Nitsch-Haus
Der Maler und Aktionskünstler Hermann Nitsch setzte erstmals seine Kunst großflächig an einem Büro- und Wohngebäude um. Die ehemalige Pensionsversicherungsanstalt in der Wiener Raimundgasse erstrahlt als "art&garden" in neuem grünen Glanz.
Wien ist berühmt für sein Hundertwasserhaus, nun bekommt es sein Nitsch-Haus. Hermann Nitsch, bekannter österreichischer Maler und Aktionskünstler, hat für das Refurbishment-Neubaumix-Projekt der ehemaligen Pensionsversicherungsanstalt in der Raimundgasse 1 zwar nicht den Pinsel geschwungen aber seine Schüttbilder zur Verfügung gestellt. Diese wurden digitalisiert und auf unterschiedlichste Materialien wie Textil- und Kunststoffe und Metall gedruckt.
Das von Nitsch gestaltete Gebäude, auch "art&garden" genannt, befindet sich im 2. Wiener Gemeindebezirk, am Karmelitermarkt. Das Gebäude wurde in den 1960/70er Jahren gebaut und von der Aucon Real Estate Group im Jahr 2010 übernommen.
Positive Resonanz
Nitsch Bilder prägen die Fassade und führen über die Foyers von Büro- und Wohnbereich ins Innere und schaffen eine Verbindung zum Garten. So entstand, wie schon beim Parkhaus Donaumarina – ebenfalls mit einem Nitsch-Bild ausgestattet - abermals lebendige "Kunst am Bau". Seit vielen Jahren ein Aucon Credo, das auch zur Intensivierung des persönlichen Kontaktes mit dem Maler und Aktionskünstler Nitsch geführt hat. So setzt Nitsch erstmals seine Kunst großflächig an einem Büro- und Wohngebäude um. "Die Kunst hat die Zielgruppe erweitert, wir haben nur positive Resonanz bekommen“, freut sich Aucon-Geschäftsführer Robert Wagner. "Dieses Projekt ist der beste Beweis, dass auch bei Bestandsgebäuden innovative Büros entwickelt werden können. Mit art&garden ist es uns gelungen den Charakter eines 1960/70er Gebäudes zu respektieren und gleichzeitig eine moderne Liegenschaft zu konzipieren.
Nutzung: Büros, Wohnungen, Hotel
Im ehemaligen Bürogebäude "art&garden office" sollen künftig nicht nur Büros und Wohnungen sondern auch ein Hotel entstehen. Der österreichische Bibliothekenverbund wird seine Zentrale (OBVSG) mit Juni in das Nitsch-Haus verlegen und 1.000 Quadratmeter beziehen. Büros werden ab 240 Quadratmeter beginnend mit 10,80 Euro Nettomiete angeboten. 2.000 Quadratmeter an Bürofläche stehen noch zur Verfügung.
Gleich an den Bürotrakt entlang der Raimundgasse wurde der Wohnungsneubau "art&garden living" errichtet. Angeboten werden 48 Wohnungen (21 bereits vermietet bzw. reserviert) zwischen 40 und 75 Quadratmetern inklusive Balkon oder Terrasse zwischen sechs und zwölf Quadratmetern. Die Nettomiete liegt zwischen elf und zwölf Euro.
EU-Normen erhöhten Baukosten
Der Wohnbereich musste aus statischen Gründen neugebaut werden, erklärt Aucon-Geschäftsführer Heinz Liebentritt. Baurechtliche Probleme wegen EU-Normen für Erdbebensicherheit erhöhten die Baukosten massiv. "Obwohl die Nutzlasten verringert wurden, fielen für die Statik massive Kosten an", so Liebentritt, der die Gesamtkosten mit 1.800 bis 2.000 Euro netto pro Quadratmeter beziffert: "In etwa der Neubaupreis".
Nächstes Nitsch-Projekt in Startlöchern
Aucon feilt bereits am nächsten Projekt mit Hermann Nitsch. Nach dem roten Schüttbild beim Parkhaus Donaumarina und den grünen Schüttbildern bei "art&garden" würde Hermann Nitsch gerne eine neue Farbe ausprobieren: "Gelb wäre schön".
Und vielleicht werden künftig die Touristen in Wien zum Nitsch-Haus pilgern oder sogar dort wohnen.