"Billig-Schienen-Mentalität" schadet Umsatz
Ernüchternde Zahlen beim Jahresabschluss: Unterm Strich bilanziert der Fachverband für Stein und Keramik das abgelaufene Jahr nur mit einem leichten Umsatzplus von 0,26% Prozent; verantwortlich dafür soll der Sparkurs der Politik sein.
Die jährliche Konjunkturerhebung des Fachverbandes der Stein- und keramischen Industrie brachte die Bestätigung über die anhaltende Flaute im Sektor: "Mit einem kaum wahrnehmbaren Umsatzwachstum von 0,26% auf EUR 3,32 Mrd. stagniert die Baustoffindustrie weiterhin auf geringem Niveau. Der Standardmarkt geht in fast allen Teilbranchen zurück, die Verluste werden durch einzelne Großprojekte abgefedert“, fasst Andreas Pfeiler, Geschäftsführer des Fachverbandes, die Hauptergebnisse der alljährlichen Konjunkturerhebung unter seinen über 300 Mitgliedsbetrieben zusammen.
Großprojekte nur Übergangslösung
In einem Großteil der Branchen wurden 2015 Umsatzrückgänge verzeichnet, davon am Stärksten betroffen sind die Naturwerksteinindustrie (-10.61%), die Feinkeramische Industrie (-7,69%) sowie die Putz- und Mörtelindustrie (-5,14%); lediglich in vier Sektoren gab es Zuwächse. Vor allem die konstante Rückläufigkeit des Standardmarktes bereitet der Branche weiterhin große Probleme. Bisher konnte diese Lücke noch durch einzelne Großprojekte wie etwa das neuen Rapid-Stadion, Gewerbebauten oder die ÖBB-Tunnelprojekte abgedeckt werden, eine langfristige Lösung ist das jedoch nicht: "Die Abhängigkeit von Großprojekten gibt Anlass zur Sorge, da die meisten, wie etwa der Hauptbahnhof Wien oder das Krankenhaus Nord, bereits abgeschlossen wurden bzw. knapp vor der Fertigstellung stehen,“ gibt Pfeiler zu bedenken.
Sektor | Entwicklung | Umsatz |
---|---|---|
Beton- und Fertigteilindustrie | +6,61 Prozent | 459 Mio. Euro |
Schleifmittelindustrie | +5,48 Prozent | 357 Mio. Euro |
Transportbetonindustrie | +5,31 Prozent | 434 Mio. Euro |
Ziegelindustrie | +4,16 Prozent | 146 Mio. Euro |
Naturwerksteinindustrie | -10,61 Prozent | 31 Mio. Euro |
Putz- und Mörtelindustrie | -5.14 Prozent | 380 Mio. Euro |
Feinkeramische Industrie | -7,69 Prozent | 178 Mio. Euro |
Schotterindustrie | -4,14 Prozent | 101 Mio. Euro |
Sand- und Kiesindustrie | -4.12 Prozent | 141 Mio. Euro |
"Wer billig baut, baut teuer"
Vor allem der Sparkurs der Regierung sorgte im Vorjahr für schlechte Stimmung innerhalb der Branche; insbesondere die heftig kritisierte "Billig-Schienen-Mentalität“ bei der Wohnraum-Schaffung habe laut den Experten schwerwiegende Folgen für die Auftragslage innerhalb des Baustoffsektors, so der Vorwurf. "Anforderungs- und Qualitätskriterien bei Bautechnik oder Energieeffizienz werden nach unten nivelliert, Wertbeständigkeit und Nachhaltigkeit spielt bei diesen Überlegungen nur eine untergeordnete Rolle. Dies läuft dem Gedanken des ökologisch, gesellschaftlich und finanziell verantwortungsvollen Bauens massiv zuwider. Wer billig baut, baut letztlich teuer“, führt Manfred Asamer, Obmann des Fachverbandes, seine Bedenken aus.
Hoffnung lebt
Obwohl die Baustoff-Branche die Schaffung von neuem Wohnraum begrüße, müssten zuerst gleiche Kriterien für alle Bauweisen gelten und auch Unternehmen aus dem Massivbausektor zu den Ausschreibungen eingeladen werden, damit der Sektor wirklich von den neuen Aufträgen profitieren könne, glaubt Asamer. Er fordert deshalb eine Baustoffneutralität bei der Vergabe von Aufträgen als notwendigen Impulsgeber ein.
Hoffnungsvoll zeigen sich die Branchenvertreter in Bezug auf das geplante Wohnbaupaket sowie das Bekenntnis des neuen Verkehrsministers, Infrastruktur von Straße und Schiene in Österreich ausbauen zu wollen. Vor allem die stark schwächelnden Schotter-, Sand- und Kiesindustrien würden von großflächigen Straßenbauprojekten profitieren.