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Euro-Leitzinsen geraten ins Rutschen

Bis zum Sommer könnte der Euro-Leitzins auf ein Prozent sinken – hohe Sparzinsen sind dann Geschichte

In der Eurozone, der letzten verbliebenen „Hochzinsinsel“ unter den Industrieregionen, bahnt sich eine ganze Reihe von Zinssenkungen an. Der Start dürfte schon in dieser Woche fallen: Morgen, Donnerstag, entscheidet die Europäische Zentralbank (EZB) über ihren Leitzinssatz. Beobachter gehen ziemlich einhellig davon aus, dass dieser recht kräftig, nämlich um einen halben Prozentpunkt auf zwei Prozent, gesenkt wird. Das soll helfen, die grassierende Wirtschaftskrise – die schlimmste seit Jahrzehnten – etwas abzumildern.

Das ist aber erst der Anfang: Bis zum Sommer dürfte der Euro-Leitzinssatz in mehreren Schritten noch einmal deutlich sinken. Die Experten der Erste Sparinvest etwa gehen davon aus, dass der Satz noch im ersten Quartal auf ein 1,5 Prozent zurückgeht und bis zum Sommer auf ein Prozent absinkt.

Historisches Zinsen-Tief rückt näher

Damit wären die Euro-Zinsen auf einem wahrlich historischen Tief angekommen – aber keineswegs außerhalb der globalen Norm: Schon jetzt fahren Japan und die USA praktisch eine Nullzinspolitik, in der Schweiz können sich Banken bei der Notenbank um 0,5 Prozent refinanzieren und selbst in Großbritannien liegt der Leitzinssatz mit 1,5 Prozent recht deutlich unter dem der Eurozone.

Das bringt die Wirtschaft der Euroländer zusätzlich unter Stress: Die Zinsdifferenz erzeugt Aufwertungsdruck beim Euro. Ein starker Euro verteuert europäische Exportprodukte in Übersee – und das ist etwas, das die Exportbetriebe am allerwenigsten brauchen können. Die Devisenhändler scheinen freilich auch fix mit einer deutlichen Senkung des EZB-Leitzinssatzes zu rechnen: In den vergangenen Tagen ist der Kurs des Euro zum Dollar recht deutlich auf etwas mehr als 1,32 zurückgegangen. Zum Vergleich: Zum Jahreswechsel waren für einen Euro noch mehr als 1,40 Dollar zu bezahlen.

Gemischte Gefühle

Die erwartete deutliche Leitzinssenkung wird nicht nur Exportbetriebe, sondern auch alle Kreditnehmer freuen: Zinsen für geborgtes Geld dürften mit dem Leitzins sinken. Allerdings wohl nicht im selben Ausmaß, denn die „Verstopfung“ des internationalen Finanzsystems macht Kredite rarer und teurer.

Wenig Freude werden dagegen die Sparer haben, deren gebundene Einlagen derzeit vergleichsweise hoch liegen, weil die Banken dringend liquide Mittel brauchen. Die Erste Sparinvest rechnet damit, dass sich „Büchelsparer“ bald wieder mit Zinssätzen zwischen ein und zwei Prozent anfreunden werden müssen. Wer mehr will, müsse andere Anlageformen – etwa Investmentfonds – bevorzugen. (Die Presse)

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Archivmeldung: 13.08.2009

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