Lagom ist das neue Hygge
Die Wahrheit liegt in der Mitte – so in etwa lässt sich der schwedische Begriff „Lagom“ ins Deutsche übersetzen. Gemeint ist ein Lebensprinzip, ähnlich dem dänischen Hygge.
Dass die Skandinavier eine ganz eigene Einstellung zum Leben haben, ist ja nicht neu. Spätestens seit „ Hygge“ im vergangenen Jahr ausgiebig die Runde gemacht und Einzug in unsere vier Wände gefeiert hat, wissen wir Mitteleuropäer, dass die Erben der Wikinger ein sehr achtsames Wesen besitzen und viel Wert auf Gemütlichkeit legen. Über diese Achtsamkeit hinaus spielt speziell für die Schweden die Balance des Lebens zusätzlich noch eine wichtige Rolle – die innere wie auch die äußere. „Lagom“ nennen sie dieses Prinzip der Ausgewogenheit. Nicht zu wenig, nicht zu viel, gerade recht. Die goldene Mitte eben.
Lagom leben für Zuhause
Der Scandi-Style fasziniert uns Mitteleuropäer ja schon lange. Seine klare Formensprache wie auch die verwendeten Naturmateralien. Beides spiegelt das Prinzip des „Lagom“ wider. Schwedisches Interieur ist aufgeräumt und klar strukturiert. Alles hat seinen Platz. Überborderdende Extravaganzen sind keine zu finden. Dazu wird viel Holz verarbeitet – am besten naturbelassen. Aber auch reine Baumwolle, Leinengemische, Jute oder Schafswolle sind klassische Naturmaterialien, die ihre Berechtigung im „Lagom“-Leben haben.
Darüber hinaus bedeutet „Lagom“, dass wir uns beim Interieur auf Gegenstände fokussieren sollen, die eine emotionale Bedeutung für uns haben. Erbstücke beispielsweise. Aber auch schöne Fundstücke vom Flohmarkt oder ein Möbel, das wir gemeinsam mit unserem Partner oder Partnerin ausgesucht haben.
Und noch was ist typisch „Lagom“: geselliges Miteinander mit gesundem und genussvollem Essen. Dabei am typischsten sind die Kaffeepausen, die sogenannte „Fika“. Hier wird zum einen die Gemeinschaft gefestigt und zum anderen Energie für die Arbeit getankt.
Das richtige Maß – die 5 goldenen „Lagom“-Regeln
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Keine Freunde der Extreme
Während „Hygge“ oder „hyggelig“ für die Dänen eher ein Moment beschreibt, ist für die Schweden „Lagom“ eine Lebensmaxime. Extreme sind in Schweden verpönt. Das gilt für Überfluss oder übertriebene Bescheidenheit, für Arbeit oder Freizeit, aber auch für Sieg oder Niederlage. Jemanden vor versammelter Mannschaft rüffeln, kommt im Land der Elche genauso wenig vor, wie ein exzessiv gefeierter „Ich-bin-der-oder-die-Größte“-Einzelsieg. Wenn, dann hat das gesamte Team gewonnen. Natürlich hat diese Lebensweise auch ihre Eigenarten. Wer beruflich mit Schweden zu tun hat, wird über deren Konsens-Drang womöglich die Augen rollen. Ein Meeting beenden, ohne dass alle Teilnehmer mit dem Ergebnis zufrieden sind – kaum möglich. Den Freund oder die Freundin aus Schweden schön zum Essen ausführen – nur mit getrennter Rechnung möglich. Sonst hat der oder die Begleitung das Gefühl,Ihnen etwas schuldig zu sein.