Hochhaus aus Holz

Ob Blockhütte oder Wohnhausanlage mit Holz lassen sich Großprojekte ebenso realisieren wie ein Einfamilienhaus. Dank hohem Vorfertigungsgrad ist die Fertigstellung des Rohbaus in kurzer Zeit möglich. Moderne Technik sorgt für größtmöglichen Brandschutz.

Die klassische Holzhütte am Bach oder das Blockhaus am Seeufer werden mittlerweile durch moderne Holzgebäude – auch im städtischen Raum – ergänzt. Ob Kindergarten, Fertigteilhaus, oder mehrgeschossige Wohn- und Bürogebäude, das Material ist vielfältig einsetzbar. "Der hohe Vorfertigungsgrad, die rasche Bauweise, das ökologisch einwandfreie Material gekoppelt mit einer intelligenten Architektur sprechen eindeutig für den Holzbau", meint etwa Manfred Brandstätter, Geschäftsführer der Österreichischen Gesellschaft für Holzforschung (ÖGH).

Vor allem der mehrgeschossige Holzbau stellt eine Herausforderung dar. Die Brandschutzvorschriften in Österreich geben vor, dass bei Gebäuden mit mehr als vier Geschossen, nicht brennbare Bauteile verwendet werden müssen. Trotzdem wird in Wien in der Wagramer Straße ein Massivholzbau der Gebäudeklasse fünf realisiert. Denn wird das Schutzziel erreicht, dann dürfen auch brennbare Bauteile verwendet werden. So muss nachgewiesen werden, dass sich die Bauteile bei Dauerbeflammung mindestens 90 Minuten lang nicht entzünden. Möglich macht den Bau eine mineralische Verkleidung der Holzkonstruktion. An der Fassade verputzt und innen mit Gipskarton beplankt, ist eine Entzündung der Holzbauteile, so die Projektentwickler, ausgeschlossen.

Der Wohnbau in der Wagramer Straße ist Österreichs höchster Wohnbau in massiver Holzbauweise. Aber auch in Dornbirn, Innsbruck, Salzburg und weitere Mehrgeschosser in Wien zeigen die Machbarkeit solcher Projekte. Brandstätter sieht einen eindeutigen Trend zum mehrgeschossigen Holzbau: "Er wird in Zukunft verstärkt von den ländlichen Gebieten in die Stadt kommen und hier auch – im wahrsten Sinne des Wortes – an Höhe gewinnen."

Positive Ökobilanz

Holz ist ein heimischer, stetig nachwachsender, natürlicher Rohstoff und die Waldbewirtschaftung in Österreich ist nachhaltig. So wird nicht mehr Holz geerntet als jährlich nachwächst. Der Einsatz des Materials ist auch klimaschonend. Ein Kubikmeter Holz speichert eine Tonne Co2. "Baue ich mit Holz verlängere ich diesen Effekt auf die Lebensdauer des Gebäudes und trage so positiv zum Klimaschutz bei", so Georg Binder, Geschäftsführer von proHolz Austria. Und: "Holz ist gespeicherte Sonnenenergie. Wer mit Holz baut ersetzt damit energieintensive Materialien wie zum Beispiel Aluminium oder Stahl".

Brandverhalten ist berechenbar

Ein Problem bei der Holzbauweise etwa im urbanen Raum und im mehrgeschossigen Wohnbau könnte eine hohe Brandgefahr sein. Doch mittlerweile hat sich der Holzbau so weiter entwickelt, dass Mehrgeschosser aus Holz gebaut werden können und die Gebäude allen Brandschutzrichtlinien entsprechen.

Jedes moderne Haus muss die Brandschutzanforderungen erfüllen, das gilt auch für Gebäude aus Holz. Deshalb werden tragende Bauteile aus Holz in der Regel mit feuerhemmenden Materialien wie Gipsplatten bekleidet. Dadurch sind die Oberflächen der Wände nicht brennbar. Hinzu kommt, dass die Zellen im Material, deren Wände aus Cellulose, Lignin und Polyosen aufgebaut sind, und Wasser, das im Holz enthalten ist, für eine geringe Wärmeleitfähigkeit sorgen. So brennt Holz sehr langsam und berechenbar. Im Gegensatz zu einem aus Stahlbeton gebauten Haus, kann man im Falle von Holz genau vorhersagen, wie lange es den Flammen standhält. Moderne Brandschutzkonzepte, Bauvorschriften und die Eigenschaften des Rohstoffs halten Brände also nicht gänzlich fern, bringen aber keine höhere Brandgefahr im Vergleich zu Massivbauten aus anderen Materialien mit sich.

Holz zeichnet sich besonders durch hohe Festigkeit und Tragkraft bei geringem Eigengewicht aus. Der Baustoff wird deshalb vielfältig im Hausbau eingesetzt. Auch im mehrgeschossigen Wohnbau findet der nachwachsende Rohstoff Verwendung. Holz eignet sich besonders für den Systembau und die Vorfertigung ganzer Gebäudeteile. Im Hochbau zeichnet es sich außerdem durch eine hohe statische Qualität aus. Je nach Bedarf kann Holz vielfältig verbaut werden. Generell wird zwischen Rahmenbauweise, Skelettbauweise und Massivholzbauweise unterschieden.

Verschiedene Bauweisen, vielfältige Anwendung

Die Rahmenbauweise ist sehr flexibel und beliebt im Fertighausbau. Dabei wird ein tragendes Gerüst aus Holzbalken mit Plattenwerkstoffen beplankt. Die Plattenwerkstoffe sind üblicherweise Holz- oder Gipsfaserplatten. Ein großer Vorteil dieser Bauweise ist der hohe Vorfertigungsgrad. So kann der Rohbau innerhalb weniger Tage errichtet werden.

Der Holzskelettbau hat sich aus dem klassischen Fachwerkbau entwickelt. Das Traggerüst aus Holz ist das Grundelement, das durch Auskreuzungen, zum Beispiel aus Stahl, stabilisiert wird. In dieser Bauweise lassen sich sehr große Glasflächen realisieren und auch hier ist der Vorfertigungsgrad hoch.

Ein Vorteil der Massivholzbauweise mit Vollholzelementen ist der hohe Brandwiderstand. Die Brettsperrholztafeln, die vor allem für Wände und Decken verwendet werden, finden im mehrgeschossigen Holzbau immer öfter Anwendung.

AutorIn:
Datum: 31.08.2012
Kompetenz: Holzbau

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