Home Sweet Home: Eigenheim-Suche wird immer virtueller
Wohnen im Grünen ist noch attraktiver geworden. Der Wunsch sich außerhalb der City häuslich niederzulassen steigt, so ein Ergebnis der großen Wohnumfrage, die zum sechsten Mal von wohnnet gemeinsam mit s Real durchgeführt wurde. Gründe sind u. a. in steigenden Preisen in den dicht verbauten Ballungsräumen zu suchen. Was seitens der Wohnungssucher nachgefragt wird, und wie die Branche auf das sich ändernde Immobiliensuchverhalten reagiert, wurde im Rahmen der Präsentation erörtert. Was in der 2017er-Untersuchung auffällt: Die Immo-Suche läuft übers Smartphone, 360-Grad-Touren werden beliebter.
„Das Haus zieht und unterscheidet sich preislich nicht mehr von der Eigentumswohnung in dicht verbauter Lage“, sagte heute Michael Pisecky, Geschäftsführer von s Real Immobilien (links im Bild) vor Journalisten. „Im Eigentum auf der grünen Wiese verwirklicht sich der Wunsch nach Freiflächen, die im urbanen Raum nur eingeschränkt zur Verfügung stehen und dort kaum noch aufzuschließen sind.“ Zudem müsste dafür in der City noch tiefer in die Tasche gegriffen werden. Eigentum sei vor allem für jene interessant die in eine stabile Lebensphase eintreten und an Vorsorge denken würden, so der Maklerexperte. „Wer so denkt, sucht nach Qualität. Aber auch nach einem Garten oder einer großzügigen Terrasse.“ Naturgemäß völlig anders die Argumentation jener, die auf Mietobjekte setzten: Diese wollen mobil und flexibel in ihrer Wohnentscheidung bleiben. Auch sei in dieser Gruppe, so Pisecky, der finanzielle Polster ein anderer.
Befragung spiegelt Wohnrealität wider
In Summe hatten laut Untersuchung 62 Prozent der Teilnehmer Eigentum auf ihrer Wunschliste, die restlichen 38 Prozent waren auf Suche nach geeigneten Mietobjekten, die den individuellen Qualitätsansprüchen entsprechen: Ein Ergebnis, das das tatsächliche Verhältnis am heimischen Wohnungsmarkt widerspiegelt, wie der s Real-Chef anmerkte.
Starker Wunsch nach Freiflächen
Gesucht wurde in der 2017er- Erhebung weniger oft am Land: Wollten 2016 noch satte 53 Prozent der Stadt und ihrem Umfeld Lebewohl sagen, so sank dieser Wert in der aktuellen Untersuchung auf 43 Prozent. Die Kleinstadt holt in der Gunst der Österreicher auf (von 29 Prozent auf 39 Prozent der Befragten). Wohl auch deshalb weil dort die Vorzüge der Stadt mit dem Landleben in Verbindung zu bringen sind. Wiederum wurde hier mit dem Angebot an Freiflächen argumentiert, so Pisecky.
Wohnen im alten Geschäftslokal? Interesse ist vorhanden
Neu aufgenommen wurde die Frage zur Nutzung leerstehender Geschäftslokale. Immerhin 40 Prozent zeigten theoretisches Interesse, in eine für Wohnzwecke adaptierte Immobilie in Straßenlage zu wechseln. „Adressaten sind hier Neubürger, die die Nähe zum öffentlichen Raum suchen und diese Lagen gewohnt sind“, so der s Real-Chef. „Aber natürlich nur dann, wenn entsprechend umgerüstet wird und die Preis-Leistung stimmt.“
Mauerlechner: "Energiethema immer öfter am Radar"
Dass die Frage nach der Energieeffizienz immer öfter gestellt wird, freut wohnnet-GF Richard Mauerlechner (rechts im Bild). „Die Untersuchung zeigt, dass das Thema am Schirm ist.“ Der öffentliche Diskurs und die geleistete Überzeugungsarbeit der Branche tragen hier endlich nachhaltige Früchte. Denn rund 58 Prozent der Befragten, so der Portalkenner, seien bereits bereit, den Faktor Energie in ihre Kalkulationen miteinzubeziehen. Mehr aber auch noch nicht: „Die Lage einer Immobilie ist immer noch wichtiger als Energieeffizienz und niedriger Heizwärmebedarf“, so Mauerlechner. Aber bereits 19 Prozent würden eine Immobilie, die schlechte Kennzahlen im Energieausweis aufweise, auf keinen Fall kaufen. Er meint: "Die Trendwende ist da."
