Arbeiter mit Hanschuhen montieren eine neue Bohrspitze zur Bodenbohrung in Erde

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Was ist bindiger, was ein nicht bindiger Boden?

Bindige und nicht bindige Böden werden aufgrund der Korngröße, dem Kornanteil, ihrer Tragfähigkeit und der Wasseraufnahmefähigkeit unterschieden. Wohnnet hat die Infos für ein besseres Verständnis.

Ist der Boden auf Ihrem Grundstück fest oder locker? Ist er bindig oder nicht bindig? Was diese Bodentypen genau ausmacht und welcher Bodentyp welche Eigenschaften hat, erfahren Sie im folgenden Beitrag. Zuvor noch ein Wort zu den Bodenarten und Bodenklassen allgemein. Als Laie kann man mittels Fühltest schon recht gut erkennen, wie ein Boden beschaffen ist. So werden Sie einen lehmigen Boden recht gut von einem sandigen oder steinigen unterscheiden können. Für die Bestimmung der Bodenklassen braucht es jedoch ein Bodengutachten, das mit Hilfe von Bohrungen und Materialanalysen arbeitet.

Die Bodenart bestimmt über die Bebaubarkeit des Grundstückes oder auch über die Nutzbarkeit des Gartens und gibt den Profis Aufschluss darüber, welche Grabungsarbeiten möglich sind und welche Maschinen dafür gebraucht werden. Hier nun eine genauere Erklärung zu den sehr geläufigen Bodentypen bindig und nicht bindig.

Was ist ein bindiger Boden?

Ein bindiger Boden weist aufgrund seines hohen Ton- und Schluffanteils eine gute Kohäsion auf. Das bedeutet, dass die Bodenpartikel stark miteinander verbunden sind, der Boden also sehr fest ist. Bindige Böden sind typischerweise schwer zu bearbeiten, da sie bei Feuchtigkeit klebrig und schlammig, bei Trockenheit aber hart und rissig werden. Sie sind oft schwer zu durchdringen, was beim Bau von Fundamenten, bei der Grabung für Kellergeschoße oder auch beim Bau von Straßen berücksichtigt werden muss. Die Bindigkeit eines Bodens beeinflusst auch seine Wasserretentionseigenschaften und seine Fähigkeit, Nährstoffe zu speichern.

Welche Eigenschaften haben bindige Böden?

Bindige Böden weisen einige charakteristische Eigenschaften auf, die sie von anderen Bodentypen unterscheiden. Einige der wichtigsten Eigenschaften bindiger Böden:

Hohe Kohäsion: Bindige Böden haben eine hohe Kohäsion aufgrund ihres hohen Ton- und Schluffanteils. Die Bodenteilchen sind stark miteinander verbunden, was zu einer guten Zusammenhaltung des Bodens führt.

Hohe Plastizität: Aufgrund ihrer Feinteiligkeit können bindige Böden stark plastisch sein. Das bedeutet, dass sie sich bei Feuchtigkeit leicht formen lassen.

Schlechte Drainage: Bindige Böden bilden aufgrund ihrer feinen Struktur oft eine schlechte Drainage. Das Wasser kann nur langsam versickern, was zu Staunässe führen kann.

Hohe Schrumpf- und Quellfähigkeit: Bindige Böden können sich bei Trockenheit zusammenziehen und bei Feuchtigkeit ausdehnen, was zu Rissen im Boden führen kann.

Schwierigkeiten bei der Bearbeitung: Aufgrund ihrer Klebrigkeit sind bindige Böden schwer zu bearbeiten, insbesondere bei Feuchtigkeit, mit der sie gern schlammig werden. Sie können sich an Werkzeugen und Maschinen festsetzen und erfordern oft spezielle Maßnahmen, um sie zu stabilisieren.

Gute Tragfähigkeit: Obwohl sie schwierig zu bearbeiten sind, haben bindige Böden in der Regel eine gute Tragfähigkeit und eignen sich daher auch für den Bau von Fundamenten und Bauwerken, vorausgesetzt, sie wurden entsprechend verdichtet und stabilisiert.

Welche Böden sind bindig?

  • Schluff mit einer Korngröße von 0,002 - 0,06 mm
  • Ton ist ein Verwitterungsprodukt oder durch Sedimentation entstanden, mit einer Korngröße > 0,002 mm, bei trockener Ton bis 3 N/cm², bei feuchtem Ton unter 10 N/cm². Fetter Ton enthält 50-80% Teilchen > 0,001 mm, sonst magerer Ton
  • Lehm ist ein Gemenge aus Ton, Schluff und Sand, Belastbarkeit wie Ton
  • Mergel ist ein Gemenge aus Ton und Kalkstein, Tonmergel hat hohen Tonanteil, Kalkmergel hat hohen Kalkanteil, die Tragfähigkeit ist wie bei trockenem Ton und verliert bei Durchnässung jede Festigkeit
  • Tegel ist ein Verwitterungsprodukt des Flyschsandsteines
  • Löss ist ein magerer mergeliger Quarzsand, durch Kalk verkittet, mit geringe Tragfähigkeit, Sacksandungsgefahr
  • Torf und Moor, Boden mit organischen Beimengungen, tragunfähig

Was ist ein nichtbindiger Boden?

Ein nichtbindiger, manchmal auch auch rollig genannter Boden weist im Gegensatz zu bindigen Böden einen niedrigen Ton- und Schluffanteil auf und hat daher eine geringere Kohäsion. Nichtbindige Böden bestehen zum größten Teil aus Sand, Kies oder anderen grobkörnigen Materialien, die sich nicht so stark miteinander verbinden wie die feineren Partikel in bindigen Böden.

Was sind die Eigenschaften nichtbindiger Böden?

Geringe Kohäsion: Aufgrund des niedrigen Feinanteils haben nichtbindige Böden eine geringere Klebrigkeit und sind weniger zusammenhängend als bindige Böden.

Gute Drainage: Nichtbindige Böden haben oft eine gute Durchlässigkeit für Wasser aufgrund ihrer grobkörnigen Struktur. Das Wasser kann leicht durch den Boden abfließen, was dazu beiträgt, Staunässe zu vermeiden.

Geringere Tragfähigkeit: Im Vergleich zu bindigen Böden haben nichtbindige Böden oft eine geringere Tragfähigkeit und sind weniger geeignet für den Bau von Fundamenten oder Straßen, es sei denn, sie werden durch geeignete Methoden wie Verdichtung verstärkt.

Weniger Anfälligkeit für Schrumpfung und Ausdehnung: Nichtbindige Böden neigen weniger dazu, sich bei Trockenheit zu schrumpfen oder bei Feuchtigkeit zu quellen im Vergleich zu bindigen Böden.

Welche Böden sind nichtbindig?

  • Felsboden: zulässige Pressung 100 bis 400 N/cm²
  • Geröll: Zertrümmerungsteile von Fels, Korngröße im Mittel 63 mm, zulässige Pressung bis 80 N/cm²
  • Grobkies: Korngröße 20-63 mm, zulässige Pressung bis 80 N/cm²
  • Mittelkies: Korngröße 6,3 -20 mm
  • Feinkies: Korngröße 2-6,3 mm, zulässige Pressung bis 50 N/cm²
  • Sand
  • Grobsand: Korngröße 0,63 - 2mm, zulässige Pressung in Oberschicht bis 30 N/cm², in tiefen Schichten bis 50 N/cm²
  • Mittelsand: Korngröße 0,20 -0,63 mm
  • Feinsand: Korngröße 0,063 - 0,2 mm

 

AutorIn:
Datum: 25.01.2024
Kompetenz: Bauunternehmen

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