Wabi-Sabi: So richten Sie den Wohntrend aus Japan ein!
Die Japaner machen das, was sie Wabi-Sabi nennen, seit Jahrhunderten vor. Nach und nach kommen auch wir auf den Geschmack. Wir zeigen Ihnen, wie Sie den japanischen Wohntrend bei Ihnen zu Hause umsetzen.
Nein, Wabi-Sabi ist kein anderes Wort für die scharfe grüne Paste beim Sushi – Wabi-Sabi ist vielmehr ein japanisches Konzept der Ästhetik, eng verbunden mit dem Zen-Buddhismus. Im Kern handelt es sich um die Ästhetik von Einfachheit und dem Unperfekten. Und die Wohnphilosophie dahinter? Ähnlich dem dänischen Hygge geht es beim Wabi-Sabi um den bewussten und respektvollen Umgang mit den alltäglichen Dingen. Selbst dann - oder besser gesagt - vor allem dann, wenn sie schon in die Jahre gekommen sind.
Was bedeutet Wabi-Sabi?
Wörtlich übersetzt klingt Wabi-Sabi nicht unbedingt so, wie wir uns gemütliches Wohnen vorstellen. Wabi bedeutet "traurig", "verlassen", "verloren" und "elendig". Sabi steht für Alter, Vergänglichkeit oder Patina. Zusammen drücken die beiden Begriffe die Wertschätzung für das Reduzierte, Einfache und Unvollkommene aus, aber auch für die Schönheit, die mit der Zeit und dem Alter kommt.
Gänzlich neu ist uns diese Philosophie in Zeiten von Nachhaltigkeit, Recycling und Upclycling nicht. Parallelen gibts auch zum minimalistischen Wohnstil, der uns bereits vor einigen Jahren aufgezeigt hat, dass uns das Weglassen und Reduzieren zwar gut tut, aber mitunter gar nicht so leicht fällt.
Was sind seine Prinzipien?
Streng genommen ist Wabi-Sabi mehr eine Geisteshaltung als ein Wohnstil. Ihre Prinzipien können aber auf das Wohnen umgemünzt werden:
- Besinne dich auf das Wesentliche!
- Genieße die optische Leere!
- Verzichte auf den seelenlosen Konsum!
- Verwende einfache und lokale Produkte!
- Wertschätze dein Eigentum! Pflege es und vererbe es weiter!

Die Wabi-Sabi-Einrichtung ist einfach, aber nicht anspruchslos: Das Desgin von BLOW mit dem scheinbar schwebende Rahmen aus Massivholz ist natürlich-schlicht, aber dennoch raffiniert. Die Rückseite der Polsterwand kann mit Stoff oder Leder bezogen werden und so als Raumteiler dienen. Vielseitige, funktionale Möbel wie diese sind im beim Einrichten im Wabi-Sabi-Style gefragt! © more
Worauf achten bei der Wabi-Sabi-Einrichtung?
Im ersten Schritt sollten Sie sich auf Möbelstücke beschränken, die eine Funktion erfüllen. Befreien Sie sich von ungenutzen Dingen oder überlegen Sie, wie Sie sie anders nutzen können. Ersetzen Sie ein Möbelstück oder einen anderen Einrichtungsgegenstand durch etwas Neues, achten Sie auf Qualität. Je weniger Sie Ihre Wohnräume ausstatten, desto hochwertiger und komfortabler sollten die Gegenstände sein.
Wände bleiben beim Wabi-Sabi-Stil übrigens kahl, Bilder und Regale findet man kaum. Das heißt aber nicht, dass Sie sich von Erinnerungen und Lieblingsstücken trennen müssen! Behalten Sie, was Ihnen Freude bereitet.

