Daniel Libeskind

Mit dem Jüdischen Museum Berlin machte er Furore, der Masterplan für Ground Zero wurde nicht nur gelobt, sondern auch zerrissen. Bei aller Kritik ist der Architekt jedenfalls ein ganz großer Star der Branche. Ein Porträt.

Ob Museum, Konzerthalle, Hotel oder Shoppingzentrum, Libeskinds Projekte sind weltweit bekannt – der individualistische Stil, die schroffe Formensprache, die unkonventionellen Entwürfe erregen immer wieder Aufmerksamkeit.

Von tanzenden Türmen bis gebrochenem Stern

Das Studio Daniel Libeskind mit Hauptsitz in New York und Büros in Mailand und Zürich, baut und plant am laufenden Band. In Seoul, Südkorea, entstehen etwa die „Dancing Towers“. Das Projekt besteht aus drei Wohntürmen, die durch ihre geschwungene Architektur bildlich „tanzen“. Weitere Projekte im Laufen sind unter anderen: Das "Centre De Congrès À Mons" in Belgien, der "Haeundae Udong Hyundai I'Park" - ein Büro- und Wohnturmprojekt in Südkorea, in China entsteht das "Zhang ZhiDong And Modern Industrial Museum" und die "Kö-Bogen Düsseldorf" werden Büros und Handelsflächen beheimaten. Die Liste der Projekte in Planung oder Bau ist lang, ebenso wie jene der abgeschlossenen.

In Deutschland verband Libeskind zum Beispiel beim Umbau des geschichtsträchtigen Militärhistorischen Museum in Dresden nicht nur Alt und Neu. Mit einer überdimensionalen Stahlkonstruktion, die die Form eines gebrochenen Davidsterns hat, bricht Libeskind die Symmetrie des Altbaus – und vielleicht auch mit der belasteten Geschichte des Gebäudes, das schon 1897 ein Museum beheimatete und unter Nazis ebenso wie unter sowjetischer Führung stand. Libeskind selbst ist übrigens Kind von Überlebenden des Holocausts und verbrachte einen Teil seines Lebens in Israel, wo er vor seiner Architektenlaufbahn Musik studierte.

Schicksals-Datum mit Folgen

Spätestens 2001 startete Libeskind durch: Die Eröffnung des Jüdischen Museums Berlin fand am 11. September – dem Tag des Terroranschlags in New York, bei dem die Twin Towers komplett zerstört wurden, statt. Libeskind sorgte mit diesem Referenzprojekt auf Grund der außergewöhnlichen Form für Furore. Das Innenleben des Gebäudes ist geprägt von scharfen Ecken und Kanten, leeren Räumen und schrägen Böden. Dass Libeskind aber noch mehr mit dem historischen Ereignis des 11. September verbinden wird, stellt sich erst zwei Jahre später heraus.

Zwischen Anerkennung und Hohn

So gewinnt Libeskind 2003 die Ausschreibung für den Neubau des World Trade Centers in New York – setzt sich gegen die größten Kapazunder der Branche durch, erntet für seinen Entwurf aber ebenso Lob wie Kritik, Anerkennung und Hohn. „Der geprügelte Triumphator“ titelt etwa die deutsche Zeitschrift „Spiegel“. Denn der Masterplan für den emotionsgeladenen Ground Zero muss adaptiert werden, die unterschiedlichen Interessen zerreissen den ursprünglichen Plan. Libeskind aber nimmt es mit Fassung und betont in den Medien, wie nahe das was gebaut wird, an der Vision liegt.

Libeskind - ein Stehaufmann

Dass der "Triumphator" aber nach wie vor dick im Geschäft ist, ist unumstritten. Außerdem lehrt Libeskind Studenten und ist laufend als Vortragender bei Fachtagungen und Kongressen zu finden. Er ist verheiratet und lebt mit seiner Frau in New York. Im Studio Daniel Libeskind entwickeln rund zwanzig Mitarbeiter Großprojekte ebenso wie Ausstellungsflächen. Das Studio wurde 1989 gegründet, nachdem Libeskind die Ausschreibung für das Jüdische Museum in Berlin gewonnen hatte. Ursprünglich in Berlin beheimatet, übersiedelte der Architekt anlässlich der Planung von Ground Zero sein Büro nach New York.

Auswahl abgeschlossener Projekte:

  • Reflections (Keppel Bay) ein Wohnblock mit Hochhaus und Flachbau-Villen in Singapur. Fertiggestellt 2011
  • Westside, ein Freizeit- und Einkaufszentrum in Bern (neues Brünnen-Quartier), Schweiz. Fertiggestellt 2008
  • Contemporary Jewish Museum, San Francisco, USA. Fertiggestellt 2008
  • Michael Lee-Chin Crystal, Erweiterungsbau des Royal Ontario Museum in Toronto, Kanada. Fertiggestellt 2007
  • Maurice Wohl Convention Centre der Bar-Ilan-Universität, Ramat Gan. Fertiggestellt 2005
  • Innenausbau des Jüdischen Museums im historischen Bootshaus von Kopenhagen. Fertiggestellt 2004
  • London Metropolitan University in London, England. Das Graduiertenzentrum wurde im März 2004 fertiggestellt.

 

 

 

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Datum: 30.04.2013

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