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Finanzmarktkrise belastet Märkte seit 20 Monaten

Liquidität ist teuer wie nie, und Investoren, die Unternehmensanleihen kaufen, können Kapital bereitstellen und zugleich hohe Renditen erzielen

Sinkende Nachfrage für ihre Produkte, gepaart mit konstant hohen Ausgaben für Personal und Produktion, haben die Gewinne schrumpfen lassen. Viele Firmen haben bereits Probleme, ihre Rechnungen zu bezahlen. Ohne flüssige Mittel mangelt es an Liquidität - und es droht die Insolvenz.

Die Gründe für die Entwicklung sind mannigfaltig. Banken vergeben kaum Kredite, auf den Kapitalmärkten sind Refinanzierungen teuer geworden und Investmentfonds haben weniger Volumen zur Finanzierung verfügbar. Zum Vergleich: Vor der Krise im August 2007 sind die Zinskosten für Unternehmen mit einem BBB-Rating bei rund 6,3 Prozent gelegen. Heute liegen diese Finanzierungskosten bei über 8,2 Prozent. Und das, obwohl die Notenbanken ihre Leitzinsen massiv gesenkt haben. Liquidität steht daher zu Beginn des Jahres 2009 im Mittelpunkt des Kapitalmarktgeschehens.

Renditepotenzial in der Krise
Dieses Umfeld hat für Investoren neue Investmentmöglichkeiten geschaffen. Unternehmensanleihen von Firmen mit hoher Kreditwürdigkeit zahlen derzeit deutlich höhere Renditen auf ihre Schulden als Staatsanleihen. Doch zahlreiche Regierungen haben in den letzten Monaten immer wieder bewiesen, dass sie gewillt sind, Unternehmen vor einer möglichen Pleite zu retten. Experten zufolge sind daher besonders Bankanleihen interessant. Nach aktuellen Zahlen der US-Bank Merrill Lynch zahlen Finanztitel mit guter Bonität, BBB-Rating oder besser, derzeit 7,19 Prozent auf ihre Anleihen.

Der Markt für Unternehmensanleihen kommt in Europa derweil wieder in die Gänge. "Im vierten Quartal 2008 war der Corporate-Bond-Markt tot", sagt ein Anleihen-Experte. Auch im Sekundärmarkt war der Handel zusammengebrochen. Seit dem Jahreswechsel komme der Markt aber wieder in Schwung. In Europa gebe es täglich zwei bis drei Emissionen.

Kleinanleger als Firmenretter
Für Marktkenner sind die Bond-Emissionen ein Hoffnungsschimmer. "Wenn die Corporate Bonds gut laufen, ist der Schritt zu Aktien mit Dividendenausschüttung nicht mehr weit", sagt ein Händler. Danach könnte langsam der Apettit auf Risiko wieder steigen, wodurch die Investments in Aktien und andere Produkte wieder zunehmen.

Allerdings sind in der letzten Woche selbst bei Staatsanleihen Probleme aufgetaucht. Das hat auch die Dynamik am Unternehmensanleihenmarkt gelähmt. Während in der vorletzten Woche noch 41 Milliarden Euro an Anleihen emittiert wurden, waren es in der letzten Woche nur noch 21 Milliarden Euro. Gezeichnet wurden sie jedenfalls von einem eher untypischen Anleihe-Publikum.

In normalen Marktphasen dominieren Banken und Investmentfonds den Markt für Unternehmensschuldscheine. Doch letzte Woche haben die Autokonzerne VW und Daimler sowie der Medienkonzern Bertelsmann zusammen Anleihen im Wert von knapp vier Milliarden Euro verkauft - besonders an Kleinanleger.

Private Investoren könnten daher kurzfristig für die Liquidität aufkommen, die von Banken verwehrt wird. Knapp siebzig Mrd. Euro wurden 2009 bislang an Anleihen emittiert und nach Zahlen der Deutschen Bank haben private Anleger knapp 40 Prozent des Volumens gezeichnet, doppelt so viel wie im vergangenen Jahr. (artikel: Standard)

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Datum: 26.01.2009

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