Österreichweite Altersstudie: Auch beim Wohnen krankt es
Die Österreicher blicken mehrheitlich pessimistisch auf ihren Lebensabend: Vor allem bei Pensionen, Pflege und dem altersgerechten Wohnen ist das Vertrauen in Politik und andere Institutionen gering.
Auch wenn der Zeitgeist dem Fetisch Jugend huldigt: Die rot-weiß-rote Realität sieht anders aus. Die Lebenserwartung steigt, die Gesellschaft überaltert. Wie sich die jüngeren wie älteren Semester auf das Älterwerden vorbereiten, ob sie sich dabei von der Politik und anderen Institutionen ausreichend unterstützt fühlen und was Herr und Frau Österreicher von ihren späteren Jahren in Sachen Lebensstandard, Pflege und Wohnsituation erwarten – beziehungsweise befürchten, hat jetzt Peter Filzmaiers Institut für Strategieanalysen herausgefunden.
Im Auftrag von Silver Living, einem seit 12 Jahren am Heimatmarkt agierenden Bauträger mit Spezialisierung auf Betreutes Wohnen, wurden Antworten auf drängende gesellschaftspolitische, soziale wie auch für die Immobilienwirtschaft relevante Fragen gesucht – und gefunden.
Das vor Journalisten präsentierte Ergebnis sollte die Alarmglocken schrillen lassen: Knapp drei Viertel der Befragten glauben, dass die Politik die österreichische Bevölkerung eher nicht beziehungsweise auf gar keinen Fall ausreichend über das Thema Leben im Alter aufklärt. Ebenfalls knapp drei Viertel sagen, dass sich die Politik eher nicht genug beziehungsweise auf gar keinen Fall um das Thema kümmert. Wenig verwunderlich also, wenn sich im Umkehrschluss die Befragten mehr Engagement der Politik bei der Sicherung des finanziellen Auskommens und beim Thema Wohnraum für ältere Menschen erwarten.
Österreich beim Seniorenwohnen schlecht aufgestellt
„Die Österreicher beschäftigen neben den gesicherten Pensionen vor allem die Verfügbarkeit aber auch die Finanzierung von Pflege und altersgerechtem Wohnraum“, so der Wissenschaftlicher (im Bild rechts) mit Blick auf das Zahlenmaterial. So meinten laut Silver Living-Studie 58 Prozent der Befragten, dass das Land beim Seniorenwohnen heute eher schlecht oder sogar sehr schlecht aufgestellt sei.
Damit verbunden ist die Forderung an die politischen Entscheider in Heimplätze (weniger favorisiert; rund 80 Prozent wollen laut Studie ihren Lebensabend in den eigenen vier Wänden verbringen) und alternative Wohnformen zu investieren. „Der Bereich des Wohnens rangiert hier auf der Wunschliste hinter der Pensionsreform gleichauf Platz zwei“, bestätigte Filzmaier. „Ebenfalls 80 Prozent der Befragten erheben die Forderung, dass mehr in geeigneten Wohnraum für ältere Menschen investiert wird.“ Allein vielen fehlt der Glaube. Denn nur 46 Prozent rechnen damit, dass es hier seitens der Politik auch zu zufriedenstellenden Lösungen kommen wird.
Betreutes Wohnen: Bedarf steigt immer schneller
Wasser auf die Mühlen von Walter Eichinger, Geschäftsführer von Silver Living (im Bild: zweiter von rechts), der schon heute eine wachsende Nachfrage bei Betreutem Wohnen ortet: „Derzeit gibt es einen Bedarf von 70.000 Betreuten Wohnungen, dem gegenüber ein Angebot von 13.600 Wohnungen steht. Bis 2028 werden aber rund 100.000 Einheiten benötigt werden.“ Nachsatz: „Bei einem durchschnittlichen Investitionsvolumen von 157.000 Euro pro Wohnung bedeutet dies bis 2028 einen Investitionsbedarf von rund 14 Milliarden Euro.
Eichinger fordert einheitliches Fördermodell
Um hier für ausreichendes Angebot zu sorgen, will er vor allem die politischen Entscheider in die Pflicht nehmen. In diesem Sinne fordert Eichinger eine Angleichung der in sich zersplitterten heimischen Förderlandschaft beim freifinanzierten Seniorenwohnen. Dabei empfiehlt er das steirische Modell, das auch Mindestpensionsbeziehern nicht nur ins Heim zwingt, sondern eine „tatsächliche Wahlfreiheit in ihrer Wohnentscheidung“ zugesteht, da die finanzielle Belastung weitgehend über das Land abgefedert werde. Ebenfalls auf seiner Wunschliste: „Maßnahmen wie Steuererleichterungen und natürlich schnellere Genehmigungsverfahren.“