgebung bleibt auch bei flexiblen Arbeitsweisen ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Ergebnis zwei: Unterschiedliche Arbeitstypen profitieren von unterschiedlichen Arbeitsumgebungen „Da sich jeder Mitarbeiter in seinen Arbeitsweisen und seinen Arbeitsbedürfnissen von anderen unterscheidet, gibt es keine einheitliche Erfolgslösung für die Bürogestaltung. Vielmehr ist es eine Identifikation von unterschiedlichen Arbeitstypennotwendig, um darauf aufbauend die Arbeitsumgebung nutzerorientiert entwickeln zu können“, wie man bei Fraunhofer formuliert.

Arbeitsinseln mit individueller Note: Zuhause oder im Büroverbund. © Africa Studio/shutterstock.com

Ihr Fazit? Es gibt kein Patentrezept für den perfekten Arbeitsplatz. Wer den Erfolgsfaktor Bürogestaltung voll ausschöpfen wolle, müsse sich mit den Bedürfnissen seiner Mitarbeitenden und den Anforderungen, die mit der Verrichtung der Arbeit einhergehen, gezielt auseinandersetzen.

Innenarchitekt rät zu vorausschauender Planung

Die Analysten reden einer individuellen Gestaltung das Wort. Die perfekte Immobilie oder Arbeitsumgebung wäre heute Illusion. (Nachsatz der Redaktion: War sie auch früher schon.) Daher sei eine systematische Analyse der Mitarbeiter- und Organisationsstruktur zwingend erforderlich, um typspezifische Handlungsempfehlungen ableiten zu können.

Dass man Entwicklungen in der Büro- und Wissensarbeit frühzeitig identifizieren soll, rät auch Innenarchitekt Martin Thörnblom. Vorausschauende Planung mit professioneller Beratung sei dabei das Um und Auf. So könne man langfristig effizientes Arbeiten in einer nachhaltigen Umgebung etablieren und durch die dadurch entstehende Zufriedenheit die Mitarbeiter länger halten. „Beispiele, um diese Strategie umsetzen zu können wären etwa das richtige Licht, gesunde Ernährung, eine grüne Umgebung durch Pflanzen, mehr Bewegung durch flexible Büromöbel – etwa Tische, die Arbeiten im Stehen ermöglichen - sowie Ruhemöglichkeiten um einfach einmal für zehn Minuten abschalten zu können“, so der Planer.

Einbindung der Mitarbeiter schafft Wettbewerbsvorteile

Wichtig sei, die Mitarbeiter in den Bürogestaltungsprozess einzubinden. Wer hier in Vorlage gehe, verfüge über den entscheidender Wettbewerbsfaktor in der modernen Arbeitswelt, zählt Thörnblom auf: nämlich motivierte und leistungsfähige Kollegen.

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Datum: 29.06.2018

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