Wirtschaft wächst langsamer
Das Bruttoinlandsprodukt wird in Österreich von 2009
bis 2013 real um durchschnittlich 1,3% pro Jahr zunehmen. Infolge der Auswirkungen der Finanzkrise fällt das Wachstum damit nur etwa halb so hoch aus wie in den letzten fünf Jahren
Der Vorsprung gegenüber dem Durchschnitt des Euro-Raums bleibt erhalten; er wird aber kleiner, insbesondere weil die Exportchancen in Ostmitteleuropa geringer werden. Die Steuerreform und die Konjunkturpakete werden dem privaten Konsum und den Bauinvestitionen in den kommenden Jahren Impulse geben, die den ungünstigen internationalen Rahmenbedingungen entgegenwirken.
Wachstum halbiert
Die österreichische Wirtschaft wird von 2009 bis 2013 mit +1,3% pro Jahr nur halb so rasch expandieren wie in den Jahren 2004 bis 2008 (+2,7% p. a.)1). Die Entwicklung über den Prognosezeitraum ist diesmal sehr heterogen: In den Jahren 2009 und 2010 gerät die österreichische Wirtschaft voll unter den Einfluss der internationalen Finanzkrise und in eine Rezession.
Ab 2010 ist mit einer Erholung zu rechnen, sofern sich das Vertrauen in die Finanzmärkte bis dahin wieder festigt. Selbst in den besten Jahren des Prognosezeitraums (2011 bis 2013) wird das BIP-Wachstum nicht den Durchschnitt der letzten fünf Jahre erreichen, da die Weltwirtschaft die Folgen der Immobilien- und Finanzkrise nur allmählich überwinden wird und der Haupthandelspartner Deutschland stark unter dem Einbruch der Investitionsgüter- und Autoindustrie leiden wird. Überdies wird wegen der steigenden Unsicherheit die Neuverschuldung der privaten Haushalte für Wohnbau und Konsum erschwert und die Versorgung der Unternehmen mit Risikokapital als Folge der Finanzkrise eingeschränkt werden.
Verhaltene Euphorie und Notmaßnahmen
Auch nach der Rückkehr von der Rezession zu einer "Normalphase" wird der Trend des Potentialwachstums nicht mehr so hoch sein wie in der Vergangenheit, denn die Vorsicht von privaten Haushalten, Unternehmer und Banken wird die Entwicklung mittelfristig drücken. In der zu erwartenden Erholungsphase 2011 bis 2013 wird die österreichische Wirtschaft um etwa 2% p. a. expandieren.
Der Wachstumsvorsprung Österreichs gegenüber dem Euro-Raum wird geringer, weil vor allem die Exporte nach Ostmitteleuropa deutlich an Dynamik verlieren werden. Der Tourismus wird überproportional auf die internationale Wachstumsschwäche reagieren.
Die österreichische Bundesregierung wirkt den Auswirkungen der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise entschieden entgegen: Die Steuerreform im Ausmaß von 2,2 Mrd. Euro wird in das Jahr 2009 vorgezogen, das zweite Konjunkturpaket soll zusätzliche Investitionen von 1,9 Mrd. Euro bringen, und die zusätzlichen Ausgaben für Familien werden die Kaufkraft um 500 Mio. Euro steigern. Gemeinsam mit dem ersten Konjunkturpaket ("Mittelstandsmilliarde") und den noch nachwirkenden Maßnahmen zum Teuerungsausgleich aus dem Jahr 2008 werden Impulse von fast 6 Mrd. Euro (etwa 2% des BIP) gesetzt.
Mit diesen Strategien zur Rezessionsbekämpfung liegt Österreich über dem Durchschnitt des Euro-Raums.
Dank der Steuerreform wird sich das Wachstum des privaten Konsums 2009/2013 mit etwa +1 1/2% p. a. gegenüber der vorangegangenen Fünfjahresperiode nur wenig abschwächen. Dabei wird unterstellt, dass die Sparquote der privaten Haushalte im Jahr der Steuerreform deutlich steigt und danach kontinuierlich zurückgeht. Die Investitionstätigkeit wird in den Jahren 2009 und 2010 aufgrund der sinkenden Kapazitätsauslastung und der ungünstigen Erwartungen einbrechen, sich aber danach durch die Erholung der Exportnachfrage allmählich verbessern.
Auch Exporte lassen sich Zeit
Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren wird der reale Außenbeitrag im Prognosezeitraum dem Wirtschaftswachstum aber keine Impulse geben. Die Exporte dürften - ähnlich wie die Importe - um nur 3 1/4% pro Jahr wachsen.
Der Exportprognose liegt die Einschätzung zugrunde, dass die Weltwirtschaft die realwirtschaftlichen Folgen der Finanzkrise relativ rasch überwindet und sich die Wachstumsrate des mittelfristigen Trendoutputs am Ende des Prognosehorizonts wieder ihrem langjährigen Durchschnitt nähert. Bereits im Jahr 2010 sollte eine Erholung der Weltwirtschaft einsetzen, die durch weltweit koordinierte Konjunkturprogramme und niedrige Zinssätze unterstützt wird.
Eine ungünstigere mittelfristige Entwicklung ist jedoch nicht auszuschließen, wenn etwa das Vertrauen der Banken in andere Banken und in die Kreditwürdigkeit potentieller Darlehensnehmer längere Zeit erschüttert bleibt oder Auto-Großkonzerne insolvent werden.