Luxusimmobilien: In der Krise wächst Begierde

Kurseinbrüche verunsichern Investoren Viel Nachfrage nach Top-Objekten, doch nicht alles wird gekauft.Nachfrage bei neuem Projekt in der Wiener Neutorgasse: 400 Vormerkungen für 34 Wohnungen.

Es scheint paradox: Während in der heimischen Wirtschaft das Gespenst der Rezession an die Tür klopft, ist am Markt für Luxusimmobilien das genaue Gegenteil von Zurückhaltung zu bemerken. Geld für den Kauf der Ferraris und Lamborghinis unter den Eigentumswohnungen ist genug vorhanden, denn Multimillionäre bleiben Multimillionäre, auch wenn ihre Aktiendepots enorm an Wert verloren haben. Nun sind sie auf der Suche nach etwas Sicherem und Handfesten und da bieten sich Luxusimmobilien geradezu an - zumindest bestimmte Objekte.

Manche sehen Boom ...
"Wir orten seit drei bis vier Wochen eine massive Nachfrage in der gehobenen Preisklasse, die Anfragen sind so massiv wie selten zuvor", erläutert Richard Buxbaum, der Leiter des Bereichs Wohnimmobilien und Zinshäuser bei Otto Immobilien. Von einem Abschwung könne in dieser Immobilienklasse überhaupt keine Rede sein, der Trend gehe genau in die Gegenrichtung.

Als Beispiel dafür, wie ungebrochen das Interesse potenzieller Investoren ist, verweist Buxbaum auf ein Neubau-Projekt seines Unternehmens mit der Immorent in der Neutorgasse 4-8 in der Wiener City. Obwohl die 34 Luxuswohnungen erst seit einer Woche am Markt seien, habe man schon 400 Vormerkungen. "Auch wenn das Objekt erst im Sommer 2010 fertig wird, gehen wir davon aus, dass schon zu Weihnachten ein deutlicher Anteil dieser Wohnungen vergeben sein wird", sagt Buxbaum auf Anfrage.

Die "Sicheren Häfen"?
Als Grund für diesen Nachfrageboom nennt er die Tatsache, dass durch die Finanzkrise Anleger noch am ehesten Immobilien vertrauen; sie wollen die Ware ?angreifen können und nicht irgendein Papier in der Hand haben, auf dessen Werthaltigkeit man derzeit nur schwerlich vertrauen könne, meint Buxbaum. Und wer selbst nicht an den inneren Wert von Immobilien glaube, neige gar dazu, sein Geld zuhause zu parken, lässt Buxbaum durchblicken.

... andere dagegen nicht
Eher verhalten ist allerdings derzeit das Interesse ausländischer Investoren an heimischen Luxusobjekten: internationale Käufer würden momentan stärker auf Abwarten setzen und sehr zurückhaltend agieren. Mittelfristig würden sie aber besonders Wien wieder als Destination für Investitionen in Luxusimmobilien entdecken, meint Buxbaum. Früher habe ja die österreichische Metropole als vergleichsweise unspektakuläre Destination mit solidem Image gegolten, jetzt würde diese Vorstellung und Einschätzung dem "supersoliden" Wien zugutekommen.

Richtig ins Schwärmen hinsichtlich der Entwicklung am Markt für Top-Immobilien kommt Martin Müller, Geschäftsführer der J+P Immobilienmakler GmbH: "Der qualitative innenstädtische ?Bereich ist sogar stärker als vor der Krise."

City-Wohnung geht besser ...
Dieses Jahr sei es fantastisch gelaufen, der Oktober war "der beste Monat im ganzen Jahr 2008". Die Leute würden angesichts der Krise bewusst in Immobilien gehen, was aber primär für innerstädtisches Wohneigentum gelte. Ähnlich fällt das Resümee von Buxbaum aus. Bei Villen in Grünlage der Hauptstadt (primär im 13., 18. oder 19. Wiener Gemeindebezirk) laufe es dagegen weniger gut. Diese Objekte seien als Direktanlage weniger trendy, weil die Vermietung solcher deutlich größeren und teureren Objekte schwieriger sei als bei Eigentumswohnungen.

... Randlage-Villa weniger
Luxusimmobilien trotzen der Krise, so Georg Spiegelfeld vom gleichnamigen Immobilienunter-nehmen. Sein Credo: Grundbuch schlägt Sparbuch. Der innere Wert einer Luxusimmobile werde standhalten, selbst wenn man weniger Rendite lukrieren sollte. "Ein tolles Objekt in guter Lage und Erhaltungszustand bringt mehr als ein Sparbuch", so Spiegelfeld. Seiner Einschätzung nach ist bei Transaktionen momentan eher Abwarten angesagt.

Einig sind sich Branchenkenner, dass für Luxusobjekte auf Zeit wie Managerwohnungen eher düstere Zeiten kommen, denn die exorbitanten Managergagen werden reduziert, sodass sie sich billigere Bleiben suchen müssen. Die Folge sei in London bereits spürbar: dort seien viele Luxus-Miet-?objekte schon relativ günstig zu haben. Was in Wien außerdem passieren könnte: Manch internationaler Konzern wird sein Führungspersonal überhaupt aus der Donaumetropole abziehen.

Wie warme Semmeln
Andreas Ridder, Österreich-Chef des Immobilienberatungsunternehmens CB Richard Ellis, hört wenig von einem Boom im Luxusbereich. Weg wie die warmen Semmeln würden dagegen kleinere und mittlere Wohnungen in einer Preisspanne von 200.000 bis 300.000 € gehen, größere dagegen eher schleppend.

Von einem Preisanstieg bei Luxusimmobilien generell hat Ridder also noch nichts bemerkt; dazu trage wohl auch die Tatsache bei, dass bei den sprichwörtlichen reichen Russen der Rubel jetzt alles andere als locker sitze.
(Quelle: Medianet)

AutorIn:
Datum: 12.08.2009

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