Weg frei für schalungslose Betonfreiformen
Das steirische Start-up Clever Contour bringt die patentierte Beton-Technologie i-Contour auf den Markt. Diese erlaubt individuelle Fertigungen ohne den üblichen Schalungsaufwand.
Dabei werden über eine eigens entwickelte vollautomatische Anlage thermoplastische Kunststoffe nach Wunsch gebogen. Über diesen materialvariablen Corpus werden mit dem Spritzbetontechnikverfahren die gewünschten Feinputzbauteile geformt – um Zeit zu sparen, geht das auch gleich direkt an der Baustelle. „Ab Losgröße eins sind alle möglichen Freiformen im Sinne von Industrie 4.0 Lösungen kostengünstig realisierbar“, erklärt CC-Chef Rudolf Stonawski, der im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren eine Kostenreduktion von bis zu 90 Prozent für realistisch hält.
Einzelanfertigungen
Freiformen, die bislang nicht direkt am Bau umgesetzt hätten werden können und nur als Massengut ins Budget passten, können nun im Einzelstückverfahren, etwa mit schallabsorbierenden und textilen Materialien, realisiert werden. Auch nach oben schließende Formen mit Innenwölbungen – interessant für die Landschafts- und Gartengestaltung – lassen sich nunmehr leicht und direkt am künftigen Einsatzort realisieren.
Design- und Trendfrage
Beim Entwickler baut man auf die Architektenszene, der sich neue Möglichkeiten in Sachen Fassadenteile, Trennwände, Außenmöblierungen und Raumelementen eröffnen. Auch die öffentliche Hand wollen die Steirer ansprechen. i-Contour möchte gerade auch für die Fürsprecher trendiger Green Building-Konzepte und für Stadtentwickler, die Green City-Konzepte propagieren, ein weiterer, relevanter Mosaikstein sein, so die Botschaft aus der Start-up-Schmiede.
Kreative Lösungen
„Die neu entwickelte Methode eignet sich besonders dafür, feine Designelemente zu entwerfen oder ausgefallene Bauherrenwünsche zu erfüllen“, merkt beispielsweise Designer Benedikt Stonawski an, der mit ersten smarten Hinguckern auf der Dutch Design Week 2016 und dem Salone del Mobile in Mailand 2017 Präsenz gezeigt hat.
Geplant werden können die auf i-Contour basierenden Elemente über ein inhouse entwickeltes CC-Plug-In für die Modellierungssoftware Rhinoceros 3D, das die Steirer kostenfrei zur Verfügung stellen.
Ausgefeilte Leichtgewichte
Ein Kunststoffgerüst, bestehend aus einzeln vorgefertigten Strängen, dient als formgebende Struktur, die der patentierte i-Contour-Roboter in die jeweils gewünschte Form bringt. „Zugfestigkeit kann derzeit beispielsweise über Carbonmatten in Kombination mit Stahl aufgenommen werden. Wir arbeiten daran, bald ganz ohne Stahlarmierung auszukommen“, erklärt Sigurd Reiss, Technikerin bei Clever Contour. Für die Ausführung wird auf die Spritzbetontechnik zurückgegriffen.
Die mit Wasser vermengte Mischung kann dann leicht vor Ort, auch in großer Höhe oder engen Innenhöfen, direkt auf das Kunststoffgerüst aufgeblasen werden. Die Bauteile sind schlussendlich neun Zentimeter stark, das Gewicht reduziert sich gegenüber vergleichbaren Objekten damit um circa die Hälfte.
Nachhaltiger und beständiger
Das Trockenspritzverfahren kommt im Unterschied zu 3D-Druck-Beton ohne chemische Zusatzstoffe aus. Laut den Verfahrensentwicklern könne zudem auf Recyclingkunststoffe oder nachhaltig produzierten Ersatzprodukte aus der Natur zurückgegriffen werden. Ein weiterer Vorteil liege in der Haltbarkeit: Die Kunststoffstruktur kann im Vergleich zu Stahl nicht korrodieren; ideal für nasse Einsatzgebiete. Gerade in Kombination mit exponierten Freiformen trage dies zur langen Haltbarkeit eines Gebäudes oder Bauteiles bei, so die CC-Masterminds.