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Wohnbau - Flexibilität ist alles

Nüchterne Funktionalität ist im frei finanzierten Wohnbau nicht genug. Erweiterte individuelle Anforderungen prägen den modernen Wohnbau. Dazu diskutierten namhafte Experten beim Immobilienforum.

Im frei finanzierten Wohnbau boomt die individuelle Ausprägung. Nüchterne Funktionalität ist den meisten nicht mehr genug. Die Anforderungen an Komfort, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz steigen. Dazu diskutierten beim trend&Format-Immobilienforum namhafte Experten mit rund 70 Gästen der Bau-, Planer- und Immobilienszene. Für Kallco-Geschäftsführer Winfried Kallinger befindet sich das Wohnen im Wandel. Wechselnde Lebensstandorte, variable Familienformen vom Single über die Patchworkfamilie bis zur Senioren-WG oder die Nutzung der eigenen Wohnung als Arbeitsplatz erfordern flexible Grundrisse. Er plädierte für offene Raumstrukturen, Stahlbausäulen statt tragende Wände, damit die Konstruktion füllbar und dadurch veränderbar ist, erklärte Kallinger anhand seines "Slim Building Concept", das auf Flexibilität statt Massivität setzt und durch Anpassbarkeit der Grundrisse Zukunftssicherheit im sich ständig verändernden Wohnungsmarkt ermöglicht.

Auch für den Genetiker Markus Hengstschläger liegt der Schlüssel zum Erfolg in Individualität und Flexibilität: "Je vielfältiger die Mitarbeiter, desto besser ist man für die Zukunft gerüstet."

Guter Wärmespeicher: Beton

Alexander Barnaŝ, Leiter F&E Kirchdorfer Fertigteilholding, rechnet mit einem verdoppelten Bedarf an Kühlenergie bis 2020 und stellte das Prinzip "Kühlen und heizen mit Beton" vor. Dabei werden mit Wasser gefüllte Kunststoffröhren in Betonfertigteildecken und –wände integriert und damit die guten Wärmespeichereigenschaften von Beton genutzt. Der einzige Nachteil so Barnaŝ: "Man kann nicht überall in die Wand bohren."

Was Kunden wünschen

"Eine gute Planung ist dann gut, wenn sie Nutzen und Annehmlichkeit, Dauerhaftigkeit und Schönheit verbindet" zitierte Stephan Jainöcker, Geschäftsführer Mischek Bauträger, frei nach dem römischen Architekten Vitruv (25 n. Chr.). Da die Planung durch die Bauordnung, Flächenwidmung, Infrastruktur, Bauherr, Markt, etc. beeinflusst wird, ist das was angeboten wird, nicht das was die Kunden wollen, so Jainöcker. Was Kunden sich also an Nutzen wünschen, aber oft nicht bekommen: Die Größe der Wohnung muss im Verhältnis zur Zimmerzahl angemessen sein, gute Konfiguration der Räume, keine Schrägwände, Einzurichten mit Normmöbeln, genügend Freiraum, Garderobe mit Abstellraum, Küche abtrennbar und mit eigenem Fenster, WC und Bad getrennt, zweites Bad ab vier Zimmern, Abstellraum im Keller (mind. vier bis fünf m2), geringe Kosten/Betriebskosten.

Zusätzliche Annehmlichkeiten wären: Gute Erreichbarkeit der allgemeinen Teile, Barrierefreiheit, Anordnung und Ausführung der Fenster, Ausstattung (Handwaschbecken am WC), Sicherheit (beleuchtete Gänge) und eine gute technische Ausstattung.

"Kostengünstiges Bauen schafft Schönheit"

Dauerhaft ist für Jainöcker die Flexibilität des gesamten Objekts, der Erdgeschoß-Zone und der Wohnungen, diese müsse man sich allerdings leisten wollen. Zur Dauerhaftigkeit zählen für ihn auch die ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit. "Eine Solaranlage rechnet sich zwar, Kunden wollen aber nicht mehr zahlen. Auch die soziale Mischung ist von Kunden gewünscht, diese darf aber nicht zu stark sein", so Jainöcker. Das Hauptaugenmerk liegt für ihn auf Nutzen und Annehmlichkeit, aber "kostengünstiges Bauen schafft Schönheit".

Mehrheit fürchte sich im dunklen Keller

Die Marktforscherin und WU-Universitätslektorin Roswitha Hasslinger schilderte dann die absoluten Horrorszenarien, die No-Go's bei Wohnungen: Dunkel und eng, böser Vermieter, Wohnghetto, kein Grün, kein Lift, steile Treppen, finsterer Keller, kein Platz für Kinder und Tiere, Einzelöfen, Lärm. "Was mich am meisten überrascht hat", so Hasslinger, "60 Prozent haben in einem dunklen Keller Angst".

Im Trend liegen laut Hasslinger Flexibilität, Mobilität, Sicherheit und Technik im Alltag. "Die Konsumenten verlassen ausgetretene Pfade und wollen neue Wege gehen". Nicht nur junge Menschen wohnen in Wohngemeinschaften, auch Senioren-WGs nehmen immer mehr zu. Barrierefreiheit ist auch für Familien mit Kindern wichtig. "Menschengerecht statt Behindertengerecht", meinte Hasslinger.

"Kostengünstiges Bauen schlägt Schönheit"

"Fertigteile können attraktiv sein", sagte Architekt Stephan Ferenczy, BEHF Ebner Hasenauer Ferenczy ZT, und präsentierte sein Projekt Citycom2, auch "Versunkene Gärten" genannt im zweiten Wiener Bezirk. Das Wohnhaus nahe der Vorgartenstraße besteht aus kleinen Mietwohnungen sowie Wohnungen, die sich für WGs eignen. Jede WG ist mit Loggia ausgestattet. Dafür präsentieren sich die Stiegenhäuser schlicht: Hier sind die Innenwände aus Sichtbeton. "Das hat zu Entsetzen geführt, ist aber kostengünstig und das schlägt die Schönheit", so Ferenczy. Der Erfolg gab ihm recht: Nach einem Monat waren alle WGs vermietet. Nicht nur an Studenten und junge Leute. Auch viele Senioren bezogen das Haus.

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Datum: 24.10.2012

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