Eine Tragikkomödie über die ungarische Bürokratie
Ein amerikanischer Investor plante 2007 eine Investition von 100 Millionen Euro im 15. Budapester Bezirk, aber bis heute gibt es nur ein ergebnisloses Hin und Her zwischen der Firma, dem Bezirk und Budapest
Ein amerikanischer Investor plante 2007 eine Investition von 100 Millionen Euro im 15. Budapester Bezirk – schreibt jüngst die ungarische Internetzeitung Index. Der Beginn der Bauarbeiten an der 2.800 Wohnungen umfassenden Wohnsiedlung samt Gewerbepark verzögern sich aber seither immer wieder, obwohl mit dem Park City genannten Komplex mehr als 3.000 Arbeitsplätze geschaffen werden würden.
Richard Field, der Leiter der Investorgruppe American House Ltd. hat nun seine Abenteuer mit der hauptstädtischen und Bezirksbürokratie in einer Art Tragikkomödie und offenen Brief zusammengefasst.
Man würde meinen, schreibt Index, dass in Zeiten der Krise, wenn jemand so viele Arbeitsplätze schaffen will, die ungarischen Lokalpolitiker alles daran setzen würden, dass die Sache tatsächlich zum Laufen kommt – allein Field ist es anderthalb Jahre nicht gelungen, die ungarische Bürokratie soweit zu bringen, sein „Geschenk anzunehmen“.
Wohnungen und Hi-Tech-Park
American House Ltd. und die ungarische Conet Kft. legten Anfang 2007 einen Plan zur Errichtung eines neuen Stadtteils neben einer alten Plattenbausiedlung im Budapester Stadtbezirk Újpalota vor. Geplant waren 2.800 Wohnungen, Handels- und Gemeinschaftseinrichtungen, sowie ein zwanzig Hektar umfassender Hi-Tech-Infopark für ausländische Informatikfirmen, die bis dahin in Ungarn keine Niederlassung hatten. Das Projekt war vollkommen eigenfinanziert, mit der Garantie in den Einrichtungen von City Park dreitausend neue Arbeitsplätze zu schaffen.
Doch anstatt Hilfe bekam der Besitzer der amerikanischen Firma nur Hindernisse in den Weg gelegt. Das größte Hindernis für den Baubeginn bis heute ist, dass es der Hauptstadt in mehr als zwei Jahren nicht und nicht gelungen ist eindeutig festzustellen, ob die Raumordnungspläne des Projektes den entsprechenden hauptstädtischen Anordnungen entsprechen oder nicht – wobei aber beide im wesentlichen von ein und derselben Firma angefertigt wurden – schreibt Index.
Bürokratie pur
Laut dem Unternehmer rückt aber auch der Bezirk mit immer neuen Ideen heraus, welche Plusauflagen er für die Errichtung des Komplexes machen könnte – obwohl in der Sache bereits 2007 ein endgültiger Vertrag geschlossen wurde, in dem alle Voraussetzungen und Auflagen abgeklärt worden waren. Die Übernahme für die Kosten zur Verbreiterung einer Zufahrtsstraße und die Errichtung eines Privatkindergartens scheinen seit Monaten eine schier unlösbare Aufgabe zu sein.
Field fasste seine Erfahrungen vor kurzem schließlich in einer Art Tragikkomödie über die ungarische Bürokratie zusammen, in der er umfassend beschrieb wie oft er schon mit dem stellvertretenden Oberbürgermeister von Budapest und dem Bezirksvorsteher Verträge abgeschlossen hat, und wie oft und in welcher Sache die endgültige Entscheidung dann schließlich aufgeschoben wurde. Der amerikanische Investor sieht sich auch nicht als der wahre Geschädigte der Sache, sondern den Bezirk und Budapest. In seinem Schreiben macht er auch die Verantwortlichen darauf aufmerksam, dass Stadt und Bezirk mit jedem Tag Verzögerung mehr als 7.000 Euro Einnahmen täglich verlören – und der Staat könne inzwischen einen Ausfall von Mehrwertsteuern in der Höhe von ca. 43 Millionen Euro verbuchen.
Quelle: www.index.hu