Wie funktioniert Regenwassernutzung?
Regenwasser in den Kanal zu leiten ist passé. Bauwerksbegrünungen bieten die Möglichkeit Wasser zu sammeln, zu speichern, verzögert abzugeben oder zu verbrauchen. Auch Regenwasserzisternen führen zum Ziel.
Wasser ist ein wertvolles Gut. Trotzdem wird es so rasch wie möglich in den Kanal abgeleitet. Die Folgen sind hohe Kosten und ein hoher Energieeinsatz für den Wasserabtransport sowie hohe Kosten für Kanalausbau und Instandhaltung. Die durch den Klimawandel häufiger eintretenden Starkregenereignissen, lassen das Kanalnetz zusätzlich oft versagen, so Vera Enzi vom Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU).
Bauwerksbegrünungen bieten die Möglichkeit Wasser zu sammeln, zu speichern, verzögert abzugeben oder zu verbrauchen. Fassaden mit Begrünung bieten hohes Potential für das Regenwassermanagement, da sie die größten städtischen Brachflächen darstellen. Dachbegrünungen wirken wie ein Schwamm und speichern je nach Aufbaudicke bis zu 90 Prozent der Niederschläge. Selbst eine extensive Dachbegrünung von nur wenigen Zentimetern Stärke kann im Jahresverlauf 350 Liter Wasser pro Quadratmeter speichern. Zusätzlich werden Temperatur, Luftqualität und Klima durch Bauwerksbegrünungen positiv beeinflusst.
Regen ist kostenlos und bringt viel
Unter Regenwassermanagement versteht man sämtliche Maßnahmen, die mit dem Niederschlag nachhaltig umgehen und Kanäle entlasten. Hier kommen laut Enzis Kollegin Ulrike Pitha folgende Strategien zur Anwendung: Versickerung, Verdunstung, Zwischenspeicherung und Nutzung. Das ist zum Beispiel die Versickerung von Regenwasser vor Ort durch versickerungsfähige Wegedecken, die Verdunstung von Regenwasser mittels Pflanzenbewuchs, die Zwischenspeicherung von Regenwasser in Zisternen oder Dachbegrünungen und die anschließende Weiterverwendung für Bewässerung oder die Nutzung für Gebäudekühlsysteme oder WC-Spülungen.
Nachteile der künstlichen Bewässerung
Pflanzen benötigen Licht, Wasser und Nährstoffe für Wachstum und Vitalität. Stehen Sie an natürlichen Standorten wirkt auf sie Sonnenlicht ein. Wasser wird aus Niederschlägen im Boden gesammelt und den Pflanzen zur Verfügung gestellt. So können die im Boden enthaltenen Nährstoffe aufgenommen werden. Einen Extremstandort stellen dazu im Vergleich Dach- und Fassadenbegrünungen dar. Der Pflanzstandort befindet sich dann ohne Anschluss an gewachsenen Boden an Dach- oder Wandflächen von Gebäuden. (Ausnahme: bodengebundene Fassadenbegrünung) Niederschläge und künstliche Bewässerung versorgen die Pflanzen mit dem notwendigen Wasser. Nährstoffe müssen künstlich zugeführt werden. Neben der Sonnenstrahlung und dem Niederschlag beeinflusst auch der Wind den Wasserhaushalt von Bauwerksbegrünungen.
Probleme und Hemmnisse
Neben bautechnischen und statischen Herausforderungen, kann die toxische Belastung des gesammelten Regenwassers ein Hindernisgrund für einen geschlossenen Kreislauf sein. Eventuelle Vorreinigungsleistungen können Projekte aus wirtschaftlicher Sicht uninteressant machen. Auch andere Faktoren müssen bei Bauwerksbegrünungen als Teil eines aktiven Regenwassermanagements berücksichtigt werden: Bedarfsgerechte Steuerung des etwaigen Überschusswassers, aufwändige Aufbereitung des Wassers mittels Filteranlagen, Transport des Wassers via Pumpanlage über Höhenunterschiede oder eine Nährstoffübersättigung bei Kreislaufsystemen. Die Expertinnen von der BOKU empfehlen eine tiefgehende, umfassende Planung unter Einbeziehung eines integrativen Prozesses.