Gesucht wird immer öfter online
Einen Wandel konstatiert er auch in der Wahl der Suchmodi. Laut Mauerlechner sticht heute vor allem die mobile Karte. Gesucht wird via Smartphone (27 Prozent), Tablet (13 Prozent) und Laptop (34 Prozent). Angesurft werden laut Untersuchung vor allem mobile Webseiten (zu 81 Prozent). Apps haben hingegen nur 19 Prozent der Befragten favorisiert. Ein Trend der auf der wohnnet-Immobilienplafform bereits aufgegriffen wurde. Mauerlechner: "Hier sind wir bereits state-of-the-art, werden aber die erfassten Ergebnisse in den weiteren Ausbau einfließen lassen."
Die in Maklerkreisen herumschwirrende Idee, Infrastruktur-Informationen (etwa zu Bildungseinrichtungen, Nahversorgern und öffentlichen Verkehrsanbindungen in Immo-Nähe) künftig kostenpflichtig zur Verfügung zu stellen, stößt bei den Österreichern auf Unverständnis. Ganze 75 Prozent der Teilnehmer sehen hier die Dienstleister in der Pflicht, diese Zusatzinformationen von sich aus anzubieten – ohne Wenn und Aber. Auch Mauerlechner appeliert hier gewohntes Kundenvertrauen nicht aufs Spiel zu setzten.
360 Grad-Besichtigungstour immer beliebter
Zustimmung erfährt die Immo-Branche hingegen in einem anderen Teilbereich. Laut Umfrage wird der Blick durch die virtuelle Brille oder die 360-Grad-Wohnungsbesichtigung auf dem mobilen Device immer interessanter. 56 Prozent der Befragten sehen in der Vorabbesichtigung ein sinnvolles Zusatzfeature, wie auch Mauerlechner anmerkt. Ein Wert, der sich auch in den Klick-Zahlen am wohnnet-Portal in ähnlicher Form ablesen ließe. „Immobilienanzeigen mit virtueller Tour erzielen auf unserem Portal bereits doppelt so hohe Zugriffsraten - Tendenz steigend“, so der Experte. Sein Rat an Wohnungsentwickler wie Makler. "Der erste Eindruck– und sei er auch nur virtuell – bringt den schnelleren Abschluss." Dies sei in Zeiten steigender Angebotsdauer ein Gebot der Stunde.
Virtuelle Tour: geliked via Social Media
Die Zahlen bestätigen ihn: 82 Prozent der Umfrageteilnehmer betrachten solche Rundgänge als hilfreich bei ihrer Immobiliensuche. Noch im Vorjahr hatten dies 37 Prozent verneint, deren Anteil hat sich innerhalb des letzten Jahres aber halbiert (2017: 18 Prozent). Die virtuelle Tour wird immer öfter auch via Social Media angesteuert. Wer Videos platziert, wird also deutlich eifriger geklickt.
Für Makler heißt das, dass in Zukunft noch mehr Anstrengungen unternommen werden müssen, um die Branche fit für die zunehmende Digitalisierung und die Kommunikation mit immer technikaffineren, mobileren Personen zu machen. Auch s Real setzt auf diese neue Karte. Alle neu auf den Markt kommenden Immobilien würden bereits gefilmt und für den potenziellen Mieter und Käufer online gestellt. Eine Leistung, die man weiter ausbauen und auch künftig kostenfrei anbieten wolle, so Pisecky.
Die gemeinsame Umfrage von wohnnet und s Real Immobilien wurde bereits zum sechsten Mal durchgeführt. Im 2017er-Durchlauf galt es 21 Fragen zu zentralen Wohnthemen zu beantworten. Zwischen 17. und 28. März haben genau 2.082 Österreicherinnen (57 Prozent aller Teilnehmer) und Österreicher (43 Prozent) ihre Wunschliste online abgegeben.