Fernkälte: Besser als die Klimaanlage?
Die Fernkälte ist das Pendant zur Fernwärme und funktioniert nach dem gleichen Prinzip - nur das eben warmes statt kaltes Wasser in den Rohrleitungen fließt. Wie genau die Kälte entsteht und warum ökologisch gesehen keine Klimaanlage mit der Fernkälte mithalten kann, lesen Sie hier.
Die Alternative zur Klimaanlage wird in Österreich immer beliebter, nicht zuletzt, weil das Kühlen angesichts der vielen Temperaturrekorde immer wichtiger wird. Mit Fernkälte lassen sich Gebäude in Hitzeperioden effizient herunterkühlen - im Vergleich zu herkömmlichen Kühltechnologien passiert das aber umweltschonender und klimafreundlicher.
Wie funktioniert Fernkälte?
Dem Prinzip nach sind Fernkälte und Fernwärme sehr ähnlich. Auch bei der Fernkälte wird Abwärme verwendet, die aus der Müllverbrennung und aus Kraft-Wärme-Kopplungen von Kraftwerken stammt. Nur wird dabei aus Abwärme nicht wieder Wärme, sondern es fließt stattdessen ungefähr 6 Grad kühles Wasser durch die Rohreitungen. Wie bei der Fernwärme auch können so ganze Gebäudekomplexe über ein Leitungssystem mit der Kälte versorgt werden. Das Wasser wird in den Gebäuden von der jeweiligen Haustechnikanlage übernommen und über Rohrleitungen in der Wand oder über Gebläsekonvektoren im ganzen Haus verteilt. Es nimmt die Wärme auf und lässt damit die Raumtemperaturen sinken. Anschließend fließt das Wasser mit ca. 16 Grad wieder zurück in die Kältezentrale, wo es erneut abgekühlt wird. In Linz wird z. B. das Drainagewasser der Donau zur Rückkühlung verwendet ("Free Cooling").
Welche Vorteile hat Fernkälte?
Wird die Fernkälte von Absorptionskältemaschinen erzeugt, ist sie wesentlich effizienter als viele kleine Klimageräte, die bekanntlich einen hohen Stromverbrauch haben. Laut Angaben der Wien Energie können so im Vergleich ganze 70 Prozent des Energieaufwands und 50 Prozent der CO2-Emissionen eingespart werden. Denn die Verwendung von Abwärme für den Betrieb der Absorptionskältemaschinen weist einen vielfach geringeren Ressourcenverbrauch auf als die Erzeugung von Strom (der ja häufig noch in Gaskraftwerken produziert wird). Ein weiterer Vorteil: Dank der Absorptionskältemaschinen werden auch in der warmen Jahreszeit die Fernwärmenetze stärker genutzt und zeitgleich das Stromnetz entlastet, da weniger strombetriebene Klimageräte zum Einsatz kommen.
Wo gibt es Fernkälte?
Aktuell kommt vor allem Wien in den Genuss des klimafreundlichen Kühlsystems, rund 80 Prozent des Fernkältenetzes entfallen auf die Bundeshauptstadt. Das Fernkältenetz in Österreich wird aber laufend ausgebaut, bis 2027 werden 135 Millionen Euro in den Ausbau investiert. Denn für die Fernkälte können nicht dieselben Rohrleitungen verwendet werden wie für die Fernwärme. Zum einen sind für Fernkälte größere Rohrleitungen nötig, zum anderen wird das Fernwärmesystem auch im Sommer zur Warmwasserbereitung benötigt.
Keine Fernkälte im Einfamilienhaus
Hauptsächlich werden bislang Gewerbe- und Bürogebäude, Krankenhäuser und andere große Objekte mit Fernkälte versorgt. Ein Anschluss an das Fernkältenetz bietet sich vor allem für den innerstädtischen Neubau an, auch eine Nachrüstung in älteren Gebäuden ist möglich, aber aufwändig. In denkmalgeschützten Gebäuden hat die Nachrüstung den Vorteil, dass die Fernkälte weniger Platz einnimmt als eine konventionelle Klimaanlage, bei welcher der Rückkühler am Dach miteingeplant werden muss. In der Regel nicht ans Fernkältenetz angeschlossen werden einzelne Haushalte bzw. Einfamilienhäuser, da die Verlegung der Rohrleitungen sehr aufwändig und teuer ist. Bereits umgesetzt, wenn auch bislang nur vereinzelt, wird der Fernkälteanschluss in Mehrparteienhäusern. Aufwand und Kosten sind für viele Eigentümer und Bauträger derzeit noch zu hoch.