Bauarbeiter mit knallgelb und roter Warnweste, man sieht nur seinen Oberkörper und die Hände, hält ein Klemmbrett mit Formularen, die er durchblättert.

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Führen Sie ein Bautagebuch! So behalten alle den Überblick

Das Bautagebuch ist ein wichtiges Protokollinstrument auf jeder Baustelle. In einem Bautagebuch sind Ihre Entscheidungen, wesentliche Anordnungen, wichtige Hinweise, unerwartete Änderungen und mehr notiert.

Beim Hausbau ist eine gute Organisation das A und O. Eine der wichtigsten Möglichkeiten für die lückenlose Dokumentation von Baufortschritten, Entscheidungen und Abweichungen vom Bauplan ist das Bautagebuch. Hier erfahren Sie, was ein Bautagebuch eigentlich genau ist, wer es wie führen sollte und warum es so wichtig ist.

Was ist ein Bautagebuch?

Das Bautagebuch dokumentiert die einzelnen Bauabschnitte genau und umfasst nicht nur den reinen Baufortschritt, sondern auch die Anwesenheit von Handwerkern auf der Baustelle, Lieferungen von Materialien, durchgeführte Prüfungen und festgestellte Baumängel. Sie können das Bautagebuch nicht mit einem herkömmlichen Tagebuch vergleichen, in das jeden Tag ein paar Zeilen geschrieben werden. Vielmehr ist es eine Sammlung von Formularen, die einmal am Tag ausgefüllt werden. Das Bautagebuch muss von den ausführenden und im Formular erwähnten Unternehmen und Gewerken gegengezeichnet werden und eine Kopie auch immer bei jedem Vertragspartner verbleiben.

Wer führt das Bautagebuch?

Sie sollten, durch entsprechende vertragliche Festlegung, sicherstellen, dass das ausführende Unternehmen (üblicherweise die Baufirma, der Bauleiter oder der verantwortliche Projektleiter) das Bautagebuch führt und Ihnen regelmäßig, zumindest wöchentlich, zur Bestätigung vorlegt. Sie entnehmen nach Unterschrift das Original aus dem perforierten Bautagebuch und bewahren dies zur Dokumentation sorgfältig auf. Außer bei Kleinbaustellen sollte die Ausweisung von Ausmaßen, Mengen, Regiearbeiten, Materialanlieferungen o.ä. in den Bautagesberichten nicht als Grundlage für die Vergütung gelten. Diese Angaben sind sinnvollerweise separat in eigener Regie bzw. in Ausmaßbüchern zur Bestätigung vorzulegen, um Ihnen die verbesserte Kontrolle zu ermöglichen.

Was steht in einem Bautagebuch?

Ein zentraler Aspekt des Bautagebuchs ist wie bereits erwähnt die Dokumentation der täglichen Baufortschritte. Dazu gehören detaillierte Angaben zu den erledigten Arbeiten, der Anzahl der Handwerker auf der Baustelle und der genutzten Maschinen. Zumindest einzutragen sind in die dafür vorgesehenen Formulare:

  • Baustelle mit Adresse, Datum, laufende Nummer des Berichtes
  • Wetterlage, Temperatur
  • Personalstand der Baustelle, mit Arbeiterkategorie und Stundenanzahl, auch für alle anderen anwesenden Firmen und Handwerker
  • Beschreibung der Arbeitsbereiche und Leistungen
  • Festgestellte Mängel, Ausführungsfehler, Reklamationen und Beanstandungen
  • Besondere Vorkommnisse wie z.B. Beschauten, Abnahmen, Behördenvisiten
  • Anordnungen, Festlegungen, Entscheidungen

Wetter, Bauarbeiter, Mängel: Warum ist das wichtig?

Schauen wir uns ein paar der typischen Dokumentationen in einem Bautagebuch genauer an. Warum etwa wird das Wetter eingetragen? Die Wetterbedingungen können einen erheblichen Einfluss auf den Bauprozess haben. Starke Regenfälle, Frost oder Hitze können Arbeiten verzögern oder deren Qualität beeinträchtigen. Tägliche Wetteraufzeichnungen helfen, die Auswirkungen des Wetters auf den Baufortschritt nachzuvollziehen.

Weiterer wichtiger Punkt sind die Materiallieferungen. Sämtliche eingegangene Lieferungen von Baumaterialien sollten im Bautagebuch mit Angaben zu Lieferdatum, Menge und Zustand der Materialien festgehalten werden. Dies erleichtert die Nachverfolgung von Materialien und sichert bei etwaigen Qualitätsmängeln die Reklamationsansprüche.

Auch sehr wichtig ist die Dokumentation von Mängeln und anderen erkannten Problemen, sie sollten ebenfalls unverzüglich im Bautagebuch dokumentiert werden, einschließlich der getroffenen Maßnahmen zur Behebung. Dies stellt sowohl eine interne Kontrollfunktion dar als auch eine dokumentarische Grundlage für eventuelle Gewährleistungsansprüche.

Auch die Protokolle von Baubesprechungen und wichtige Entscheidungen, die den Bauprozess beeinflussen, sind im Bautagebuch festzuhalten. Dies gewährleistet, dass alle Beteiligten auf dem gleichen Stand sind und getroffene Entscheidungen transparent und nachvollziehbar sind.

Warum ist ein Bautagebuch wichtig?

Das Führen eines Bautagebuchs ist eine unerlässliche Praxis im Bauwesen, die weit über eine einfache Dokumentationspflicht hinausgeht. Es spielt eine kritische Rolle in der Qualitätssicherung, der rechtlichen Absicherung und der Kommunikation innerhalb des Bauprojekts. Indem Sie die oben genannten Inhalte sorgfältig und regelmäßig in Ihr Bautagebuch einpflegen, sichern Sie nicht nur den reibungslosen Ablauf Ihres Bauprojekts, sondern schaffen auch eine wertvolle Dokumentation, die als Referenz für künftige Baumaßnahmen oder bei der Klärung von Unstimmigkeiten dienen kann.

AutorIn:
Datum: 30.04.2024
Kompetenz: Bauplanung und Bauaufsicht

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