Wer im Wabi-Sabi-Stil wohnen möchte, umgibt sich mit natürlich Gewachsenem, Handgemachtem und charmanten Lieblingsstücken. Es geht beim Einrichten nicht darum, innerhalb kürzester Zeit ein durchgestyltes Zuhause zu schaffen, sondern um Authentizität. © Sweetpea & Willow
Welche Materialien fürs Wabi-Sabi-Wohnen?
Anders als beim puristischen Wohnen dürfen Sie beim Wabi-Sabi das Repertoire an Wohntextilien voll ausschöpfen und es sich mit Kissen, Vorhängen, Teppichen und Wohndecken gemütlich machen. Wählen Sie dafür hochwertige Naturstoffe wie Baumwolle, Leinen oder Jute. Kissen und Decken werden locker drapiert, Unordnung darf sein. Achten Sie außerdem, dass sich warme und kühle Elemente in der Wabi-Sabi-Einrichtung wiederfinden. Warme Materialien sind Holz, Papier, Textilien und Ton. Kühle Materialien sind Stein, Metall, Beton und auch Zimmerpflanzen zählen hier dazu.

Salbeigrün, Terrakotta oder Meeresblau: Mit den Farben der Erde zieht in Ihre Wabi-Sabi-Wohnräume eine natürliche und beruhigende Ästhetik ein. Zeitlos schön ist die Hängeleuchte aus lange haltbarem Raffiabast. © Nedgis
Welche Farben für den Wabi-Sabi-Style?
Neben natürlichen Textilien sind Farben ein ganz wichtiges Element, wenn Sie Wohnräume im Wabi-Sabi-Stil einrichten. Denn sie sind es, die trotz minimalistischer Ausstattung Wärme und Geborgenheit in die vier Wände bringen. Die Wabi-Sabi-Grundfarben sind verschiedene Weiß- und Grautöne. Sie müssen sich aber nicht darauf beschränken - für Wände, Wohntextilien und Deko können Sie sich der kompletten Naturtonpalette bedienen. Sie können problemlos miteinander kombiniert werden, ohne dass es am Ende zu farbenfroh oder unruhig wird. Unser Tipp: Eine besonders schöne Naturfarben-Auswahl gibt es bei Kalkfarben!

Mit der asymmetrischen Tischfläche und den unterschiedlich dicken Tischbeinen bringt der Couchtisch Widorna Charakter ins Wabi-Sabi-Wohnzimmer. Und auch der Spiegel ander Wand scheint wie von der Natur geformt. © DELIFE
Welche Formen passen zum japanischen Wohnstil?
Es sind organische Formen und die scheinbar wertfreien, bescheidenen Dinge, die im Wabi-Sabi für Harmonie und Wohlfühlcharakter sorgen. Makellosigkeit und Symmetrie passen nicht ins Konzept. Die Formen im Wabi-Sabi sind asymmetrisch und dürfen so sein, wie sie die Natur hervorgebracht hat.

Handgefertigt? Gebraucht? Repariert? Genau richtig, um damit im Wabi-Sabi-Stil zu dekorieren! Hier fügen sich eine Vase mit Craquelé-Glasur, verschiedene Schälchen mit Patina und handbemalte Fliesen mit texturierter Oberfläche zu einem spannenden Mix zusammen. Zerbrechen Sie sich beim Dekorieren nicht den Kopf: Wabi-Sabi hat nicht den Anspruch, dass alles perfekt aufeinander abgestimmt ist. © Original Style
Ist Deko beim Wabi-Sabi-Style überhaupt erlaubt?
Das ist es, aber: Um reduzierter zu wohnen, müssen Sie mit den Dingen, die bereits da sind, arbeiten. Auch, wenn wir sie auf den ersten Blick nicht mehr als schön genug oder gut genug empfinden. Die Keramikvase hat einen Sprung? Das Erbstück hat schon Patina angesetzt? Dem Wabi-Sabi-Wohnkonzept nach noch lange kein Grund, sich davon zu trennen. Stattdessen akzeptieren wir das Unvollkommene und zelebrieren die Schönheit der Makel. Wie die traditionelle japanische Raku-Keramik, bei der feine Risse und Sprünge (= Craquelé) sogar beabsichtigt sind.