Mehr Dünger für Konjunkturpflänzchen
2013 war die Baubranche von Umsatzrückgängen geprägt. Nun zeigt sich leichter Optimismus. Walter Bornett, KMU Forschung Austria, fordert in seinem Gastkommentar offensive Maßnahmen als "Dünger" für die Unternehmen.
Nach dem äußerst schwachen Jahr 2013 verlief auch der Jahresbeginn 2014 für das Baugewerbe mehr als holprig. Für das zweite Quartal sind die Erwartungen aber relativ zuversichtlich.
Laut aktuellem Konjunkturbericht der KMU Forschung Austria ging der Umsatz 2013 preisbereinigt um 0,3% zurück. Im ersten Quartal 2014 zeigt das Stimmungsbarometer weiter ein Tief. Nur 15 % der Betriebe verzeichneten eine gute Geschäftslage. Der Auftragsbestand ist zwar um 4,1% gestiegen, allerdings von äußerst geringem Vorjahresniveau ausgehend. Die aktuelle Auftragslage ist weiterhin alles andere als berauschend. 62% der Unternehmen kämpfen mit Auslastungsproblemen.
Wie kann das sein? Der Bedarf ist doch da, sowohl im Neubau- als auch im Renovierungs- und Sanierungsbereich! Ja, aber es fehlt das Geld! Diverse „Reparatur- und Notfallhilfen“ engen den budgetären Spielraum der öffentlichen Hand extrem ein. Verunsicherung über die weitere wirtschaftliche Entwicklung gepaart mit zunehmenden Finanzierungsproblemen dämpfen die Investitionslust der Unternehmen. Sinkende Realeinkommen schwächen die Kaufkraft der Privatkunden.
Eine gefährliche Konstellation. Die daraus resultierend, anhaltend schwache Nachfrage hat eine äußerst schädliche Konsequenz: Den Kampf um jeden Auftrag, der mit der Preiskeule entschieden wird. 78% der Baugewerbebetriebe sind davon betroffen. Die ohnehin angespannte Ertragslage – 28% der Unternehmen arbeiten mit Verlust - kann sich unter solchen Rahmenbedingungen nicht verbessern.
Einige der kürzlich beschlossenen Regierungsvorhaben sind mit Sicherheit Schritte in die richtige Richtung, allerdings nur sehr kleine Schritte. Zum Beispiel die Reduzierung der Lohnnebenkosten. Durch die Verringerung der AUVA-Beiträge (-0,1% ab 1.7.2014) bzw. der Beiträge zum Insolvenzentgeltfonds (-0,1% ab 1.1.2015) wird die österreichische Wirtschaft um insgesamt rd. 200 Millionen Euro entlastet. Eine Arbeitsstunde wird dadurch allerdings um lediglich 4 Cent weniger kosten. Auch wenn die betragsmäßigen Auswirkungen für das einzelne Unternehmen die Wahrnehmungsschwelle kaum erreichen werden, ist damit aber immerhin eine Trendwende signalisiert.
Oder der ab 1. Juli 2014 in Kraft tretende Handwerkerbonus, der bestimmte Arbeitsleistungen bis Ende 2015 mit insgesamt 30 Millionen Euro bzw. im Einzelfall mit bis zu € 600,-- fördert. Experten rechnen mit einer zusätzlichen Wertschöpfung von 55 Millionen Euro durch die Eindämmung der Schwarzarbeit. Auch hier gilt: Der große Nachfrageschub, die Umsatzexplosion für den einzelnen Betrieb sind nicht zu erwarten. Dazu wäre eine mutigere, weitaus großzügigere Dotierung notwendig. Aber das kann und wird hoffentlich noch kommen.
Ob es die Ankündigung dieser und anderer Maßnahmen (Arbeitszeitflexibilisierung, Fortsetzung der Energieeffizienzförderung, Verlängerung der Schwellenwertverordnung) oder der Frühlingsbeginn waren, wer weiß. Jedenfalls sind die Unternehmerinnen und Unternehmer für das zweite Quartal 2014 mehrheitlich zuversichtlich und der Optimismus hat auch gegenüber den Vormonaten zugenommen. Als Dünger für dieses zarte „Konjunkturpflänzchen“, damit aus dem ohne jeden Zweifel vorhanden Bedarf auch Nachfrage entsteht, die zu vernünftig kalkulierten Aufträgen und Umsätzen führt, wären aber weitere offensive Maßnahmen enorm wichtig und äußerst dringend!