e4-Ziegelhaus im Reality Check
Das erste e4-Ziegelhaus 2020 Europas wurde vor rund zwei Jahren fertiggestellt und seitdem einem umfassenden Monitoring durch das Austrian Institute of Technology unterzogen. Nun liegen erste Ergebnisse vor.
Das erste e4-Ziegelhaus 2020 Europas wurde vor rund zwei Jahren fertiggestellt und seitdem einem umfassenden Monitoring unterzogen. Nun wurden die bisher gesammelten Daten ausgewertet. Das Ergebnis: Das Haus gilt als Plusenergiegebäude und wurde gleichzeitig als Null-(CO2)-Emissions-Gebäude eingestuft.
Wissenschaftliches Monitoring
So wurde unter Berücksichtigung der aufgezeichneten Wärme- und Strommengen vom unabhängigen Forschungsinstitut Austrian Institute of Technology (AIT) eine Jahresbilanzierung über den Primärenergieverbrauch und die CO2-Emissionen in 2013 erstellt, wobei die Konversionsfaktoren zur Berechnung der Jahresbilanz der OIB Richtlinie 6 (OIB 2011) entnommen sind. Die AIT-Wissenschafter waren schon in der Planungsphase maßgeblich am Energiekonzept für das e4-Ziegelhaus 2020 beteiligt. Gemeinsam mit Prof. Klaus Kreč von der TU Wien haben sie die energetische Planung, Bewertung und Optimierung verantwortet. Für den Reality Check haben die Wissenschafter das Haus und seine Haustechnik mit aufwendiger Sensorik ausgestattet.
Reality Check bestanden
Trotz der trüben Wintermonate Januar und Februar 2013 weist das Gebäude eine negative Jahresbilanz hinsichtlich des Primärenergiebedarfs (nicht erneuerbarer Anteil) und der CO2-Emissionen auf. Denn selbst im winterlichen Waldviertel kommt die Beheizung ohne fossile Brennstoffe aus. Etwa 60 % des Jahresenergiebedarfes für Heizen und Warmwasser werden mit Solarenergie abgedeckt. Die restlichen 40 % werden im Winter durch einen Holzkessel erzeugt, der nur rund 3-5 Raummeter Holz benötigt. Das sorgt dafür, dass die Energiekosten für rund 280 m² beheizte Bruttogrundfläche nur etwa 700 Euro jährlich betragen.
Mit der Kraft der Sonne
Der im Inneren des Hauses zentral platzierte Solarwärmespeicher kann mit 9.580 Litern Fassungsvermögen rund 630 kWh Energie speichern. So konnten im Jahr 2013 42,5 Prozent des Jahreswärmeenergiebedarfes für Heizen und Warmwasserbereitung mit Solarenergie abgedeckt werden. Auch bei der Stromerzeugung setzt man auf die Energie der Sonne. Eine am Garagendach mit einer Größe von rund 49 m² und einer elektrischen Spitzenleistung bei Normbedingungen von etwa 6,5 kWp sorgt für den gesamten Strom für den Gebäudebetrieb und den Haushalt.
5.882 kWh produzierter Solarstrom steht einem Verbrauch von nur 4.650 kWh durch die Gebäudenutzung (inklusive Monitoring-Betrieb) gegenüber. Eine Herausforderung stellte in diesem Zusammenhang das Grundstück der Bauherren dar. Denn der längsrechteckige Baustreifen war nicht nach Süden ausgerichtet. Um jedoch ein Maximum an Sonnenenergie zu gewinnen, wurde die Solarfläche am Dach aus der Hauptachse des Hauses gedreht und zur Gänze nach Süden gewandt.
Massiv gebaut
Das „solare Plusenergiehaus“ wurde aus der neuesten Generation von Porotherm-Ziegeln mit einem U-Wert von 0,12 W/m²K aus dem Hause Wienerberger gebaut. Diese sind luftdicht doch diffusionsoffen und sorgen durch ihre innenliegende Mineralwolledämmung für sehr geringe Energieverluste. Ein Beweis, "dass es mit natürlichen, keramischen bereits heute möglich ist, innovative aber vor allem auch leistbare Gebäude von morgen zu errichten", sagt Christian Weinhapl, Geschäftsführer der Wienerberger Ziegelindustrie GmbH.
Neben einer klassischen Fußbodenheizung kommt zusätzlich ein in diesem Projekt entwickeltes Ziegelwand-Temperierungssystem zum Einsatz, das ähnlich einer Fußbodenheizung die Wärme über die Wand großflächig an den Raum abgibt und durch seine thermische Masse gleichzeitig auch als Speichermedium wirkt. Das System kann flexibel genutzt werden, so können die Räume im Sommer bei Bedarf auch gekühlt werden.