Wohnrecht: Vermieter am Pranger?
In der Diskussion rund um die Reform des Wohnrechts liefern sich Konsumentenschützer und Vertreter von privaten Vermietern einen Schlagabtausch. Die Immobilienwirtschaft wehrt sich gegen das "Feindbild privater Vermieter".
Die Diskussion rund um die Reform des Wohnrechts ist in vollem Gange. Denn Wohnen soll wieder leistbar werden. Dabei liefern sich Konsumentenschützer und Vertreter von privaten Vermietern einen Schlagabtausch. Anton Holzapfel, Geschäftsführer des Österreichischen Verbandes der Immobilienwirtschaft ÖVI, etwa, spricht von "Halbwahrheiten", die AK und Stadt Wien verbreiten und so "das Feindbild privater Vermieter" schüren.
Fakt: Wohnen ist teurer
Tatsächlich sind die Mieten in den vergangenen Jahren in die Höhe geklettert - laut Statistik Austria zwischen 2009 und 2013 um durchschnittlich 13,0%. Am höchsten war der Anstieg mit 17,2% bei privaten Mietwohnungen – die durchschnittliche monatliche Miete (inkl. Betriebskosten) lag hier im Jahr 2013 bei 7,8 Euro pro Quadratmeter. Der Anstieg der Nettomiete fiel laut Statistik Austria noch höher aus. So wird ein Viertel des Haushaltseinkommens von den Privathaushalten in Österreich fürs Wohnen aufgewendet, womit der Anteil am verfügbaren Haushaltseinkommen, der für Wohnkosten in Mietwohnungen aufgebracht werden muss, von 2009 bis 2013 von 23% auf 25% stieg.
Kritikpunkt befristete Verträge
Vor allem Haushalte mit befristeten Mietverträgen haben gegenüber unbefristeten Hauptmiethaushalten höhere Mietkosten zu tragen. Während in befristeten Mietverhältnissen durchschnittlich 8,7 Euro Miete inklusive Betriebskosten pro Quadratmeter zu bezahlen sind, belaufen sich die Kosten bei den unbefristeten auf 6,2 Euro, wie die Zahlen der Statistik Austria zeigen. "Weg mit den Befristungen", verlangt daher AK Präsident Rudi Kaske. "Sie sollen nur zulässig sein, wenn es einen sachlich gerechtfertigten Grund gibt, etwa Eigenbedarf des Vermieters."
Anton Holzapfel, Geschäftsführer des Österreichischen Verbandes der Immobilienwirtschaft ÖVI, relativiert: "Der Medienkonsument muss zur Auffassung kommen, dass jeder befristete Vertrag günstiger sein müsste als ein unbefristeter. Das ist nur im Vollanwendungsbereich des MRG verpflichtend, nicht aber bei den frei vereinbarten Mieten. Österreichweit sind das immerhin die Hälfte der Mietverträge, die einer freien Preisvereinbarung zugänglich sind".
Politik soll vor eigener Tür kehren
Zum Anstieg der Nettomieten sagt Holzapfel: "Es ist viel einfacher, den privaten Vermieter an den Pranger zu stellen, als vor der eigenen Türe zu kehren. Es wäre wohl Aufgabe der gesetzlichen Zwangsvertretung der Arbeitnehmer die Reallohnverluste zu miniminieren. Auch die Stadt Wien könnte mit einer richtigen Verteilung der 220.000 Gemeindewohnungen daran mitwirken, die soziale Treffsicherheit zu erhöhen. Jene Personen, die es wirklich bräuchten, haben nämlich weder Zugang zu Gemeindewohnungen noch zu Wohnungen der Gemeinnützigen Genossenschaften."
Dem schließt sich auch Wolfgang Louzek, Präsident des Verbandes der institutionellen Immobilieninvestoren an: "Jedem der sich eine vernünftige Wohnung wirklich nicht leisten kann, soll vom Staat geholfen werden, dafür tragen die österreichischen Steuerzahler auch die höchste Steuerlast in Europa, das kann nicht Aufgabe eines privaten Vermieters sein. Jene Länder wo es ein marktwirtschaftlich ausgerichtetes Wohnrecht gibt, funktioniert der Wohnungsmarkt durchaus gut, in Österreich sind wir leider trotz aller Versprechungen noch weit davon entfernt."