Microliving: Verspiegelt & abgehoben
Visionäres Wohnen – auf Zeit oder für länger. Lernen Sie hier zwei Konzepte kennen, die dem Begriff „Minimal Living“ ein ganz neues Gesicht geben. Bert by Precht und ÖÖD aus Estland.
Das Salzburger Architekturbüro Precht hat gemeinsam mit dem Start-up Baumbau „Bert“ kreiert, ein Baumhaus, das durch seine Optik, seine Formgebung und das verarbeitete Material förmlich mit dem Wald verschmilzt. Oder wie es die Architekten formulieren: „Bert lädt die Menschen dazu ein, Architektur und Natur durch die Augen von Kindern zu erleben.“
Der zentrale Gebäudekörper ragt wie ein Stamm über die Kronendecke hinaus, er bildet auch die Verbindung zum Boden. Darüber verzweigen sich die einzelnen Räume in alle Richtungen – ganz wie Äste. Die großzügigen Fensterflächen muten dabei wie Astlöcher in einem Baumstamm an. Die Fassade besteht aus Schindeln, die an Blätter oder eine Rinde erinnern. Im Inneren ist das Modulhaus komplett mit dunklem Stoff ausgekleidet, damit soll das Gefühl einer kuscheligen Höhle verstärkt werden. Die Einrichtung besteht vor allem aus Holz und natürlichen Textilien.
Rückzug in die Natur – so nachhaltig wie möglich
Der modulare „Bert“ verfügt über Solarpaneele, eine kompostierende Toilette und eine Wasseraufbereitungsanlage. Die Nutzungsmöglichkeiten dieser außergewöhnlichen Waldhäuschen sind vielfältig. Das Baumhaus kann als Einfamilienhaus, als Hotel oder als Seminarräumlichkeit konzipiert werden, genauso wie als Gartenhäuschen, Mehrfamilienhaus oder Stadthaus. Autarkes Leben mitten im Wald oder auch im Großstadtdschungel also. Besonders die Tourismusschiene birgt laut Projektbetreibern und Architekten großes Potenzial.Rudolf Obauer von Baumbau, dessen Unternehmen sich auf Tiny Houses, Baumhäuser und alternativen Tourismus spezialisiert hat: „Wir glauben, dass die Zukunft des Tourismus nicht in großen Hotels und Massentourismus liegt, sondern in Gebäuden, die einzigartige Erlebnisse bieten.“ Dank Modulsystem kann auf individuelle Kundenwünsche flexibel eingegangen werden. Schlafzimmer, Küche, Wohnzimmer, Bibliothek und Bad können variiert und angepasst werden, was die zu erwartenden Kosten transparenter als bei herkömmlichen Bauprojekten mache, so die Entwickler.
Mit seinem Konzept will das Studio dem Trend der letzten Jahrzehnte entgegensteuern, der sich laut Chris Precht immer mehr in Richtung Uniformität und Profitabilität entwickelt, wodurch regionale oder kulturelle Besonderheiten verloren gehen. Illusionen gibt sich der Architekt und Schaffer von „Bert“ trotzdem nicht hin: „Wir wissen, dass Häuser wie ‚Bert‘ nicht die zukünftige Entwicklung im großen Stil sein werden, aber wir müssen mehr wagen, ausprobieren und experimentieren, um die Zukunft diverser zu gestalten!“ Die ersten vier „Berts“ sind bereits in Bau. Über Ort und Nutzung möchten die Beteiligten noch nicht sprechen, die Fertigstellung soll eine Überraschung werden.